Wesel. Das Filmfestival Niederrhein ist zum wichtigen Teil der Weseler Kulturszene geworden. Jetzt gibt’s den Ehrenamtspreis der Stadt für das Team.

Die Idee zum Niederrhein Filmfestival entstand bei Stephan Hanf und seinen Mitstreitern im Jahr 2017. „Da kamen einige Dinge zusammen“, erzählt der heutige Festivalleiter. Das Scala habe als Kulturspielhaus wiedereröffnet, Geschäftsführerin Karin Nienhaus kannte er über ein paar Ecken und während seines Studiums in München hatte Hanf schon als Filmproduzent gearbeitet. „Außerdem“, so der 37-Jährige, „fiel mir auf, dass es an der deutsch-polnischen oder deutsch-tschechischen Grenze einige Grenzland-Filmfestivals gibt, am Niederrhein aber gar nicht.“

Dabei sei die Verbindung zu den Niederlanden ja ansonsten sehr eng, nur ein deutsch-niederländischer Wettbewerb fehlte noch. „Wir haben dann auch direkt eine Förderung der Stadt Wesel erhalten, die uns ohnehin immer sehr unterstützt“, erklärt Hanf. Trotzdem sei das Niederrhein Filmfestival anfangs natürlich ein Experiment gewesen.

Doch das siebenköpfige Kernteam, zu dem unter anderem Nicole Bach, Marie-Christin Körber, David Zabel, Frank Busch und Monika Stallknecht gehören, hat es geschafft, das jährliche Event im Scala zu etablieren und zum festen Bestandteil des Weseler Kulturlebens zu machen. Im Oktober bot es schon zum vierten Mal Filmemachern und jungen Talenten aus der Region und den Niederlanden die Chance, sich mit ihren Werken zu präsentieren.

Publikum hat niederländische Filme ins Herz geschlossen

„Wir machen alles ehrenamtlich neben unseren normalen Jobs, aber weil wir ein tolles Team sind und auch vom Scala viel Unterstützung bekommen, klappt es sehr gut“, sagt Hanf, der bei der Hochschule Kleve und beim Haldern Pop arbeitet. „In den Wochen vor dem Festival ist am meisten zu tun, da wir ja dann auch die zahlreichen Einreichungen anschauen und auswählen“, so der Leiter. Über 1300 Kurzfilmbeiträge waren es beim letzten Mal.

Karin Nienhaus, Stephan Hanf und Monika Stallknecht, von links, gehören zum Team des Festivals.
Karin Nienhaus, Stephan Hanf und Monika Stallknecht, von links, gehören zum Team des Festivals. © FUNKE Foto Services | Erwin Pottgiesser

Ganz verschiedene Genres werden beim Festival dann gezeigt und von der Jury und dem Publikum prämiert. „Uns geht es immer auch um den Diskurs. Viele deutsche und niederländische Filmemacher kommen an diesen Tagen nach Wesel, um mit den Zuschauern ins Gespräch zu kommen und kontrovers über ihre Beiträge zu diskutieren“, erklärt Hanf. Das Publikum habe gerade die niederländischen Filme wohl ziemlich ins Herz geschlossen, schon das zweite Jahr in Folge gewann ein Beitrag aus dem Nachbarland den Publikumspreis.

Ehrenamtspreis war Überraschung

Auch Schüler und Schülerinnen der Niederländisch-Klasse an der Gesamtschule am Lauerhaas schauen sich die Kurzfilme an und sprechen darüber. Sebastian Eumann unterrichtet die Sprache dort und legt viel Wert auf die Erfahrungen, die seine Schüler beim Filmfestival machen können. Auch Stephan Hanf kam schon während seiner Schulzeit mit Filmen in Berührung. „Da gab’s noch kein YouTube und wir haben dann mit Freunden und in der Schul-AG selber Filme gemacht“, erzählt er. Daraus habe sich eine Faszination entwickelt, die bis heute anhält.

Jetzt erhält der Trägerverein „Filmkultur am Niederrhein“ den Ehrenamtspreis der Stadt Wesel, der wegen der Pandemie allerdings erst im kommenden Jahr verliehen werden kann. Eine schöne Anerkennung, findet Hanf. „Wir haben damit überhaupt nicht gerechnet, das war eine richtige Überraschung und wir freuen uns alle sehr.“ An Manuel Kodrun, der 2020 verstarb und Gründungsmitglied war, wird Hanf bei der Preisverleihung besonders denken. „Er war sehr wichtig für die Entwicklung des Festivals.“