Wesel. Beim Niederrhein Filmfestival gewann Katarina Jazbec aus Rotterdam gleich zwei Preise. Über 1300 Einsendungen waren eingegangen.

Zur inzwischen vierten Auflage des Niederrhein Filmfestivals kamen am Samstagabend Teilnehmer und Besucher im „Scala Kulturspielhaus“ zusammen. Im Vorfeld wurden aus mehr als 1300 Einsendungen insgesamt 16 Filme ausgewählt und der Jury, bestehend aus den Vorjahressiegern, sowie den 100 Besuchern vorgestellt. In den Kategorien Deutschland und Niederlande gab es als Siegertrophäe eine Silberne Kopfweide. Die Zuschauer kürten beim Publikumspreis ihren Favoriten. Alle drei Preise waren mit 500 Euro dotiert.

Filmische Sprache mit Bewegungs- und Tanztechniken

Die 30-jährige Katarina Jazbec aus Rotterdam räumte ganz groß ab: Mit ihrem Beitrag „You can’t automate me“ gewann sie nicht nur den Preis bei den niederländischen Filmen, sondern auch den Zuschauerpreis. In ihrem Film stellt sie in eindrucksvollen Bildern die Hafenarbeiter in Rotterdam vor. Die „Lascher“ sichern mit schweren Metallstangen die Container, bevor die Schiffe auf ihre lange Reise gehen. Umgeben von selbstfahrenden Fahrzeugen und ferngesteuerten Kränen verrichten sie ihre gefährliche Arbeit.https://www.nrz.de/sport/lokalsport/wesel-hamminkeln-schermbeck/abonnieren-sie-den-newsletter-fuer-wesel-und-umgebung-id228185069.html?ssssffwfwfw

Die ausgezeichneten Filmemacherinnen Katarina Jazbec (links) und Joey Arand (rechts). Maria Bisaliev (Mitte) hat Arand beim Filmprojekt unterstützt.      
Die ausgezeichneten Filmemacherinnen Katarina Jazbec (links) und Joey Arand (rechts). Maria Bisaliev (Mitte) hat Arand beim Filmprojekt unterstützt.       © Unbekannt | Foto: Dirk Kleinwegen

Jeder Körper erzählt dabei seine eigene Geschichte – beispielsweise die von der Trauer um einen Kollegen, der bei der Arbeit gestorben ist. Dabei setzt die aus Slowenien stammende Filmemacherin auf eine filmische Sprache, die auf Bewegungs- und Tanztechniken aufbaut.

Bevor es zu den Gewinnern des Festivals ging, konnten die Besucher einige Filme im Vorprogramm bestaunen: So wurde der Kurzfilm „Meeting“ von Vorjahresgewinner Jannis Alexander Kiefer gezeigt.

Ein augenzwinkernder und ironischer Blick auf die in Corona-Zeiten üblichen Videokonferenzen zeigt, wie eine perfekte geplante virtuelle Konferenz schnell aus dem Ruder laufen kann und offenbart dabei unfreiwillig auch das private Umfeld der Protagonisten.

Hommage an Charles Bukowski

Lars Böhnke steuerte den Beitrag „Eine finstere Stadt“ bei. Der Weseler Regisseur hatte das erste Filmfestival 2018 gewonnen und seitdem einige beachtliche Tier- und Reisedokumentationen produziert.

Bei seinem aktuellen Film begab er sich auf die Spuren von Kultregisseur David Lynch und erstellte eine Hommage an den Schriftsteller Charles Bukowski.

Gedreht wurde der Film unter anderem im Weseler Scala und am Rheinufer. „Jetzt kommt ein heikler Programmpunkt“, erklärte David Zabel, der als Moderator durch den Abend führte, „wenn Sie zart besaitet sind, schnell aus der Fassung geraten oder brutale Bilder nicht gut verkraften, empfehle ich Ihnen, jetzt vor die Tür gehen“.

Hochwertig und unterhaltsam

Den deutschen Award gewann Joey Arend. Die Künstlerin und freischaffende Filmemacherin arbeitet an der Kunsthochschule Kassel als Lehrkraft im Bereich Visuelle Kommunikation. In ihrem Film „21:71“ geht ein älterer Mensch durch die eigene Wohnung. Die Kamera nimmt dabei den Blick der Person auf. Erinnerungen ziehen vorbei, verblassen und werden zu einer neuen Realität.

Die Zuschauer erlebten bei diesem Festival eine interessante, hochwertige und unterhaltsame Auswahl an Kurzfilmen. Die Veranstalter, Sponsoren, Filmemacher, aber auch die zahlreichen Besucher freuen sich schon auf die Ausgabe im nächsten Jahr.