Wesel. Am 7. November eröffnet im LVR-Museum Wesel eine Ausstellung, die an das Wirken der Künstlerin Marlene Lipski erinnert. Sie starb 2019.

Vor zweieinhalb Jahren verstarb die Weseler Künstlerin Marlene Lipski, doch ihr Wirken kann noch immer in vielen öffentlichen Gebäuden bewundert werden. In der Leitstelle der Weseler Feuerwehr zieren zum Beispiel ihre Flammenmotive eine große Wand.

Jetzt stellt das LVR-Niederrheinmuseum Lipskis künstlerische Entwicklung von den Anfängen in der DDR über ihre Zeit in Düsseldorf bis hin zu ihren großen Kunstzyklen in den Mittelpunkt einer Sonderausstellung. Sie wird am Sonntag, 7. November, eröffnet und läuft bis zum 9. Januar 2022. Bei Museumsleiter Veit Veltzke entstand bereits im vergangenen Jahr der Wunsch, eine Ausstellung mit den Werken der Künstlerin, die seit 1984 in Wesel lebte, zu gestalten. Damals fand bereits eine Gedächtnisausstellung in Lipskis ehemaligem Atelier statt, die auch Veltzke besuchte.

„Marlene Lipski verdient es, mit ihrer ganz besonderen Technik Resonanz zu finden“, sagt der Museumsleiter. Sie habe damit deutsche Kunstgeschichte geschrieben. Acrylbilder, die sie selbst mit viel Arbeit und Hingabe gemalt habe, habe sie willkürlich wieder zerschnitten, nur um sie dann wieder zusammenzusetzen und zu übermalen, erklärt Veltzke. „Das ist sehr selten und höchst innovativ.“

Diese Technik habe sie bei fast allen der 55 Werke, die in der Ausstellung zu sehen sind, angewandt. Sie haben oft auch Heimatbezug oder beschäftigen sich mit den Elementen Wasser, Feuer und Erde. „Rheinufer mit Schneckenhaus/Erde bei Haus Götterswick“ oder „Erdbohrung Wesel“ heißen diese großflächigen Bilder, die alle aus dem familieneigenen Fundus stammen.

Ein Jahr saß Lipski im Stasigefängnis Leipzig ein

Lipskis Bilder sind meist großformatig.
Lipskis Bilder sind meist großformatig. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

So haben Jürgen Borchert, Ehemann der verstorbenen Malerin, und ihre Tochter Linda Lipski maßgeblich an der Verwirklichung der Ausstellung mitgewirkt. „Die Aufbereitung war teilweise hart für mich“, sagt Borchert. Sie sei mit ganz vielen Erinnerungen verbunden und somit auch Trauerarbeit gewesen. „Ich war sehr berührt, als ich das erste Mal ins Museum kam und die Bilder an den Wänden gesehen habe“, erzählt Linda Lipski. „Wir glauben, dass sich meine Mutter sehr gefreut hätte.“

Marlene Lipski hatte schon viel erlebt, bevor sie in den 1980er-Jahren an den Niederrhein kam. Aufgewachsen in der DDR als jüngstes Kind einer Pfarrersfamilie stellte sie schnell fest, dass ihr das Land wenig Möglichkeiten bot, sich frei zu entfalten. Kunst zu studieren stand außer Frage, stattdessen machte sie eine Schneiderlehrer, eine Töpferlehre und studierte ein paar Semester evangelische Theologie. 1970 beschloss sie zu fliehen und wurde beim illegalen Grenzübertritt geschnappt. Ein Jahr saß sie im Leipziger Stasigefängnis ein, bevor sie in den Westen abgeschoben wurde.

Absolventin der Kunstakademie

So kam sie an die Kunstakademie Düsseldorf, wo sie auch Jürgen Borchert kennenlernte. In Wesel machte sie im Haus an der Johann-Sigismund-Straße ihre Galerie auf, gab außerdem Kunst- und Mappenkurse an der VHS. Später kam eine eigene Malschule hinzu, bis sich Lipski irgendwann nur noch der eigenen Kunst widmete – mit Ausstellungen im Gewandhaus in Leipzig, im sächsischen Landtag und vielen anderen Museen.

Die Ausstellung „Marlene Lipski *1947 †2019, Rückblick“ läuft vom 7. November bis 9. Januar. Montags ist das Museum geschlossen. Dienstags bis sonntags hat es von 11 – 17 Uhr geöffnet (Gruppenführungen für Schulklassen ab 10 Uhr möglich). Jeden ersten Freitag im Monat ist der Eintritt frei. Ansonsten: Erwachsene 4,50€, ermäßigt 3,50€, Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren frei.