Kreis Wesel. Sollten Eis und Schnee die Straßenverhältnisse beeinträchtigen, stehen die Bauhöfe der Gemeinden bereit. Salzlager sind gefüllt, Geräte überprüft.

Auch der Niederrhein kann manchmal Winter – das haben die Schneemassen im Februar bewiesen, die die Grenzen der Winterdienste aufgezeigt haben. Jetzt, im November, stehen die Winterbereitschaften schon. Hat die Erfahrung zu Änderungen geführt?

Viele Bürger in Wesel hatten sich über den Winterdienst beschwert – zu Unrecht, findet ASG-Chef Mike Seidel. Seine Leute hätten mehr als das gesetzlich Notwendige getan und auch in Straßen geräumt, für die kein Winterdienst vorgesehen ist – damit die Müllabfuhr wieder arbeiten kann. Vom 7. bis zum 15. Februar habe der Winterdienst rund 6520 Kilometer gefahren, 4750 gestreut und geräumt, 1100 Kilometer Radwege von Schnee und Eis befreit und 3700 Kilometer Gehwege.

Ein Streusalzsilo in Wesel auf dem Betriebshof vom ASG Wesel.
Ein Streusalzsilo in Wesel auf dem Betriebshof vom ASG Wesel. © FFS | Markus Weissenfels

160 Einsatzstunden kamen für die Handstreuung am Bahnhof zusammen. „Ein zeitlich und räumlich konzentriertes Starkschnee-Ereignis als Standard für jeden kommenden Winter zu definieren, wäre sicherlich nicht korrekt. Das richtige Maß zu finden ist wichtig“, sagt er, schließlich habe es zuvor zuletzt im Jahr 1967 solche Schneemassen gegeben. Dennoch habe der ASG nun die Streutouren optimiert, die Dienstmodelle für den Winterdienst verändert und die Ausrüstung der Fahrzeuge verbessert.

Doch nicht nur kommunale Straßen hatten für Kritik gesorgt, auch der Winterdienst auf Landes- und Kreisstraßen. „Wir haben nichts geändert“, sagt Jens Kampen, der den Winterdienst des Kreises koordiniert. „Nur wenn diese Winter die Regel würden, müssten wir uns darauf einstellen.“ 192 Kilometer Straße und 183 Kilometer Radwege gehören zu den Kreisaufgaben.

Der Kreisbauhof sieht sich gerüstet: sechs Fahrzeuge, 20 Mitarbeiter, 60.000 Liter Sole und 400 Tonnen Streusalz sind gelagert. In einem gemeinsamen Notlager mit der Stadt Wesel stehen weitere 600 Tonnen bereit. Um 3 Uhr in der Frühe beginnt der Winterdienst, systematisch nach definierten Dringlichkeitsstufen. „Wir können nicht überall gleichzeitig sein“, sagt Stephan Lamprecht vom Landesbetrieb Straßen NRW, „wir können nur nach Leibeskräften räumen“. Der Landesbetrieb sieht sich gewappnet für den nächsten Winter: Die Lager seien gefüllt und die Straßenmeistereien startklar.

Thomas Rotz bringt Streusalz auf einem Gehweg am Weseler Bahnhof aus.
Thomas Rotz bringt Streusalz auf einem Gehweg am Weseler Bahnhof aus. © FFS | Lars Fröhlich

Die Winterdienstbereitschaft der Stadt Hamminkeln beginnt am 22. November und läuft bis zum 20. März. Der Bereitschaftsdienst beginnt täglich ab 3.30 Uhr – mit jeweils zwölf Mitarbeitern, die wöchentlich wechseln. Ab 7 Uhr gliedern sich zusätzlich Handstreukolonnen in den Winterdienst ein. Beim Winterdienst sind Schulgebäude, Kindergärten und Schulbusstrecken (insgesamt 140 Kilometer Länge) mit höchster Priorität versehen. Als Fahrzeuge kommen dabei ein Lkw und ein Unimog jeweils mit einem Aufsatzstreuer und zwei Unimogs mit Hängerstreuer zum Einsatz. Auf Geh- und Radwegen sowie an öffentlichen Gebäuden sind drei Kleingeräteträger im Einsatz. Im Lager der Stadt befinden sich rund 250 Tonnen Streusalz.

Auch Schermbeck sieht sich gut gerüstet. „Alle Geräte sind überprüft und einsatzbereit, unser Streusatzsilo ist mit 50 Tonnen komplett gefüllt. Der Winter kann kommen“, sagt Peter Claeßen, der Leiter des Bauhofs in Schermbeck. Er hat zwei Streugruppen zu je sieben Personen, die bei Bedarf ausrücken könnten. Dafür stehen ihnen drei Fahrzeuge zur Verfügung: Ein Lkw mit Schneeschild kann vorne den Schnee zur Seite schieben und gleichzeitig hinten Sole (also Flüssigsalz) auf die Straßen aufbringen – in der Regel 10 bis 15 Gramm pro Quadratmeter. Zwei Schmalspur-Traktoren können Geh- und Radwege räumen und Trockensalz streuen. Außerdem zieht eine Handkolonne los, um an Brücken und Bushaltestellen zu arbeiten. „Wir arbeiten nach drei Prioritätsstufen“, erläutert der Bauhof-Chef. Von den 24 Kilometern Ortseingangsstraßen (oder Hauptstraßen) bis zu Nebenstraßen und kleineren Ortsstraßen.

Auch inHünxe ist man auf einen möglichen Wintereinbruch vorbereitet. Wie Hauptamtsleiter Klaus Stratenwerth erläutert, stehen sechs Fahrzeuge bereit – davon drei mit der Möglichkeit, Schneeschilde anzubauen. Die Streustrecke in der Gemeinde Hünxe beziffert er auf 75 Kilometer, 14 Mitarbeiter stehen dafür zur Verfügung. Mit den bereitliegenden 30 Tonnen Streusalz würde man in Hünxe schon ziemlich weit kommen, so Stratenwerth.

In einem Video auf der Gemeinde-Homepage erklärt der Leiter des Bauhofs, Klaus Lehmann, die Organisation des Winterdienstes: „Die Gemeinde hat die Verpflichtung, die Hauptachsen, die durch den Ort gehen, und die Achsen, wo der Schulbus lang fährt, zu räumen.“ Anliegerstraßen und Sackgassen seien Anliegersache, sie müssen die Straße bis zur Mitte und den Bürgersteig räumen. Der Gehweg muss mindestens einen Meter breit geräumt sein.