Wesel. „Guter Lebensabend NRW“ heißt das Projekt. Es wendet sich an ältere Menschen mit Einwanderungsgeschichte. Sie sollen vermehrt kontaktiert werden.
Bei Besuchen in Altenheimen mag es auffallen: Selten trifft man dort auf Senioren mit Einwanderungsgeschichte. Berichte aus dem Seniorenbüro ebenso wie Anfragen bei Anbietern von Senioreneinrichtungen oder ambulanten Pflegediensten belegen, dass diese Bevölkerungsgruppe kaum vertreten ist. Jetzt ist die Stadt Wesel eine der Modellkommunen, die sich um das Förderprojekt „Guter Lebensabend NRW – Kultursensible Altenhilfe und -pflege für Senioren mit Einwanderungsgeschichte“ beworben und die Förderung auch erhalten hat.
Die Fachbereichsleiterin Soziales, Integration und Wohnen, Heike Kemper, freut sich, dass die für das Projekt vorgesehenen Stellen für Beraterinnen ausgeschrieben und inzwischen besetzt wurden. Im Vorfeld waren alle in der Pflege tätigen Träger, Institutionen und Firmen angeschrieben worden, um die beiden Stellen als Kooperationspartner zu besetzen. Als beste Lösung stellte sich die Zusammenarbeit mit der Awo und den Maltesern heraus, deren Mitarbeiterinnen, Bilgenur Zaman von der Awo und Allisar Tawil von den Maltesern, sehr gut in den hiesigen Communities verankert sind und auch sprachlich – Bilgenur Zaman türkisch, Allisar Tawil arabisch – die am meist vertretenen Einwanderungsgruppen zu betreuen verstehen. Auch haben sie gute Kontakte in die verschiedenen Moscheegemeinden.
Pflegelotsen werden ausgebildet
Als Leiterin des Beratungsteams konnte die Diplom-Pflegewissenschaftlerin Barbara Schütt gewonnen werden. Die drei Damen haben jeweils eine halbe Stelle inne, den Eigenanteil der Personalkosten in Höhe von 20 Prozent übernimmt die Stadt Wesel.
„Wir haben nicht erst eine lange Umfrage gestartet, warum Senioren mit Einwanderungsgeschichte unterrepräsentiert sind, sondern überlegt, wie wir den besten Zugang zu dieser Gruppe finden, um ihnen Pflegemöglichkeiten anbieten zu können“, erklärt Heike Kemper das Prozedere. Bilgenur Zaman und Allisar Tawil sind nun damit beauftragt, ehrenamtliche Pflegelotsen zu suchen. Diese werden im kommenden Jahr ausgebildet, so dass sie ihr Wissen über die Pflegeangebote in die entsprechenden Familien tragen können.
Im zweiten Schritt werden alle 46 Leistungserbringer, angefangen von stationärer Pflege bis hin zu Haushaltshilfen, angeschrieben und abgefragt, inwieweit sie Schulungen für entsprechende Pflegekräfte benötigen, was könnte den Einrichtungen weiterhelfen, um kultursensible Altenhilfe und -pflege anbieten zu können. Auch für diese Weiterbildung stellt die Stadt Wesel ein Budget zur Verfügung.
Mit Familien ins Gespräch kommen
Die Pflegelotsen müssen keine Experten sein, aber wissen, wo sie Hilfe für die zu betreuenden Personen bekommen. „Dabei ist sehr wichtig, dass sie Vertrauensarbeit leisten und mit den pflegebedürftigen Menschen und ihrer Familie ins Gespräch kommen. Oftmals hören sie auch, dass irgendwo dringend Hilfe nötig ist, aber die Familie sich scheut, jemanden anzusprechen“, weiß Heike Kemper. Auch bei der kommenden Pflegeplanung des Kreises Wesel wird ein besonderer Blick auf Menschen mit Einwanderungsgeschichte gelegt.
Oberstes Ziel ist, dass es die Pflegelotsen innerhalb von zwei Jahren schaffen, dass das Projekt ein Selbstläufer wird und Menschen mit Einwanderungsgeschichte übermittelt wird, wie ein guter Lebensabend aussehen kann – in der Pflege ebenso wie mit Hilfe der auch ihnen zustehenden Pflegeleistungen.
>>> Hier kann man sich als Pflegelotse bewerben
Wer sich ehrenamtlich als Pflegelotse engagieren möchte, kann sich an Barbara Schütt bei der Stadt Wesel unter 0281/ 2032257 oder per Email an guter-lebensabend@wesel.de wenden.
Die Pflegelotsen sollen Kontakte zu Senioren und deren Familien mit Migrationshintergrund herstellen und diesen Hilfen vorstellen, beziehungsweise sie an die Berater weiterleiten.