Wesel. Am 23. September eröffnet im LVR-Museum die Ausstellung „Stadt und Festung Wesel – in Mittelalter und Neuzeit“. Sie beleuchtet den Festungsbau.
Wohl kaum etwas hat die Geschichte Wesels so sehr geprägt wie ihre Festungsanlagen. „Sie begleiten uns bis heute, fast bei jedem Neubau in Wesel werden Reste davon gefunden“, sagt Heiko Suhr vom Stadtarchiv. Umso passender, dass sich ab Donnerstag, 23. September, eine ganze Ausstellung im LVR-Niederrheinmuseum mit „Stadt und Festung Wesel – in Mittelalter und Neuzeit“ befasst.
In Kooperation mit dem Stadtarchiv werden in der Brisürenkasematte und im angrenzenden Museum originale Karten und Pläne gezeigt, auch Modelle und Objekte rund um die Planung und Bauausführung sind zu sehen. Sie sollen einerseits die unterschiedlichen Bauphasen veranschaulichen, aber auch zeigen, wie die Menschen in der Stadt mit der Festung und den Soldaten lebten, die ihnen einerseits Sicherheit, andererseits enorme Kosten bescherte.
Neue Erkenntnisse zur ersten Bauphase
Vor allem zum Bau der ersten Festung zwischen 1583 und 1614 sammelte das Stadtarchiv wichtige neue Forschungserkenntnisse. „Diese gesamte Bauphase war bislang unbekannt“, erklärt Suhr. Zwischen 1614 und 1679 seien unter französischer, spanischer und niederländischer Herrschaft dann nur behelfsmäßige Reparaturen durchgeführt worden. „Zu beiden Phasen haben wir außerordentlich umfangreiche Quellen“, so der Archivar. Das sei für das Rheinland ein Alleinstellungsmerkmal.
Viele Zeichnungen, Karten und Drucke sowie Ansichten der Stadt machen die damalige Zeit für die Besucher erlebbar. Zum Beispiel die beiden fast drei Meter breiten Darstellungen Wesels von Abraham Begheyn. „Wir haben aber auch tolle digitale Reproduktionen aus anderen Museen wie dem British Museum in London oder der Staatsbibliothek Berlin erhalten“, erklärt Suhr.
Vom Zirkel bis zum Graphometer
Zum Festungsbau gehört auch das entsprechende Werkzeug: Vom großen Eisenbogenzirkel aus dem 17. Jahrhundert bis zu einem Graphometer, mit dem man Winkelmessungen vornahm, ist viel Sehenswertes dabei. Münzen und Rechnungen machen deutlich: Ständige Sondersteuern sowie regelmäßige Hilfsarbeiten waren für die Weseler Bürger die Kehrseite einer sicheren Festung.
Anders als in der letzten Ausstellung „Wunder aus Trümmern“, bei der viele Besucher ihre Häuser und Geschäfte aus den 1950er-Jahren wiedererkannten, liegt die Festungsgeschichte weiter zurück. Dennoch, so Kulturdezernent Rainer Benien, sei es wichtig, auch hier Identifikationspotenzial gerade bei jüngeren Menschen zu schaffen. Denn, das betonte auch Bürgermeisterin Ulrike Westkamp (SPD), die Erhaltung des Zitadellengeländes bedeute jährlich hohe Kosten für die Stadt und auch zukünftige Generationen müssten gewillt sein, zu investieren. Deswegen seien Schulklassen sehr willkommen.
Jeden ersten Freitag ist der Eintritt kostenlos
Zusätzlich zur Ausstellung erscheint zeitgleich der mittlerweile 42. Band der Reihe „Studien und Quellen zur Geschichte von Wesel“. Auf 160 Seiten gibt es, herausgegeben vom Stadtarchiv, mehr als 100 Bilder, Karten und Pläne sowie fünf Aufsätze zur Festung. Einer stammt von Josef Vogt, der schon während seiner aktiven Zeit als Ingenieur zuständig für die Restaurierung der Zitadelle war.
Die Ausstellung im LVR-Niederrheinmuseum und in der Brisürenkasematte, An der Zitadelle 14-20, läuft bis zum 5. Dezember. Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag, 11 bis 17 Uhr. Eintritt: Erwachsene 4,50 Euro. Jeden ersten Freitag im Monat ist der Eintritt kostenlos. Mehr Infos: www.niederrheinmuseum-wesel.lvr.de.