Kreis Wesel. Um die Zeit zwischen Alarmierung und Eintreffen des Rettungsdienstes zu überbrücken, gibt es im Kreis Wesel ab sofort eine neue App.

Durchschnittlich acht bis zwölf Minuten dauert es, bis in Deutschland der Rettungsdienst eintrifft, wenn er gerufen wird. Für Menschen, die einen Herz-Kreislauf-Stillstand erlitten haben, verstreicht bis dahin wertvolle Zeit. Doch mit einer Herzdruckmassage, der sogenannten Laienreanimation, können Ersthelfer schon Leben retten, bevor der Notarzt ankommt.

Deswegen gibt es im Kreis Wesel jetzt die Ersthelfer-App „Corhelper“, die gestern vorgestellt wurde und für die sich Interessierte nun registrieren können.

Es gibt nur einen Fehler, nichts zu tun

„Bei der Wiederbelebung gibt es nur einen großen Fehler, den man machen kann, nämlich gar nichts zu tun“, so Landrat Ingo Brohl. Schon drücken helfe. Das Prinzip der App sei daher einfach: Wer helfen möchte, registriert sich und wird nach einer Überprüfung freigeschaltet. Voraussetzung ist die Volljährigkeit und ein Erste-Hilfe-Lehrgang im Umfang von mindestens neun Unterrichtseinheiten innerhalb der letzten 24 Monate.

Kommt es zu einem Notruf, der auf einen Herz-Kreislauf-Stillstand hinweist, wird durch die Kreisleitstelle der Corhelper automatisch parallel zum Rettungsdienst alarmiert. Nimmt der Ersthelfer die Alarmierung an, erhält er die Navigation zum Zielort, wo er so lange Erste Hilfe leistet, bis der Rettungsdienst eintrifft. Dabei werden stets nur Registrierte informiert, die sich im Umkreis von 500 Metern befinden. Vor Ort unterstützt die App mit Handlungsanweisungen.

Vor allem in ländlichen Gebieten wichtig

„Die Ersthelfer ersetzen dabei nicht den Rettungsdienst, sie überbrücken nur die Zeit, bis dieser da ist,“, so Brohl. Und Frank Höpken, Ärztlicher Leiter des Rettungsdienstes im Kreis, ergänzt: „Eine gut ausgeführte Laienreanimation versorgt das Gehirn weiter mit Sauerstoff und erhöht die Überlebenswahrscheinlichkeit der Patienten um das Dreifache.“

Im Kreis gebe es zahlreiche engagierte Bürgerinnen und Bürger, die gerne helfen wollten, egal ob mit beruflicher Qualifikation oder ohne. Wichtig, da sind sich Kreis und Rettungsdienste einig, sei, dass sich vor allem in den ländlichen Gebieten genügend Menschen für die App registrieren. Dort dauere es erfahrungsgemäß länger, bis der Rettungsdienst eintrifft.

Pilotphase mit 320 Personen

Die Pilotphase der App, die es auch im Kreis Borken und in Duisburg gibt, fand mit rund 320 Rettungsassistenten und -sanitätern statt, die auch weiterhin zur Verfügung stehen. „Damit haben wir wirklich gute Erfahrungen gemacht“, so Höpken. Für die Notärzte sei es sehr positiv gewesen, schon Ersthelfer vor Ort anzutreffen. Dabei gehe es jedoch nur um die Herzdruckmassage, nicht um andere Maßnahmen, beispielsweise nach einem Verkehrsunfall.

Mit der Registrierung als Corhelper ist im Übrigen keine dauerhafte Verpflichtung verbunden. Es gibt die Möglichkeit, sich als „nicht verfügbar“ zu melden. Und für den Fall, dass der Einsatz zu belastend war, steht den Helfern die Einsatznachsorge zur Verfügung.

>>>Der Zugriff auf den Standort wird benötigt

Die kostenlose App muss auf dem Smartphone des Ersthelfers installiert sein und benötigt Zugriff auf den Standort des Corhelpers. Das Team hinter Corhelper im Kreis unterstützt die Helferinnen und Helfer, die sich bei Fragen oder Schwierigkeiten per Mail an Felix Knorth unter corhelper@kreis-wesel.de wenden können. Mehr Infos: www.kreis-wesel.de/de/themen/corhelper.