Hamminkeln. Nach anderthalb Jahren startete jetzt die Konzertreihe „Brotlose Kunst“ im Bäckereicafé Bors. Diesmal wurde es melancholisch auf isländische Art.
„Wo trifft man sich dienstags abends in Hamminkeln?“ - „Beim Bäcker!“ Nach anderthalb Jahren Zwangspause gab es endlich wieder „Brotlose Kunst“ zu bewundern in der Bäckerei Bors in Hamminkeln. Allerdings hatte Organisator Marco Launert seinen schon traditionellen Begrüßungsschlachtruf vor lauter Freude darüber, dass „seine“ Künstler endlich wieder auftreten dürfen, glatt vergessen.
Zu bewundern gab es diesmal den isländischen Singer/Songwriter Svavar Knútur, der das Publikum verzauberte mit Liedern über die Melancholie seiner Heimat, die Schönheit der Natur, über Freundschaft, Liebe und über seine Kinder. Er spricht zwar einige Brocken deutsch, zog es allerdings vor, die Moderationen zwischen den Songs englisch zu sprechen.
Zuvor viele Berufe erprobt
Zur Musik sei er recht spät gekommen, erst mit 32 Jahren habe er seine bisherigen Jobs gekündigt und den Weg als Musiker eingeschlagen. Bis dahin war er unter anderem Fischer, Journalist, Lehrer, Drogenberater, Helfer für behinderte Menschen. „Es war mir immer wichtig, einen Job zu machen, der Menschen Perspektiven gibt, ihnen hilft, den Weg weist und gute Dinge macht. Ich wollte immer etwas bewirken.“
Dass er obendrein ein Familienmensch ist und sich über das Wesen der Freundschaft Gedanken macht, zeigen die wunderschönen Songs über seine Tochter Emma, seine Söhne und seine Großmutter Svavar („für mich der erstaunlichste Mensch überhaupt“), nach der er benannt wurde.
Viele Songs sind der Freundschaft gewidmet
Weiter geht es im Kulturbahnhof
Am Mittwochabend spielte Svavar Knútur noch einmal auf der Terrasse des Hamminkelner Kulturbahnhofs, weil er schon mal da war.
Dort findet am Freitag, 3. September ab 20 Uhr unter dem Motto Terrassenkneipe Livemusik mit „SaFra Four“ statt. Zutritt nur mit Voranmeldung. 10 Euro Mindestverzehr.
Zum ersten Mal findet dann am Samstag, 4. September, auf der Terrasse wieder der beliebte „Ü50 Schwoof“ mit DJ Potty statt. Tickets gibt es für zehn Euro.
Was sagen eigentlich seine Kinder, wenn er - wie jetzt - mal eben sieben Wochen weg ist, auf Tour durch ganz Europa? „Die sind natürlich immer sehr traurig, wenn ich wegfahre, aber ich habe eine wundervolle Frau, die in der Zeit die Familie zusammenhält und die Kinder tröstet.“ Und seine Vorlieben bei den Liedtexten? „Ich mache viel lieber Songs über die Freundschaft, als über die Liebe, denn Liebeslieder gibt es schon unzählige, das ist zu langweilig.“
Nach zwei ruhigen Liedern über die See und gegenseitige Verbundenheit, wurde es bei „Clementine“ zum ersten Mal richtig emotional. Das Lied entstand acht Jahre nach dem Tode seines Vaters, quasi als Verarbeitung dieses Ereignisses. „Ich habe so lange gebraucht dafür und der Text spricht es auch nicht offen aus, sondern enthält viele Metaphern.“
Und zum Schluss kam die Ukulele
Auch das Stoische, bisweilen Melancholische, für das die Isländer berühmt sind, ist ein Thema („Isländer sind melancholische Italiener“) in den beiden Liedern über seine Lieblingsmonate Januar und November. „Der Januar ist der ruhige Monat und bringt das Licht zurück und im November ist Zeit, Kerzen anzuzünden.“ Erst in seinem Schlusslied „The hurting“ dreht er dann doch einmal so richtig auf.
Ein begeistertes Publikum forderte natürlich Zugaben und so gab es eine Coverversion von Abba „When everything is said and done“, selbstredend im Svavar-Stil und „Everytime you say goodby“ von seinem größten Idol Cole Porter.
Für den Schlusspunkt tauschte Svana Knútur die Gitarre gegen eine Ukulele aus und spielte das aus der Sesamstraße bekannte „Mah Nà Mah Nà“.