Wesel. Das Herz-Jesu-Pfarrheim wurde von der Kirchengemeinde an die Zunger-Stiftung verkauft. Sie baut es in ein Appartementhaus um, das Spix mietet.
Elisabeth Hanf
Magdalene Köster freut sich, ein neues Projekt für die Zunger-Stiftung aufgetan zu haben, deren Vorstand die Reeserin ist. Die Stiftung hat das Katholische Pfarrheim von Herz Jesu in der Feldmark von der Kirchengemeinde erworben. Es soll umgebaut und an Spix (Sozialpsychiatrischen Initiative Xanten) vermietet werden.
Das Pfarrheim, das Ende der 50er Jahre erbaut wurde, ist in die Jahre gekommen, auch wenn es in den 70er Jahren noch einmal generalüberholt wurde. Es ist für die Belange der immer kleiner werdenden Gemeinde zu groß, wenn auch diejenigen, die in ihrer Kindheit und Jugend hier ihre Freizeit verbrachten, den Verkauf bedauern. Insbesondere der große Pfarrsaal wird der Gemeinde erst einmal fehlen.
Dennoch sind Magdalene Köster und ihre Vorstandskollegin Annemie Schweers-Baumann beruhigt, mit dem Ankauf und der Renovierung des Gebäudes einer guten Sache dienlich zu sein. Ursprünglich plante die Stiftung einen weiteren Kindergarten zu bauen wie zuvor den Awo-Kindergarten am Quadenweg. Doch über die Stadt Wesel wurde der Kontakt zur Kirchengemeinde St. Nikolaus hergestellt, die einen Käufer für das Pfarrheim in der Feldmark suchte und schon Gespräche mit Spix geführt hatte.
Spix vermietet 13 Appartements
Der Deal kam zustande, gerade wurde der Verkauf abgewickelt, der Bauantrag bei der Stadt Wesel eingereicht. Die Zunger-Stiftung fand mit Spix einen Generalvermieter für die kommenden 20 Jahre. Nun sollen in dem Gebäude 13 Appartements entstehen, die Spix an Menschen mit seelischen Erkrankungen vermietet. Um das Gebäude barrierefrei nutzen zu können, erhofft die Stiftung eine Unterstützung von der Aktion Mensch.
Im Moment wird das Haus entrümpelt. Einiges an Mobiliar hat die Gemeinde hinterlassen, wie beispielsweise die Büroeinrichtung des Pfarrbüros oder die Kegelbahn im Keller.
Im Erdgeschoss wird ein 40 Quadratmeter großer Wintergarten angebaut, hier entsteht ein Gemeinschaftsraum mit Küche, damit die Bewohner ihre Mahlzeiten gemeinsam einnehmen, aber auch hier Freizeitveranstaltungen stattfinden können. „Wir möchten gerne auch in die Gemeinde mit hineinwachsen“, wünscht sich Spix-Geschäftsführer Klaas Wagner.
Im ehemaligen Pfarrbüro wird Spix ein Büro für die ambulante Beratung einrichten, hier arbeiten Spix-Mitarbeiter für den Bereich Betreutes Wohnen plus, die Rund-um-die-Uhr-Intensivbetreuung im betreuten Wohnen.
So gestaltet sich der Umbau
Im Souterrain entstehen drei, im Erdgeschoss vier und im Obergeschoss sechs Appartements jeweils mit Dusche/WC und Küchenzeile. Zudem gibt es im Souterrain einen Aufenthaltsraum mit Dusche und WC für einen Mitarbeiter, damit bei Bedarf ein Betreuer rund um die Uhr vor Ort ist. Im Keller erhält jeder Bewohner einen kleinen Abstellraum. Draußen werden in Richtung Kirche Stellplätze angelegt.
Die Außenfassade bleibt, bis auf den Anbau an der Rückfront, erhalten. Das Haus wird mit einer Solaranlage energetisch aufgewertet, die Elektroleitungen müssen erneuert, die Sanitäreinrichtungen komplett erneuert werden. 80 Prozent der Baumaßnahmen machen Trockenbau aus. Die Weseler Gerüst GmbH baut mit ortsansässigen Unternehmen schlüsselfertig für die Zunger-Stiftung. Etwa 1,4 Millionen Euro werden für den Kauf und den Umbau veranschlagt. Die Mieteinnahmen von Spix fließen zurück in die Stiftung.
Neues Pfarrheim in Planung
Ein neues Pfarrheim direkt an der Kirche ist geplant, die Pläne sind fertig, schreibt Pfarrer Stefan Sühling in der Monatszeitschrift der Kirchengemeinde St. Nikolaus. Es wird kleiner, barrierefrei und zweckmäßiger. Das Generalvikariat in Münster habe den Planungen zugestimmt, der Bauantrag werde vorbereitet. Die Pfarrbücherei soll im Herbst in die ehemalige Filiale der Volksbank am Feldmarker Markt, in den Räumen hinter dem SB-Bereich, umziehen.
Für die Pfadfinder und weiteren Gruppen, die sich bisher im Pfarrheim getroffen haben, wurden Alternativen gefunden, beispielsweise für die Pfadfinder in der evangelischen Gemeinde in der Feldmark.
>>> Die Zunger-Stiftung wurde 2012 gegründet
Das kinderlose Unternehmer-Ehepaar Zunger hatte die Gründung der Stiftung testamentarisch festgelegt mit der Zweckbindung: öffentliches Gesundheitswesen, Krankenhäuser, Kinder- und Jugendhilfe, Waisen, mildtätige Zwecke. 2011 und 2012 starben die Eheleute kurz hintereinander, im Mai 2012 wurde die Stiftung gegründet.
Gerhard Zunger hatte im Jahr 1979 gemeinsam mit seiner Frau Christa den Grundstein für seine Firma, die Deko-Metall-Zunger GmbH, gelegt. Nach dem Tod des Ehepaars Zunger blieb die Firma weiter bestehen und ist heute Bestandteil der Gerhard-und-Christa-Zunger-Stiftung.