Wesel/Xanten. Der junge Seeadler wurde von Wesel nach Rösrath verlegt. Dort trainiert er das Fliegen. Da er gut frisst, kann er wohl bald ausgewildert werden.

Für das geschwächte Seeadlerweibchen, das sich Anfang Juli in einem Zaun an der B 57 in Xanten-Birten verfangen hatte, geht es nun bergauf. Das Jungtier ist inzwischen in die Bergische Greifvogelhilfe von Dirk Sindhu nach Rösrath verlegt worden, wo es sich auf die baldige Auswilderung und die Rückkehr an den Geburtsort auf der Bislicher Insel vorbereitet, teilt der Kreis Weseler Nabu-Chef Peter Malzbender am Mittwoch mit.

Am vergangenen Freitag haben er und Nabu-Biologin Petra Sperlbaum das Tier in der Nabu-Greifvogelstation von Karl-Heinz Peschen abgeholt und nach Rösrath gebracht. Dass es nicht auf Dauer in Wesel gepflegt werden kann, war von vorneherein klar, denn der Jungadler braucht eine große Voliere für die Vorbereitung auf die Freiheit. Die Verlegung nach Rösrath war bereits länger geplant.

Das Seeadlerweibchen war vermutlich schon vor dem Unfall angeschlagen

Dafür musste sich der Nabu extra die Genehmigung der Unteren Naturschutzbehörde einholen. Sobald diese am Freitag vorlag, konnte der Transport in Bergische starten. Etwas Sorge hatte ihm die junge Seeadler-Dame in letzter Zeit bereitet, berichtet Malzbender. Sie wollte nicht richtig fressen, „machte keinen guten Eindruck“. Vermutet wird, dass das Tier schon angeschlagen war, bevor es sich wohl bei einem Jagdversuch in dem Weidezaun an der B 57 verfing. Möglicherweise hatte es zuvor bereits ein Schädel-Hirn-Trauma erlitten.

Greifvogelexperte Dirk Sindhu übernimmt in Rösrath von Nabu-Biologin Petra Sperlbaum das junge Seeadlerweibchen.
Greifvogelexperte Dirk Sindhu übernimmt in Rösrath von Nabu-Biologin Petra Sperlbaum das junge Seeadlerweibchen. © Peter Malzbender

Bei Dirk Sindhu erhielt der Greifvogel in den vergangenen Tagen Aufbauspritzen, die offensichtlich angeschlagen haben: „Sie frisst nun ein frisch geschlachtetes Huhn am Tag und eine Ratte“, berichtet Malzbender erfreut. Gute Voraussetzungen für die nun anstehenden Flugübungen, die in der größeren Voliere schon auf der Tagesordnung stehen. Zwei, drei Meter schafft sie schon, ein gutes Zeichen.

Flugversuche in der Auswilderungsvoliere

Am Wochenende soll der Adler nun in eine riesige Auswilderungsvoliere in der gleichen Greifvogelstation verlegt werden. Dort kann er dann ausgiebig den Umgang mit seinen Schwingen trainieren - und soll keinen Menschenkontakt mehr haben. Klappt alles, kann er schon in 14 Tagen wieder abgeholt werden, so Malzbender. Er wird dann auf der Bislicher Insel ausgesetzt, wo das einzige Seeadlerpaar in NRW brütet. Dort ist auch das junge Weibchen im April geschlüpft, gemeinsam mit zwei männlichen Adlern, die in dem Naturschutzgebiet noch heute gesichtet werden.

Das Seeadlerweibchen hatte vor einigen Wochen großes Glück, dass es rechtzeitig entdeckt wurde, nachdem es sich in dem Zaun verfangen hatte. Der Jungvogel konnte sich nicht mehr selbst befreien. Besorgte Bürger hatten das Tier in Not damals gemeldet. Nun sieht es so aus, als ob es schon bald in dem gewohnten Revier in die Freiheit entlassen werden kann.