Wesel/Xanten. Der Greifvogel hatte sich in einem Schafsdraht in der Nähe der B 57 in Birten verfangen. Die Naturschützer hoffen, dass er sich wieder gut erholt.

Das einzige Seeadlerpaar in Nordrhein-Westfalen hat auch dieses Jahr wieder erfolgreich gebrütet – auf der Bislicher Insel bei Xanten. Zum ersten Mal hat das Paar sogar drei Jungvögel großgezogen. Im letzten Jahr wurde die Brut durch massive Störungen eines Hundebesitzers aufgegeben. Der Seeadler ist ein ornithologisches Juwel und brütet erst seit ein paar Jahren in dem großen Auegebiet am Niederrhein. Insgesamt das dritte Jahr erfolgreich. Nach einer Nestlingszeit von knapp drei Monaten machen die Jungadler nun selbstständig ihre Jagd-Erkundungsflüge.

Motorradfahrer gestriffen

Der Jungadler wurde in Moers von Dr. Georg Preutenborbeck (links) geröngt.
Der Jungadler wurde in Moers von Dr. Georg Preutenborbeck (links) geröngt. © Nabu | Peter Malzbender

Seeadler bevorzugen vor allem Fische, Wasservögel und Aas. Das große, unerfahrene Weibchen der Jungadler hatte sich vergangenen Samstag bei einem Beuteflug in unmittelbarer Nähe der B57 bei Birten in einem Schafsdraht verfangen. Freilaufende Hühner hatte der Vogel wohl angepeilt. Beim noch ungeschickten Flugmanöver soll er sogar mit einem Motorradfahrer und Auto leicht in Berührung gekommen sein.

Das schockierte Tier konnte sich alleine aus dem Drahtgeflecht nicht mehr befreien. Besorgte Bürger, darunter auch der Motorradfahrer, haben sofort die Polizei, die Ranger vom RVR , den Nabu Xanten und die Nabu-Greifvogelstation in Wesel informiert.

Beispielhafte Erste Hilfe

Allesamt haben hier beispielhaft Erste Hilfe geleistet. Falkner Karl-Heinz Peschen von der Greifvogelstation konnte das große Weibchen dann aus dem Geflecht befreien. Der Jungadler hat in der Greifvogelstation eine eigene Voliere. „Jede unnötige Störung muss jetzt unbedingt verhindert werden“, sagt der Nabu-Kreisvorsitzende Peter Malzbender.

Er hat den beeindruckenden Greifvogel auch am Montag beim Tierarzt Dr. Gregor Preutenborbeck in Moers röntgen lassen. Knochen und Organe sind unbeschädigt.

Der „Patient“ frisst nicht gut

Aber der Magen war ziemlich leer. Der Schützling fraß leider auch in der Auffangstation ganz schlecht, trotz gutem Futterangebot.

Zurzeit in der Weseler Greifvogelstation: Das junge Seeadlerweibchen
Zurzeit in der Weseler Greifvogelstation: Das junge Seeadlerweibchen © Nabu | Peter Malzbender

Am Dienstag ist dann extra ein Zookurator aus Wuppertal angereist. Zusammen mit Falkner Peschen wurde dem Greif fein gemahlenes Wildfleischfutter über einen Schlauch behutsam in den Magen geleitet. Zudem erhielt der Vogel Aufbauspritzen.

In der Nabu-Greifvogelstation hoffen alle, dass er bald selbstständig frisst. Malzbender: „Das ist bei dem scheuen Jungadler jetzt noch ein psychisches Problem, hat der Kurator festgestellt. Es ist wohl nicht selten, soll sich aber geben.“

Freilassung auf Bislicher Insel

Der Vogel wird jetzt noch ein paar Wochen in Wesel aufgepäppelt. Absolut stress- und störungsfrei. Danach wird er zum Aufbau der Muskeln zu einer befreundeten Greifvogelstation nach Rösrath gebracht. Sie verfügt über eine sehr große Flugvoliere.

Erst wenn das Jungadlerweibchen gut konditioniert und topfit ist, holt Nabu-Chef Malzbender den Vogel wieder ab. Der Seeadler soll dann gemeinsam mit dem RVR und Falkner Peschen natürlich wieder auf der Bislicher Insel bei Xanten freigelassen werden.