Hamminkeln. Beim Programm „Die Sonderinventur“ der Marienthaler Abende bekamen Bundestrainer und -politiker ihr Fett weg. Das Publikum bog sich vor Lachen.

Die Marienthaler Abende starteten am Dienstag in die neue Saison. Der Bürgerverein hatte die Kulturwiese hergerichtet, das Zelt auf der Bühne aufgebaut, Stühle aufgestellt und für Getränke gesorgt. Und dann hieß es „Bühne frei“ für die Männer von der Kabarett-Truppe „Storno“.

Harald Funke (nach eigener Auffassung ‚der Mann mit dem ganz besonderen Auffassungsvermögen‘), Thomas Philipzen (‚der geborene Optimist‘) und Jochen Rüther (‚die personifizierte Endzeitstimmung‘) fanden sich nach eigenen Soloprojekten im Jahre 2005 zusammen, um „Storno – die Abrechnung“ zu gründen. Seither touren sie recht erfolgreich über die Kabarettbühnen des Landes.

Ihr Programm für die neue Saison heißt „Die Sonderinventur“ -- und der Name Inventur trifft den Inhalt sehr genau: ein breitgefächertes Sammelsurium aus Skurrilem, Lächerlichem, Musikalischem und natürlich Politischem. Und alle, wirklich alle kriegten ihr Fett weg; vom „Bundes-Jogi“ Löw (du muscht a Doppelpässle spiele!“), Söder und Laschet, über Baerbock, Merkel und Weidel bis Kardinal Woelki.

Sogar für Donald Trump hatte das Trio einen echten Kalauer parat: „Falls der 2024 noch mal antritt“, so Harald Funke, „müssen wir jetzt schon mal Pfirsiche sammeln, um ihn dann damit zu bewerfen. Das nennt man dann ‚Impeachment’“. Das Publikum bog sich vor Lachen.

Song über „Panik-Priester“ Karl Lauterbach

Beim ernsten Thema Pflegenotstand wurde das Publikum mit einbezogen und in „Pflegende“ und „zu Pflegende“ eingeteilt. Jochen Rüther erklärte so recht anschaulich die durchaus als dramatisch zu bezeichnende Situation bei den Pflegekräften. Weiter ging es mit einem Song über „Panik-Priester“ und Talkshow-Dauergast Karl Lauterbach. Bei Fridays for Future entlarvte Storno die Doppelmoral einiger Akteure („vegetarisch essen, aber dann die Kids mit dem SUV zur Demo fahren! Das sind echte Salatisten!“).

Zum Schluss gab es noch ganz großes Kino, als sie bei der Interpretation des antiken Dramas „Medea“ – Storno ‚Medea im Homeoffice‘ genannt – bisweilen zusammen mit dem Publikum vor Lachen selber aus dem Tritt kamen. Aber, Bühnenprofis wie die Drei es sind, improvisierten sie einen Teil des Textes einfach aus dem Stegreif.

Zugaben waren Höhepunkt des Marienthaler Abends

Wortklauberei und Doppeldeutigkeiten auch vor der Zugabe, als Funke nach dem großen Applaus sagt: „Der Traum eines jeden Kabarettisten: ein Publikum, dass sich widersetzt („oder eben wieder setzt...“). Für viele war die Zugabe sicherlich der Höhepunkt des Abends, als die drei Künstler noch einmal eine Musiknummer zauberten, mit einer wunderbaren Parodie über Udo Lindenberg (Philipzen am Klavier), in die Harald Funke als Herbert Grönemeyer mit einstieg. Das Publikum auf der ausverkauften Kulturwiese gab zurecht und begeistert viel Applaus im Stehen.

Am 8. Juli geht’s weiter mit „Kleine Welten“.