Schermbeck. Die drei Jungstörche in Gahlen wurden jetzt beringt. Demnächst kommen in der Nähe der Horste auch Infotafeln für Beobachter dazu.

Vom Kuhweg aus waren, trotz der Entfernung, zwei winzige Köpfe im Storchennest zu erkennen. Mitten im Nest stand ein erwachsener Storch, der aber flugs das Weite suchte, als das Nest Besuch bekam und sich ein Raupensteiger näherte.

Aufgeregtes Klappern

Ein in luftiger Höhe kreisender Weißstorch gesellte sich dazu. Aus der Ferne beobachteten beide das Geschehen, liefen zwischen den weidenden Kühen hin und her und klapperten aufgeregt. Denn es war wieder soweit: Die Störchenküken am Kuhweg und am Elsenweg wurden von Michael Jöbges, Arbeitsgemeinschaft Weißstorch NRW, beringt.

Ein Alttier ist auf dem Nest gut zu erkennen, die Jungen ducken sich.
Ein Alttier ist auf dem Nest gut zu erkennen, die Jungen ducken sich. © FFS | Lars Fröhlich

Vor Ort war auch Niels Ribbrock von der Biologischen Station Recklinghausen. Die Aktion der Beringung mit speziellen Plastikringen, auf dem je Storchenküken eine Nummer steht, wiederholen die Vogelschützer in jedem Jahr, um mehr über die Wanderungsbewegungen und Ansiedlungen der Störche zu erfahren.

Überraschung beim Blick ins Nest

Beim Blick in die Nester erlebten Markus Walbrodt und Jürgen Höchst vom Heimatverein Gahlen allerdings eine Überraschung.

Vermutete man am Kuhweg drei Jungtiere, fand man dort nur noch zwei Jungstörche vor, die sich dicht am Boden duckten und sich nicht regten, damit sie vom mutmaßlichen Feind übersehen werden.

Schweres Jahr für den Nachwuchs

Am Elsenweg befand sich nur ein „Adebar“, statt der schon einmal gesichteten zweien, im Nest. „Die Jungstörche hatten es in diesem Frühjahr schwer zu überleben, viele haben es einfach nicht geschafft“ erklärte Niels Ribbrock. Es sei einfach zu kalt gewesen.

Der Horst am Elsenweg steht mitten in den Feldern
Der Horst am Elsenweg steht mitten in den Feldern © Johannes Kruck

Um zum Storchenhorst am Elsenweg zu gelangen, musste sich der Raupensteiger, den die Firma Engbers dem Gahlener Heimatverein für die „Storchennesteraktionen“ immer zur Verfügung stellt, ein Stückchen durch hohes Gras kämpfen. Der Standort der Horste wurde seinerzeit so gewählt, dass sie nicht so leicht von Zaungästen besucht werden können. „Die Tiere sollen ihre Ruhe haben“ so Höchst.

Insektenhotels und Infotafeln

Deshalb haben die Gahlener Naturschützer am Elsenweg und Kuhweg große Insektenhotels aufgestellt. Von dort sind die Tiere gut zu beobachten. In naher Zukunft sollen dort auch Informationstafeln über die Gahlener Störche aufgestellt werden.

Ruhig ist es auf den Wiesen am Elsenweg, nur der Kibitz war zu hören und aus der Ferne ein bellender Hund. Der Jungstorch im Nest war zunächst gar nicht zu sehen.

Ein Junges wollte ausreißen

Nachdem Michael Jöbges hochgefahren war, versuchte er den Jungstorch mit ruhigen und langsamen Bewegungen zu greifen. Doch dieser war offensichtlich schon kurz davor flügge zu werden – wollte er doch ausreißen. Aber ganz sanft fasste Jöbges ihn und platzierte ihn in die Mitte des Nestes, legte die Flügel des Tieres an und streifte ihm den Ring über. Klick machte es und die Sache war erledigt. Keine zwei Minuten dauerte die Prozedur.

Danach duckte sich der Jungstorch wieder, so dass er von unten nicht mehr sichtbar war.

Beim Heimatverein Gahlen ist es Tradition, dass die neu beringten Jungstörche Namen von verdienten Gahlener Bürgern erhalten. Auf das Geschlecht der Störche wird dabei keine Rücksicht genommen. In diesem Jahr heißen die Tiere also: Anne (Gilhaus), Willy (Erley) und Gerd (Becks).