Hünxe. Kunden können sich die Hühner ansehen, deren Eier sie aus dem Automaten in Krudenburg ziehen. Das kommt gut an, die Nachfrage steigt stetig.
Erst kommt die Arbeit, dann das Vergnügen: Für die 1000 Hühner, die Hinrich Lenz am Krudenburger Ortseingang auf einer Wiese hält, öffnen sich Tag für Tag erst um 10.30 Uhr die Luken des Hühnermobils: „Bis dahin haben die Meisten von ihnen ihre Eier bereits gelegt“, sagt der 55-jährige Drevenacker. Er vermarktet die Eier auch direkt, und zwar rund um die Uhr mit einem Eierautomaten am Ortseingang Krudenburg. „Das wird inzwischen gut angenommen.“
Natürlich kann er die rund 900 Eier, die seine Hennen täglich legen, nicht sämtlich über den Automaten verkaufen – obwohl er ihn täglich neu auffüllt, sonntags sogar zwei Mal. Seine Eier sind deshalb auch bei Edeka Kirsch und Uttrodt in Bruckhausen zu haben – weitere Händler wären ihm willkommen.
Die Hühner sind ein Hingucker – viele Familien kommen, um ihnen zuzusehen
Die Hennen und ihre zehn Hähne scharren und picken, sie baden in der sandigen Erde und sind ein ein Blickfang. „Die haben die Frauen untereinander aufgeteilt und wehe eine geht fremd...“, witzelt ihr Halter. Und der schöne Anblick frei laufender Hühner hat sich herumgesprochen, hin und wieder kommen Familien und schauen sich das Geschehen an.
Lenz freut sich über Zaungäste, das gebürtige Nordlicht schnackt gern mit ihnen. Nur müssen sie außerhalb des Geheges bleiben und dürfen keinesfalls füttern. Bei der geringsten Gefahr, einem Raubvogel am Himmel etwa, warnen die Hähne und es setzt ein „Chicken run“ ein: Das gesamte Federvieh eilt unter das Mobil oder die zu diesem Zweck aufgestellten Anhänger. Bereiche der Wiese, in denen kein Schutz erreichbar ist, meiden die Hühner, Lenz stellt die Anhänger hin und wieder um.
Ganz einfach war die Sache mit dem Mobil für die jungen Vögel nicht. Sie mussten erst lernen, wie das funktioniert. „Anfangs habe ich sie ins Bett bringen müssen“, sagt Lenz – Schlafplätze, Futter- und Wasserrinne und Nester, alles ist in dem mobilen Hühnerstall vorhanden. Es fehlt an nichts, sobald die Tiere das System durchschaut haben. Die Luken öffnen und schließen automatisch und eine Kiste mit versteckten Futterkartoffeln sorgt für Beschäftigung, bis der Freiland-Tag endlich beginnt.
Hühner sind immer aktiv und wollen deshalb beschäftigt sein
Inzwischen muss der Landwirt nicht mehr Abend für Abend die Hennen einfangen und „ins Bett“ bringen, die den Ladenschluss verpasst haben. Sie lernen schnell, und: „Hühner wollen immer beschäftigt sein.“ Wo der Wasserschlauch an der Leitung angebracht ist, tropft es. „Das ist der Hühner-Pütt“, witzelt der Landwirt: Die Vögel haben hier tief gegraben und die sandige Erde aufgehäuft. Tierischer Bergbau halt.
Mindestens drei Mal täglich schaut Lenz nach seinen Hühnern, füllt den Automaten – in dem es übrigens auch Kartoffeln von Schulte-Bunert zu kaufen gibt und Getränke dosen. Die Eier sind in Zehnerpackungen zu haben und zwar rund um die Uhr. Lenz leert die Geldkassette regelmäßig, um niemanden in Versuchung zu führen. Und besucht seine Hühner. „Manchmal setze ich mich einfach mal eine oder zwei Stunden zu ihnen und schaue zu“, sagt er und lächelt.
Sein Leben lang hat er mit Kühen und Pferden gearbeitet, Hühner sind etwas neues für ihn. Er mag ihre Gesellschaft offensichtlich – obschon es Nutziere sind. Nach zwei Jahren Freilandleben werden sie zum Suppenhuhn, sollen in die Direktvermarktung gehen. Daran mag Lenz aber noch gar nicht denken, „ich habe sie doch gerade erst!“
Mit seinen Hühnern arbeitet er mit der Familie Schulte-Bunert zusammen, in deren Hofladen ebenfalls die Freilandeier zu haben sind. Der Wahldrevenacker – seine Frau stammt aus dem Schwarzwald, er aus Norddeutschland und die Kinder votierten für Drevenack – steckt voller Ideen.
In vier bis sechs Wochen kommt ein zweiter Automat: Er wird mit Grillfleisch gefüllt sein, Lenz hofft auf eine starke Nachfrage.