Wesel/Am Niederrhein. Nach mehr als 30 Jahren verabschiedet sich der Forstamtsleiter. Sein „Revier“ umfasst 4000 Quadratkilometer Gesamtfläche mit 62.000 Hektar Wald.

Der scheidende Leiter des Regionalforstamtes Otto Pöll zieht einen anschaulichen Vergleich, um zu verdeutlichen, wie riesig das Gebiet ist, das er mit seinen rund 100 Mitarbeitern betreut: „Bei schlechtem Wetter kann man vom südlichsten Zipfel aus den Kölner Dom sehen und vom nördlichsten in Hochelten die Nordsee.“ Schmunzelnd fügt der 63-Jährige dann Sekunden später hinzu: „Das mit der Nordsee stimmt zwar nicht, klingt aber gut...“

Von seinem Sitz in Wesel aus verwaltet er die Kreise Kleve, Wesel und Viersen, Krefeld, Mönchengladbach, den Rhein-Kreis Neuss und auch Teile von Düsseldorf. Von der 4000-Quadratkilometer-Gesamtfläche sind allerdings „nur“ 62.000 Hektar bewaldet. Der Waldanteil liegt damit mit 16 Prozent weit unter dem Landesdurchschnitt von 27 Prozent – Rheinberg und Voerde hätten beispielsweise fast gar keinen Wald, ergänzt Pöll. „Die Flächen in der Ebene sind einfach zu kostbar, um da Bäume darauf anzupflanzen“, erklärt der 63-Jährige, der am 30. April in den Ruhestand geht.

Otto Pöll wurde dreimal in sein Amt eingeführt

30 Jahre und elf Monate habe ich an diesem Schreibtisch gesessen“, berichtet der gebürtige Gindericher, der kurioserweise gleich dreimal in das Amt des Forstamtsleiters in Wesel eingeführt wurde – einmal 1990, dann 1997 und nochmal 2007. Dies hängt mit großen Umstrukturierungen der Forstwirtschaft im Land Nordrhein-Westfalen in den vergangenen Jahrzehnten zusammen.

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„Eigentlich wollte ich ja Arzt werden“, verrät Otto Pöll seinen ursprünglichen Berufswunsch. Doch nach seinem Abitur in Münster im Jahr 1977 und einer Zeit als Sanitätssoldat kristallisierte sich mehr und mehr heraus, dass sein erster Job-Wunsch wohl schwer zu realisieren wäre, also begann er 1978 das Studium der Forstwissenschaft in Freiburg.

Mit 32 Jahren der jüngste Forstamtsleiter

Über die Stationen Siegburg und Bielefeld kam er dann für einige Jahre nach Münster. „Damals galt ich schon als waschechter Westfale“, erzählt der heute 63-Jährige lachend, der dann hörte, dass zum 1. Juni 1990 im Forstamt Wesel ein Nachfolger des damaligen Leiters Wolfgang Schüller gesucht wurde. Und Otto Pöll wurde genommen. „Ich war damals mit 32 Jahren der jüngste Forstamtsleiter in NRW“, erinnert sich der Gindericher an die Rückkehr in seine Heimatstadt. 3000 Hektar Staatswald hatte er damals zu betreuen – den rechtsrheinischen Teil des Kreises Wesel sowie Teile der Städte Duisburg, Essen und Mülheim.

1995 wurden dann aus 45 Forstämter des Landes 35. Der von Wesel aus verwaltete Bereich mit dann 6000 Hektar Staatswald umfasste nun den heutigen Kreis Wesel, das bisherige Forstamt Xanten wurde aufgelöst, der dortige Leiter Heinrich Hüllmann wurde für zweieinhalb Jahre der Chef von Otto Pöll, der vorübergehen wieder ins zweite Glied rückte, zwei Jahre später erneut zum Forstamtsleiter aufstieg.

Regionalforstamt beschäftigt 33 Förster

2007 folgte dann die bisher letzte Aufteilung zum Landesbetrieb Wald und Holz NRW mit 16 Standorten. Das Regionalforstamt Wesel hat heute 23 Förster im Außendienst sowie weitere zehn im Innendienst. Die Schwerpunkte der Arbeit von Otto Pöll haben sich im Laufe der Zeit verschoben: „Früher habe ich immer versucht, wenigstens 40 Prozent Außendienst zu machen – heute sind es höchsten noch zehn Prozent“, rechnet der 63-Jährige vor, der an die drei Säulen der Waldbewirtschaftung erinnert: „Von Klimaschutz, Erholungsaspekt und Nutzfunktion spielt die letzte eine nachrangige Rolle.“

Kurz vor seinem Ruhestand sagt der Forstamtsleiter: „Ich habe es wirklich gerne gemacht, bin nie zornig ins Büro gegangen. Meine beste Idee, das Projekt Neue Wildnis Dämmerwald, hat aber leider bisher bei Schulen und Kindergärten noch nicht die gewünschte Resonanz gefunden.“ Aber das kann ja noch werden...

Als Pensionär möchte Otto Pöll vom 1. Mai an mehr Zeit für seine Frau Ulrike haben, sich der Arbeit in seinem Garten in Bislich widmen und auch seine anderen Hobbys Radfahren, Fotografieren und Jagen genießen.

>> Julian Mauerhof wird Nachfolger im Regionalforstamt

Am 1. Mai übernimmt Julian Mauerhof (42), Fachgebietsleiter landeseigener Forstbetrieb, die Amtsleitung von Otto Pöll.

Der gebürtiger Rheinland-Pfälzer stammt aus dem Rhein-Hunsrück-Kreis. Seine forstliche Karriere war bereits durch vier Generationen in seiner Familie vorbestimmt – Vater, Großvater, Urgroßvater und Ururgroßvater waren bereits im Bereich Forst- und Landwirtschaft tätig.