Wesel/Hamminkeln. Landwirte aus Hünxe, Hamminkeln und Wesel sprechen über den ersten Spargel und die strengen Auflagen für Saisonarbeiter in der Coronazeit.
Die ersten weißen Stangen vom Niederrhein wurden bereits in dieser Woche auf dem Schulte-Drevenacks-Hof von Dirk Buchmann in Hünxe geerntet.
Durch eine dritte Folie ist es möglich schon früh genug Wärme für den Spargel zu erzeugen. Standard sind eigentlich zwei Folien, die einen sogenannten Minitunnel bilden, der ebenfalls schon für einen verfrühten Wärmeeffekt sorgt.
„Zudem haben wir ein neues spezielles Pflanzverfahren, was die Pflanzen ebenfalls schneller kommen lässt“, erklärt Buchmann. „Etwa 16 Euro das Kilo kosten derzeit die qualitativ besten Stangen bei uns.“
Ab Ostern breiteres Angebot
Der meiste Spargel aus der Region muss jedoch noch ein bis zwei Wochen unter der Folie bleiben, bis wirklich größere Mengen bereit sind, gestochen zu werden. Dann geht die etwa 90-tägige Saison aber richtig los.
„Wenn die Sonne jetzt gut scheint, können wir an Karsamstag mit dem Verkauf starten“, erklärt Silvia Bielefeld, die mit ihrem Mann Peter den gleichnamigen Gemüsehof in Hamminkeln betreibt.
„Wenn die Sonne dann aber zwei bis drei Wochen scheint, dann sprießt der Spargel“, weiß Bielefeld. Der Hofladen ist in jedem Fall schon bereit dafür.
Die längeren Regenphasen und das eher wolkenbehangene Wetter der letzten Tage und Wochen lässt das Gemüse in diesem Jahr leicht verspätet kommen. Die Witterung im Frühjahr ist entscheidend für den Erntezeitpunkt.
Ganz natürlich wäre der erste Mai Stichtag
„Das ist aber alles noch im Rahmen. Ohne Folien und im Freiland würde erst um den 1. Mai gestochen werden“, erklärt Spargel- und Obstbauer Heinz-Wilhelm Hecheltjen aus Hamminkeln. „Aber die Verbraucher wollen ja so früh es geht den Spargel und daran wird sich natürlich orientiert.“
Zudem müsse sich der deutsche Spargel noch gegen Ware aus Spanien und Griechenland durchsetzen, wo natürlich andere klimatische Verhältnisse herrschen.
Hecheltjen lässt sich als eher kleinerer Betrieb aber nicht so sehr stressen und erntet etwa in 14 Tagen. „Mit jedem Tag Sonne steigt die Menge“, so Hecheltjen. Die Stangen werden dann voraussichtlich etwa 14 bis 15 Euro das Kilo kosten.
Auch auf dem Hof Heinen in Obrighoven dauert es bis zur Ernte noch ein paar Tage. Peter Heinen hat jedoch schon die ersten Spargelköpfe unter der Folie entdecken können. „Die ersten kleinen Mengen werden wir sicherlich nächste Woche stechen können“, so der Landwirt, der in den letzten Tagen schon häufig nach dem ersten Spargel gefragt wurde.
Die Erntehelfer-Situation
Spannend wird es in diesem Jahr wieder mit den Saisonarbeitern vorwiegend aus Osteuropa. Nachdem es im letzten Jahr mit dem Beginn der Corona-Pandemie große Probleme gegeben hat, konnten sich die Höfe in diesem Jahr sehr viel besser vorbereiten und auch die Behörden werden nicht mehr von der Situation überrascht. Allerdings steigen überall die 7-Tage-Inzidenzen – Polen liegt bei über 430, Rumänien bei knapp 200 (Stand 25. März) -- aber auch in Deutschland ist die Karte rot.
Die Anfahrt der Helfer sollte aber im Gegensatz zur letzten Saison funktionieren. Zum einen müssen die Arbeitskräfte, die hauptsächlich aus Rumänien stammen, vor ihrer Einreise einen Test machen. Hier angekommen, werden sie erneut getestet und sollen eine Quarantänezeit von ein bis zwei Wochen einhalten.
Regelmäßige Tests und eine Quarantänestation
„Wir haben schon 140 Tests besorgt und haben vor, einmal wöchentlich alle mit Hilfe eines Arztes zu testen“, so Peter Heinen, der in der Spitze etwa 40 Helfer auf seinem Hof hat. Diese sollen in festen Gruppen zusammen wohnen und arbeiten.
Ähnlich läuft es auf den anderen genannten Höfen auch ab. Dirk Buchmann hat für den Fall der Fälle mit zwei Containern sogar schon eine Quarantänestation für seine 50 Helfer eingerichtet. „Es ist naiv zu glauben, dass wir in der gesamten Saison keine Coronafälle haben werden“, so Buchmann. Mit den entsprechenden Auflagen würde das Risiko aber sehr gut eingedämmt und handhabbar.
Deutsche Erntehelfer
Als die Pandemie 2020 die Landwirte überraschend vor große Nöte stellte, halfen viele Deutsche aus, die zum Teil in Kurzarbeit waren. Von ihnen kehren aber nur wenige auch in diesem Jahr auf die Höfe zurück.
„In der Zeit haben uns ja auch viele Studierende ausgeholfen“, erzählt Silvia Bielefeld. Auf diese Aushilfe in der Not muss man aber wohl nicht zurückgreifen. „Wir haben ein bis zwei Leute, die kommen dieses Jahr wieder“, erklärt Peter Heinen.
Es sei aber nicht zu leugnen, dass bei den Saisonarbeitern eine andere Einstellung zur körperlichen Arbeit in der Landwirtschaft besteht, weiß Heinz-Wilhelm Hecheltjen: „In Rumänien ist es ganz normal, noch einen großen Gemüsegarten zu haben und viel selbst anzubauen - deshalb sind diese Menschen die landwirtschaftliche Arbeit auch gewohnt. Das haben wir in unserer Gesellschaft ja kaum noch.“