Wesel. Ab Montag gelten wieder härtere Beschränkungen. Der kommende Lockdown drückt auf die Stimmung, zeigt eine Umfrage in der Fußgängerzone Wesel.

Ein Wort geht gerade viral durch die sozialen Medien: mütend. Es kombiniert die beiden Gemütszustände müde und wütend in Bezug auf die Corona-Pandemie.

Die Menschen sind müde vom gefühlt ewigen Lockdown und wütend auf die oft unklaren oder nicht nachvollziehbaren Maßgaben der Politik. Dieses Stimmungsbild lässt sich auch in Wesel beobachten, ergab eine Umfrage.

Manch einer ist dabei eher wütend, so wie Serdar Kaplan: „Das passt alles nicht zusammen. Der Strumpfladen hier in der Innenstadt muss schließen und bei Aldi kann ich weiterhin welche einkaufen. Da steht man dann aber dicht an dicht.“

Der Weseler Bauunternehmer beobachte, dass die Leute viele Lücken ausnutzen würden und Beschränkungen an vielen Stellen unsinnig seien, weil sie aus seiner Sicht inkonsequent sind.

Die Osterfeier fällt aus

Auch mit Blick auf die Möglichkeit des Mallorca-Urlaubs ist Wut spürbar oder zumindest großes Unverständnis: „Das jetzt Leute nach Mallorca fliegen dürfen, das kann ich nicht nachvollziehen“, erklärt Karl Hochstrat. Der Weseler würde unter normalen Umständen das Osterfest mit seiner großen Familie feiern.

Er und seine Verwandtschaft halten sich aber streng an die Vorgaben und so fällt das Osterfest flach, genau so wie sein 90. Geburtstag im letzten Jahr. „Mir tun in dieser Zeit aber vor allem die Kinder Leid“, so der 13-fache Urgroßvater.

Zermürbende Beschlüsse

„Die einen dürfen nach Mallorca fliegen und die anderen ihre Kneipe nicht öffnen“, sagt die Dinslakenerin Ursula Ammon, die das „Hin und Her“ der Politik sehr zermürbend findet. Sie hätte es klüger gefunden, den Lockdown einmal vernünftig durchzuziehen.

So sieht es auch Fee Burow aus Wesel: „Ich persönlich finde, es hätte einmal den ganz harten Lockdown gebraucht.“ Zwischen Abitur und Studium hätte sie sich aber auch irgendwie an die Situation gewöhnt.

Bärbel Strömer aus Hamminkeln ist eher müde vom Lockdown: „Dass es keine klare Linie gibt und es die ganze Zeit rauf und runter mit den Bestimmungen geht, macht einen mürbe.“ Dennoch ist sie einsichtig, dass es keinen anderen Weg gibt, die hohen Infektionszahlen in den Griff zu bekommen.

Viele Kunden sind unsicher

Auch bei ihrer Familie bleibt die große Zusammenkunft an Ostern aus, doch sie verstehe nicht, warum man vor dem Osterfest einzig am Samstag die Lebensmittelgeschäfte öffnet: „Da gehen doch dann alle einkaufen. Das kann doch irgendwie nicht richtig sein.“

Einzelhändler Frank Tepaß, der seit zwei Wochen mit seiner Frau Claudia das „Partyland“ in der Weseler Innenstadt betreibt spürt, dass viele nicht mehr ganz mitbekommen, was nun erlaubt ist und was nicht. „Allein heute kamen wieder viele Anrufe von Kunden rein, die nicht wussten, ob sie jetzt noch kommen dürfen oder nicht.“

Für Tepaß funktioniert das Konzept „Click and Meet“, die angekündigte vollständige Schließung nennt er eine Vollkatastrophe. „So besteht doch gerade eine gute Balance in den Geschäften. Schließt man nun, knubbelt es sich doch an anderer Stelle wieder.“