Wesel/Hamminkeln. Wesel und Hamminkeln liegen beim Fahrradklima-Test des ADFCs über dem Bundes-Durchschnitt. Die Ergebnisse sind aber nicht wirklich repräsentativ.

Die Schulnoten 3,2 und 3,4 sind befriedigend, wirklich keine Spitzennoten. Lehrer würden an dieser Stelle vielleicht sowas sagen wie: „Deine Leistung ist ok, nicht schlecht. Aber mit ein bisschen mehr Anstrengung kannst du auf jeden Fall sehr viel mehr erreichen.“

Im direkten Vergleich des Fahrradklima-Tests des ADFCs (Allgemeiner Deutscher Fahrrad Club) sind diese Noten, die Wesel (3,4) und Hamminkeln (3,2) erreicht haben, jedoch überdurchschnittlich. Der Bundesschnitt der Befragung liegt bei 3,9 und zeigt, dass Deutschland zumindest aus Sicht der reinen Zahlen kein wirklich fahrradfreundliches Land ist.

Beim Fahrradklimatest stehen alle zwei Jahre die Belange der Fahrradfahrer im Vordergrund. Viele Themen wie Sicherheit, Radwegebeschaffenheit, Spaß am Fahren oder die Fahrradmitnahme im Öffentlichen Verkehr werden abgefragt und können von den Bürgern der Städte bewertet werden.

Konstante Förderungen in Wesel

„Ich denke, dass die Leute grundsätzlich sehr viel kritischer geworden sind. Vor dem Hintergrund, ist das Ergebnis in Wesel immer noch recht ordentlich“, erklärt Michael Blaess, Mobilitätsbeauftragter der Stadt Wesel. Zudem müsse man die Kontinuität sehen, mit der Wesel seit etwa 30 Jahren den Radverkehr fördere und mittlerweile über ein geschlossenes Radwegenetz verfügt.

Aus der Perspektive vieler anderer Städte würde man sich das wünschen. „Wir sind in Wesel auf einem guten Weg und steigern die Attraktivität durch viele Maßnahmen wie beispielsweise das Bike-Hostel am Bahnhof“, so Blaess.

Wesel auf Platz 2 in NRW

Wesel steht mit seiner Note 3,4 bundesweit auf dem fünften Platz im Ranking mit 110 Städten in ähnlicher Größenordnung. Landesweit belegt Wesel sogar den zweiten Platz nach Bocholt (Note 2,8).

„Wir sind auf jeden Fall froh, dass wir das allgemein hohe Niveau halten konnten“, erklärt Stadtsprecher Swen Coralic, auch wenn man seit 2014 ein paar Prozentpunkte einbüßte. Man sei aber stolz darauf, dass laut Mobilitätsbefragung 2019 etwa 28 Prozent der Weseler alltägliche Strecken mit dem Rad absolvieren. Zum Vergleich: In Münster sind es etwas über 30 Prozent.

Gute Einzelnoten sammelte die Stadt Wesel bei den Themen Werbung fürs Radfahren, Ampelschaltung und Falschparkerkontrolle. Nicht so gut bewertet wurden hingegen die allgemeine Fahrradförderung in jüngster Zeit, die Oberflächen der Radwege und die Fahrradmitnahme mit Öffentlichen Verkehrsmitteln.

Letzteres wird auch in Hamminkeln angemäkelt, doch Peter Zelmer vom ADFC Hamminkeln weiß: „Die Fahrradmitnahme mit Öffentlichen Verkehrsmitteln ist ein allgemeines Problem – fast überall.“ In unserer Region gäbe es nur die Möglichkeit zweier Regionalbahnverbindungen.

Ansonsten könnte auf Busse zurückgegriffen werden, die aber nicht gerade auf den Fahrradverkehr ausgelegt seien. „Man könnte überlegen einen Fahrradbus, so wie den Fietsenbus in Bocholt anzubieten. Zumindest mal für Ausflügler am Wochenende.“

Gute Platzierungen für Hamminkeln

Davon abgesehen sieht Zelmer den Fahrradklimatest zumindest in Zahlen positiv für Hamminkeln. Mit der Note 3,2 liegt die Stadt bundesweit auf Platz 13 von 415 in ihrer Ortsgrößenklasse, Landesweit auf Platz 6 von 116. Die Realität sähe an vielen Stellen jedoch anders aus zum Beispiel im Bezug auf die Breite vieler Radwege oder die schwierige Umgehung von Baustellen.

Generell seien aber auch die Bedürfnisse gestiegen, zumal es immer mehr Radfahrer gibt. Deshalb müsse sich ein generell einheitlicheres Denken zum Thema Fahrradfahren etablieren, viele Fachbereiche übergreifend.

Fragwürdige Aussagekraft

Der Fahrradklimatest ist mit 198 in Wesel und 153 Teilnehmenden in Hamminkeln nicht wirklich repräsentativ. In der Detailauswertung Wesels wird vom ADFC sogar zusätzlich der Hinweis gegeben: „Achtung! Die Bewertungen der Teilnehmer sind im Vergleich zu den meisten anderen Orten sehr uneinheitlich.“

Die Befragung stellt also nur einen Trend dar. „Zumindest ist aber eine Steigerung der Teilnehmerzahl zum vorherigen Klimatest zu sehen“, so Zelmer.