Wesel. Für Unsicherheit sorgt der Stopp von AstraZeneca. Auf viele Fragen hat der Kreis noch keine Antwort. Ein Arzt kritisiert die Impflogistik.

Am Dienstag blieb das Impfzentrum in der Niederrheinhalle am Fusternberg mal wieder verwaist. Lediglich Mitarbeiter eines Wachdienstes flanierten um das Gebäude herum und klärten dabei so manchen Impfwilligen auf, dass hier derzeit alles geschlossen ist. Zwar wurden die meisten Menschen, die in Schulen, Kitas oder der Tagespflege tätig sind, von ihrem Arbeitgeber am Vortag darüber informiert, dass die Impfung erst einmal entfällt, doch der eine oder die andere schaute trotzdem zum vereinbarten Termin vorbei, um sich impfen zu lassen. Vergeblich.

Dienstags und donnerstags wird in der Niederrheinhalle ausschließlich der wegen möglicher Sinus-Thrombosen in die Diskussion geratene Impfstoff von AstraZeneca gespritzt, heißt es seitens der Pressestelle des Kreises auf NRZ-Anfrage. Wegen des Impfstopps herrscht deshalb dort nun gähnende Leere. Und auch am heutigen Mittwoch, 17. März, sollte teils AstraZeneca zum Einsatz kommen. Nun aber eben auch nicht. Der Impfstoff Biontech, der bislang für Menschen über 80 Jahre reserviert ist, wird dafür weiter gespritzt.

Was passiert mit dem vorrätigen Impfstoff? Geringe Haltbarkeit

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Wie viele Frauen und Männer im Kreis Wesel bislang AstraZeneca erhielten? Der Kreis konnte am Dienstag keine Zahlen dazu liefern. Auch darüber, was mit dem bereits vorrätigen Impfstoff nun passiert, schweigt sich die Verwaltung aus. Die Antwort auf diese Frage soll ebenfalls nachgeliefert werden. Offenbar steht zu befürchten, dass wegen der geringen Haltbarkeit der Flüssigkeit auch Impfstoff weggeworfen werden muss.

Horst Steinbring, Obmann der Kassenärzte in Wesel, sagt zu dem ganzen Desaster: „Das ist doch alles nicht mehr wahr!“ Er soll an einer Verlosung von Impfstoff teilnehmen. „Wenn ich gewinne, bekomme ich 100 Dosen, ich brauchte aber allein schon 800, um alle chronisch Erkrankten zu impfen.“ Dabei sei völlig unklar, welchen Impfstoff er denn „gewinnen“ würde. Den jetzt gestoppten? „Das ist alles an Dilettantismus nicht mehr zu überbieten“, schimpft er. „Die bereits Geimpften wissen nicht, wie es jetzt weiter geht.“

Geimpfte bangen um ihren zweiten Termin

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Arzthelferin Christa Schultze gehört zu dieser Gruppe. „Ich finde das nicht gut, es gibt kein größeres Risiko als bei der Grippeimpfung oder der Pille. Ich hoffe nur, dass die das bis Ende Mai wieder hinkriegen und ich meine zweite Impfung bekomme“, sagt sie. Mediziner Steinbring kritisiert die Impflogistik: „Die Hausärzte hätten ganz Deutschland innerhalb von zehn Tagen impfen können.“ Je Praxis 1000 Patienten und pro Tag 100 Impfungen, so die Rechnung. „Das Virus ist nicht doof, es kann sich ständig verändern. Da darf man sich keine Zeit lassen.“

Hier gibt es kostenlose Schnelltests

Diese Einrichtungen, Ärzte und Apotheken bieten aktuell in Wesel, Hünxe und Schermbeck kostenlose Corona-Schnelltests (POC-Tests) für Bürger an:

: Hausarztpraxis Eichkorn, Kaiserring 15; Rosen-Apotheke, Hohe Straße 64; Dr. Riemann Berliner Tor 1a, Zahnärztin Dr. Schwepper, Marktplatz Feldmark 47 Hünxe: MVZ Dinslaken, Alte Weseler Straße 18a, MVZ Dinslaken, Am Brücksken 2 Schermbeck: Praxis Dr. Christian Neukam, Bonifatiusstraße 18.