Kreis Wesel. Die niedergelassenen Ärzte im Kreis Wesel sind zum Impfen bereit. Doch ausgerechnet die alten Patienten werden weiter zum Impfzentrum müssen.

Die niedergelassenen Haus- und Kinderärzte im Kreis Wesel werden flächendeckend bereit sein, Coronaschutzimpfungen in ihren Praxen vorzunehmen. Davon zeigt sich der frisch gewählte Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung im Kreis Wesel, Dr. Franz-Joachim Weyers, überzeugt: „Wir stehen ‘Gewehr bei Fuß’.“ Wenn es soweit sei, werde man allerdings – nach gegenwärtigem Stand – ausschließlich den Impfstoff von Astrazeneca nutzen können – keine gute Nachricht für alle Menschen ab 65 Jahre.

Nach Angaben von Dr. Franz-Joachim Weyers ist die Bereitschaft zu impfen der Hausärzte „sehr groß“, wie er aus vielen Gesprächen mit Kolleginnen und Kollegen und deren Anfragen wisse: „Die niedergelassenen Ärzte, auch viele Fachärzte, in Deutschland impfen jedes Jahr Millionen Patienten, beispielsweise gegen die Grippe. Warum sollten sie dann nicht prinzipiell willens und in der Lage sein, Menschen gegen Covid19 zu impfen?“, fragt der Allgemeinmediziner.

Auch interessant

Dennoch gebe es bei aller Bereitschaft Unmut unter den niedergelassenen Ärzten, sagt Weyers. Die Mediziner hätten in den Praxen häufig mit Infektpatienten zu tun, nähmen Abstriche vor und würden auch gegen Corona impfen: „Aber sie selbst haben den Schutz nicht. Dabei stehen wir in vorderster Front.“ Die niedergelassenen Ärzte und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gehörten in die Priorität 1, die höchste Stufe der zu impfenden Personen, fordert Weyers.

Dr. Weyers betont weiter, dass die niedergelassenen Ärzte nach aktuellem Stand nur den Impfstoff von Astrazeneca verimpfen werden, weil Logistik und Lagerung des Biontech-Serums zu komplex seien: „Das ist in den Praxen schwer handhabbar.“

Auch interessant

Die Konsequenz daraus ist logisch, dürfte viele Senioren aber enttäuschen, denn: Astrazeneca wird in Deutschland nur an Patienten bis zum Alter von 64 Jahren verabreicht. Wer älter ist und die Hoffnung hegte, sich den Impfschutz in absehbarer Zeit von seinem vertrauten Hausarzt in der Nähe abholen zu können, der irrt. Menschen ab 65 Jahren erhalten den Schutz von Biontech. Dieser Stoff aber wird im Impfzentrum gespritzt. Ausgerechnet die Altem müssen also weiter den teilweise weiten Weg zur Niederrheinhalle in Wesel auf sich nehmen.

Zahl der Praxen, die tatsächlich impfen werden, ist noch offen

Wie viele Praxen am Ende die Covid19-Impfung vornehmen werden, ist im Moment offen. Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Nordrhein hat die niedergelassenen Ärzte nach ihrer grundsätzlichen Bereitschaft gefragt. Obwohl die Meldefrist vor einer Woche endete, liegt das Ergebnis laut KV aber noch nicht vor.

Auch interessant

Im Kreis Wesel praktizieren 226 Hausärzte als niedergelassene Allgemeinmediziner und Internisten, die hausärztlich tätig sind. Hinzu kommen 31 niedergelassene Kinderärzte. Beides zusammen genommen, ergibt aber nur einen Annäherungswert, die tatsächliche Anzahl an Praxen ist niedriger, weil sich in einigen Fällen mehrere Ärzte eine Praxis teilen.

Franz-Joachim Weyers hat zwei weitere Forderungen: Die Vergabe der Impftermine müsse schneller erfolgen. Und die Frage, welche Altersgruppe wann an der Reihe ist, liegt beim NRW-Gesundheitsministerium: „Gerade die Priorisierung“, so Dr. Weyers, „würde die Praxen überfordern.“