Wesel. Die Händler bereiten sich auf eine vorsichtige Wiedereröffnung nach dem Lockdown vor. In welcher Form genau, ist aber einigen noch nicht klar.

Es ist noch nicht die Öffnungsperspektive, die Einzelhändler sich erhofft haben, „aber schon mal eine Erleichterung“. So kommentiert Phillippe Tenhaeff, Vorsitzender der Werbegemeinschaft Wesel, die neuesten Beschlüsse von Bund und Ländern – und da weiß er sich mit vielen Kollegen in der City einer Meinung.

Allerdings blieb am Donnerstag noch unklar, welche Inzidenzzahlen für die verschiedenen Öffnungsszenarien eine Rolle spielen. Die des Kreises Wesel oder des Landes? Doch er bereitet sich wie andere Einzelhändler auf das „Click and Meet“-Szenario vor. Heißt: Kunden können einen Termin ausmachen und dann einzeln pro 40 Quadratmeter in den Laden kommen.

Diese Öffnungsperspektive ist für eine Inzidenz zwischen 50 und 100 vorgesehen. Philippe Tenhaeff und seine Brüder Patrick und Carsten richten sich für ihre Bettenfachgeschäfte in Wesel und Moers auf die Terminvergabe an Kunden ein.

Sie bieten auch weiter das bewährte Lockdown-System: Der Kunde sucht sich nummerierte Ware im Schaufenster aus und kann sie dann abholen oder geliefert bekommen. Spätestens ab dem 28. März hoffen die Händler auf weitere Lockerungen. „Die Kunden wollen einkaufen gehen, wir sind darauf vorbereitet.“

Viele Anfragen an die Stadt

Dass viele Einzelhändler derzeit noch unsicher sind, ob und in welcher Form sie öffnen dürfen, bestätigt auch Ordnungsdezernet Klaus Schütz: Rund 30 Anrufe, vorwiegend von Geschäftsinhabern, habe die Stadt am Donnerstag in dieser Sache entgegengenommen.

Weiterhelfen kann auch Klaus Schütz vorerst nicht: „Wir müssen auf die neue Corona-Schutzverordnung warten.“ Erst dann sei definitiv klar, auf welche Inzidenzzahlen Wesel schauen muss.

Der Buchhandel freut sich

Zumindest der Buchhandel hat eine bessere Perspektive, da er zum Einzelhandel des täglichen Bedarfs hochgestuft wurden. Ab Montag darf also zum Beispiel die Buchhandlung Korn in Wesel wieder öffnen, unter Schutzmaßnahmen versteht sich.

„Meine Stimmung ist freudig und hektisch zugleich“, erklärt Buchhändlerin Eva Korn. Sie müsse jetzt den Putzlappen schwingen, Regale auffüllen alles für die Kunden wieder herrichten. „Bisher war der Laden hier eine reine Packstation.“

Ihre Kunden konnte Eva Korn bisher nur auf Bestellung versorgen und die Bücher vor der Tür bereit stellen. „Ich bin meinen Stammkunden so dankbar, dass sie in der Zeit trotzdem Bücher bestellt haben. Anders hätten wir das wahrscheinlich nicht durchhalten können.“

Michael Daams, Inhaber der Outdoor-Geschäfts Unterwegs, gönnt den Buchhandlungen die neuen Lockerungen und auch den Friseuren, kann sie aber nicht wirklich nachvollziehen. „Das ist doch lächerlich. Wir haben teilweise viel weniger Kundenverkehr und auch gute Hygienekonzepte.“ Trotzdem freue er sich, zumindest erstmal das „Click and Meet“-Geschäft beginnen zu können.

Der Unterwegs-Inhaber konnte zwar auch zuletzt Dinge auf Bestellung herausgeben, allerdings sei bei seinen Waren vor allem auch die Beratung maßgeblich: „Wenn man relativ teure Wanderschuhe kauft, ist es schon wichtig, auch richtig beraten zu werden, das geht nur vor Ort.“

Darüber hinaus hofft er wie viele andere Einzelhändler, dass die 7-Tage-Inzidenz unter 50 bleibt. Zudem wirbt er für die Unterstützung des Einzelhandelsstandortes und den Erwerb von Stadtgutscheinen. „Damit kann man schon viel tun und die Aktion wurde jetzt ja auch noch mal verlängert“, so Daams, der das Gefühl hat, dass immer noch wenige Kunden über diese Möglichkeit Bescheid wissen.

„Die Beschlüsse sind undurchsichtig“

In der Papeterie Michelbrink stehen die Inhaber vor einem Rätsel. „Wir wissen noch nicht wirklich, wie genau wir jetzt unsere Läden öffnen dürfen“, erklärt Sebastian Michelbrink, der das Unternehmen mit seinem Bruder und Geschäftsinhaber Nils leitet.

„Die Beschlüsse sind völlig undurchsichtig und nicht zufriedenstellend“, erklärt Sebastian Michelbrink, der sich am Donnerstag schon mehrfach mit dem Einzelhandelsverband darüber ausgetauscht hat.

Das Geschäftsmodell von Michelbrink ist in der jetzigen Beschlusslage aber wohl ein Sonderfall. Von 15 ihrer Filialen dürfen knapp die Hälfte ab Montag öffnen, da eine Buchhandlung an den Laden angeschlossen ist.

Ein Unternehmen, zwei Richtlinien

Die anderen Geschäfte, so wie beispielsweise das in der Weseler Innenstadt, dürfen erst ab einer Inzidenz von unter 50 „normal“ öffnen. Liegt sie über 50, kann nur das Modell „Click and Meet“ angeboten werden. „Das dem Kunden zu erklären ist natürlich schwierig“, so Michelbrink.

Außerdem sei die Frage, wie es denn bei ähnlichen Unternehmen wie etwa der Mayerschen Buchhandlung laufe. Zwar liegt dort natürlich der Fokus auf dem Buchhandel, jedoch werden auch viele Schreibwaren verkauft.