Hamminkeln. Superol war auf Erfolgskurs, als die Pandemie kam. Ingo Bross hat für jedes Problem eine Lösung gefunden. Und seine Produktpalette angepasst.

Ingo Bross brennt für sein Unternehmen. Vor drei Jahren startete er seine Selbstständigkeit in einer Großraumgarage in Rees. Heute beschäftigt er zehn Mitarbeiter in Hamminkeln, seine Firma Superol im Kesseldorfer Rott 29 erstreckt sich über 200 Quadratmeter Verkaufs- und 2300 Qudadratmeter Lagerfläche. Dennoch hat das vergangene Jahr das Nervenkostüm des Firmenchefs um zehn Jahre altern lassen, wie er unumwunden zugibt.

Aber der Reihe nach. Ingo Bross, ein eingefleischter Niederrheiner, arbeitete im Anlagenbau in der Chemieindustrie, bevor er für einen Hersteller von Reinigungsmitteln den Fachhandel betreute. In dieser Zeit als „Key Account Manager“ wuchs der Wunsch, sich selbstständig zu machen. Seit 2014 entwickelt er Reinigungsprodukte für Hobby, Haus und Garten, im Jahr 2017 begann er mit dem Onlinehandel für Reinigungsprodukte und einem Lagerverkauf für Privatkunden in jener Garage in Rees.

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Die von ihm entwickelten Eigenmarken, Exoten wie spezielle Kupferpflege für Destillieranlagen ebenso wie ein hochwirksamer Schimmelentferner, fanden bald in Fachkreisen große Beachtung. Sein Pflegeprodukt für Fliesenleger war so begehrt, dass Ingo Bross für die Handwerksbetriebe eigene Label schuf. „Beispielsweise Fliesenleger Michael Pardolla überreicht nach Abschluss seiner Arbeit dem Kunden unser Fliesenprodukt, das mit dem Namen seiner Firma etikettiert ist.“

2019 Umzug nach Hamminkeln

Superol vertreibt neben selbst entwickelten Reinigungsprodukten für Profis auch Fremdprodukte für den Fach- und Großhandel, aber auch für Privatkunden. Sein ökologischer Grünbelag-Entferner oder seine auf fast allen Materialien einsetzbare Polierpaste haben sich zum Verkaufsschlager entwickelt. Richtig bekannt wurde der gebürtige Weseler vor zwei Jahren durch die Erfindung seiner Eichenprozessionsspinner-Fallen (siehe unten). Diese EPS-Falle sorgte für mediale Beachtung, dank diverser Fernsehauftritte und der Internetwerbung trudelten europaweit Aufträge ein. Jetzt musste eine große Lagerfläche her, so dass Superol im Dezember 2019 nach Hamminkeln zog.

Dann kam Corona. Lieferwege wurden gekappt. Italien war bekanntlich bereits im Herbst 2019 geschlossen, Materialien für Produkte, für die Unmengen an Bestellungen vorlagen, trafen nicht ein. Wer so lange wie Ingo Bross im Handelsgeschäft tätig ist, kennt immer irgendjemanden, der weiß, wie ein Problem zu lösen oder wo was zu ordern ist. Als dieses Problem behoben war, steckte das nächste in den Startlöchern: In Kleve schloss die Einrichtung Haus Freudenberg coronabedingt, hier lässt Bross die EPS-Fallen zusammenbauen. Und wieder fand er Leute, die die Notproduktion schulterten.

Näherinnen nähten Mund-Nasen-Masken

Dann folgte die große Anfrage nach Desinfektionsmittel. „Der Alkohol wurde knapp, die Preise von Ethanol verachtfachten sich. Fast hätte ich eine Brennerei gekauft“, erinnert sich Ingo Bross an schlaflose Nächte. Auch dieses Mal fand er eine Quelle, zügig konnte er wieder Desinfektionsmittel an Einrichtungen oder Flächendesinfektionsmittel an Reinigungsunternehmen liefern. Als nächstes stand die Beschaffung von Masken an. Wegen Lieferengpässen stellte er Näherinnen ein, dann fand er Lieferanten für große Mengen an Mund-Nasen-Schutz. Besonders lag ihm an Herzen, FFP2-Masken zu humanen Preisen anbieten zu können. „Daran sollte man nicht verdienen wollen“, argumentiert er und spendete vielerorts die Schutzmasken.

Nicht nur die zertifizierten Masken sind bei ihm kostengünstig zu haben, jetzt vertreibt er auch Corona-Tests, die für den medizinischen Gebrauch eine Zulassung haben, in naher Zukunft die Zweitzulassung für den Privatgebrauch erhalten. Spucktests, Antikörpertests und Nasen-Rachen-Antigen-Tests liefert Superol bereits an den medizinischen Großhandel, an Schulen, Kitas und Altenheime. Da seine Tochter traurig ist, nicht mehr die bunten Stoffmasken tragen zu dürfen, hat Ingo Bross jetzt pinkfarbene OP-Masken für Kinder aufgetan. Aber auch Kinder-FFP2-Masken sind geordert. An seiner nächsten „Erfindung“ tüftelt Ingo Bross bereits: spezielle Desinfektionsmittel für Bankautomaten, denn hier tummeln sich besonders viele Viren.