Rees. Ingo Bross aus Rees hat eine Falle für den Eichenprozessionsspinner patentieren lassen: Die EPS-Falle ist neu auf dem Markt. Nachfrage ist hoch.

Geht nicht? Gibt’s nicht! Kollektive Hilflosigkeit machte sich in diesem Sommer breit, als der Eichenprozessionsspinner (EPS) die Bäume im großen Stile befiel und etliche Bürger der Region über Juckreiz oder Atemprobleme klagten, die durch die Härchen der Raupe hervorgerufen wurden. Auch Ingo Bross hatte die Arme voller Juckstellen. Eine Lösung für dieses Problem zu finden, das spornte ihn an. Und er war erfolgreich. Die EPS-Falle ist geboren.

Und Bross hat sie patentieren lassen. Der 44-jährige Betreiber der Firma Superol Reinigungsprodukte hat an der Rauhen Straße 24 in Rees nun auch die Firma EPS-Fallen angesiedelt. Seit viereinhalb Wochen ist die Falle auf dem Markt: „Seitdem steht mein Handy nicht mehr still. Wir kommen kaum hinterher.“

Von manchen Baumdiensten angefeindet

Das Interesse ist riesig. Auch Kommunen wie Kevelaer und Marl haben sich schon mit der Falle eingedeckt; manche Raiffeisenmärkte bieten sie an. „Im nächsten Jahr ist mit drei- bis fünfmal so vielen Spinnern zu rechnen. Ich möchte zu Jahresbeginn 30.000 Fallen auf Lager haben“, sagt Bross.

In Online-Foren ist der Tüftler schon angefeindet worden. Von der Konkurrenz. Denn die Baumdienste, die EPS-Nester absaugen, sehen ihre Felle davon schwimmen. „Das hat aber eher dazu geführt, dass die Reichweite online noch weiter gestiegen ist“, so Bross.

Meisen sterben, wenn sie die Eichenprozessionsspinner-Raupen fressen

Auch das häufig durchgeführte, präventive Spritzen der Bäume ist mit 300 bis 600 Euro je Baum recht kostspielig. Außerdem würden natürliche Fressfeinde ebenfalls dezimiert, so Bross. Die Ansiedlung von Meisen erachtet der 44-Jährige als „Tierquälerei. Denn die Meisen sterben, wenn sie die EPS fressen“.

Bross hat sich mit Schädlingsbekämpfer Dieter Kleibrink aus Dorsten beraten und im Internet recherchiert, bis der Tüftler eine funktionierende EPS-Falle hatte. Diese kann er für 40 bis 129 Euro anbieten – je nach Umfang des Baumes bis maximal acht Meter.

So ist die Eichenprozessionsspinner-Falle gestaltet

Die Lücken zwischen dem Schlauch und der Baumrinde werden mit einem Schaum abgedichtet. Der Eichenprozessionsspinner muss also durch den Schlauch und wird dann vom Botenstoff in die Falle gelockt.
Die Lücken zwischen dem Schlauch und der Baumrinde werden mit einem Schaum abgedichtet. Der Eichenprozessionsspinner muss also durch den Schlauch und wird dann vom Botenstoff in die Falle gelockt. © FUNKE Foto Services | Christian Creon

Die komplett giftfreie Falle besteht aus einem Schlauch und einer Manschette, die um die Eiche montiert wird. Die Lücken werden mit einem Schaum abgedichtet. In dem Schlauch ist ein Fallrohr mit einem Beutel. Der Beutel wird unten in einer abgetrennten Kammer etwas mit Sand beschwert, damit er nicht im Wind flattert. Außerdem lockt hier ein Botenstoff die EPS an.

Der Beutel ist von innen beschichtet: „Es ist extrem glatt. Da kommt noch nicht einmal eine Schnecke heraus“, schildert Bross. Ferner befinde sich in dem Beutel ein biologisches Mittel, das sich an der Raupe festsetze und sie austrockne. Die EPS stirbt.

Bei schon befallenen Bäumen sollte ein Experte die EPS-Falle montieren

Strahlt die Sonne auf die Beutel, erhitzen sich diese auf bis zu 70 Grad. Dann sei es bei der Entsorgung sehr leicht, denn ab 55 Grad fangen die Eiweiße an sich aufzuspalten und die Härchen, die beim Mensch die allergischen Reaktionen auslösen können, verlieren ihre Wirkung. Hilft die Sonne nicht mit, sollte man die Beutel bei der Entsorgung gut verschließen, damit der Mensch nicht in Berührung mit den Härchen kommt.

Die Fallen werden alle von Hand gemacht: „Im Moment können wir etwa 100 Fallen am Tag produzieren“, erklärt Bross. Gespräche mit der Lebenshilfe Unterer Niederrhein laufen bereits, ob diese die Verpackungsarbeiten übernehmen können. Eine Montageanleitung wird mit dem Produkt verkauft. Ist ein Baum aber schon vom EPS befallen, dann sollte man die Experten die Montage übernehmen lassen. Präventiv können die Kunden die Montage selbst stemmen. Ingo Bross ist auch dabei, Monteure entsprechend zu schulen, wie etwa Philipp Peters vom Baumdienst Peters aus Hamminkeln.

Nächstes Projekt: Kampf gegen Buchsbaumzünsler

Derzeit sucht Bross eine neue Lagerhalle, denn für die angepeilten 30.000 Fallen ist an der Rauhe Straße nicht ausreichend Platz. Und auch das Tüfteln geht weiter: „Ich plane ein biologisches Mittel gegen den Buchsbaumzünsler herauszubringen“, verrät Bross. Da wären wir bei der nächsten Volkssorge.

Weitere Infos gibt es unter www.eps-fallen.de.