Am Niederrhein. Wie weit könnten sich die Wölfe von Schermbeck und Hünxe aus ansiedeln? Fluss und Kanal wären kein Hindernis, aber es gibt keine Hinweise dafür.
Ist der Wolf mittlerweile auch in der Gemeinde Raesfeld, im nördlichen Teil von Schermbeck angekommen? Diese Frage sorgt derzeit für Unruhe in den sozialen Medien. Immer mehr häufen und verbreiten sich mittlerweile die Nachrichten, dass in der Gemeinde Raesfeld ein oder mehrere Wölfe, unter anderem im Bereich der Erler Heide und im Dämmerwald, unterwegs sein sollen.
In den sozialen Netzwerken wird ebenfalls darüber spekuliert, dass mehrere Pferde durch den Wolf aufgeschreckt und durchgegangen sind. Auf Nachfrage bestätigt RVR-Revier-Förster Christoph Beemelmans, dass es bisher keine Nachweise darüber gebe, dass sich zurzeit auf der nördlichen Kanalseite, sprich Dämmerwald und der Erler Heide, Wölfe aufhalten.
Wölfe könnten den Kanal überqueren
„Das soll jedoch nicht heißen, dass hier bei uns nicht schon mal ein Wolf gewesen ist“, so Beemelmans. Was die angeblichen Risse in seinem Revier anbelange, auch diese könne Beemelmans nicht bestätigen. „Dafür gibt es keine Nachweise“. Was jedoch die Wanderung der Schermbecker Wölfe anbelange, sei es laut Beemelmans durchaus möglich, dass diese einen Weg durch die Lippe und über den Kanal finden. „Da die Spundwand des Kanals für Wölfe unüberwindbar ist, besteht jedoch die Möglichkeit, dass diese in der Nacht die Kanalbrücke, beispielsweise Hohes Ufer in Schermbeck-Gahlen, überqueren. Auszuschließen ist das nicht und die Überquerung der Brücke wäre für einen Wolf eine Kleinigkeit“, so Beemelmans.
Dass der Lupus sich jedoch auch im Dämmerwald oder der Üfter Mark, die weniger bewaldet ist wie das Waldgebiet in Hünxe, wohlfühlen könnte, bezweifelt der Revierförster nicht. „Wo der Wolf sich niederlässt, wird er selbst bestimmen und sich die Räume und Nischen zum Leben selber suchen. Und wie aktuell zu sehen ist, nimmt er auch keine Rücksicht darauf, ob dort Menschen leben, oder nicht. Sonst wäre er nicht im Raum Hünxe“, ergänzt Beemelmans.
Die Lebensräume unterscheiden sich kaum
Darüber hinaus sei der Lebensraum im Schermbecker Wolfsgebiet südlich der Lippe ansonsten nicht deutlich anders als auf der anderen Kanalseite im rund 20 Kilometer entfernten Gemeindegebiet von Raesfeld und dem Dämmerwald. Auf beiden Seiten gibt es im Verhältnis gleiche Lebensbedingungen wie offene Flächen, die landwirtschaftlich genutzt werden, sowie Waldflächen, Erholungsgebiete und Parklandschaften. „Meiner Meinung nach ist der Wolf in Deutschland mittlerweile an Menschen gewöhnt und sie sind für ihn kein festes Kriterium, wo er sich niederlässt, oder nicht. Deshalb kann ich auch nicht sagen, wo sich die Wölfe wohlfühlen“, so der Revierförster.
Mit Blick auf den Wildbestand im Waldgebiet von Christoph Beemelmans gibt es derzeit zwar ein verändertes Verhalten, welches aber nicht durch einen Wolf hervorgerufen worden sei. „Der Einfluss auf das Verhalten von Rot-, und Reh- und Schwarzwild ist coronabedingt. Durch die Vielzahl der Menschen, die die einfachsten Regeln bei einem Waldbesuch nicht mehr beherzigen, sind die Tiere ständig auf der Hut, verfallen in Panik, oder sind im Fluchtmodus“, sagt Christoph Beemelmans verärgert. Bestätigt sei dies durch die vielen Todfunde in seinem Revier. Diese seien jedoch nicht durch einen Wolfsriss verursacht worden, sondern auf die Menschen zurückzuführen, die durch ihr rücksichtsloses Verhalten für große Stressreaktionen der Waldtiere sorgen.