Kreis Wesel. In der Niederrheinhalle in Wesel sollen ab dem 8. Februar die Corona-Impfungen für den Kreis starten. Ein Testlauf zeigt, wie es geht.

Der Weg zum Termin für die Corona-Impfung ist sehr langwierig – der durch die Impfstraße in der Niederrheinhalle in Wesel dafür deutlich kürzer. 45 Minuten rechnen die Organisatoren pro Person. Bis Ende April, so lautet das Ziel, sollen die mehr als 30.000 über 80-Jährigen im Kreis Wesel zweimal den Weg zur Immunität gegen das Coronavirus zurückgelegt haben.

Wie es sich anfühlt, in der Impfkabine zu sitzen und wie die betagten Menschen durch die Stationen geführt werden, konnte eine Handvoll Journalisten am Mittwoch auf Einladung des Kreises Wesel erleben – ohne Impfung versteht sich.

Denn der Stoff ist knapp und zunächst den älteren Einwohnern vorbehalten, für die ab dem 8. Februar zunächst an fünf Tagen die Woche von 14 bis 20 Uhr die Halle offen steht. Jeweils vier Personen werden im Vier-Minuten-Takt hineingelassen, in den 16 Impfkabinen können also 60 Personen pro Stunde immunisiert werden.

Niederrheinhalle in Wesel: Angehörige dürfen nicht mit ins Impfzentrum

Am Empfang im Zelt kontrolliert eine Mitarbeiterin zuerst die Terminbestätigung, den ausgefüllten Anamnesebogen, den Ausweis und die Einwilligungserklärung. Und misst Fieber: bis zu einer Temperatur von 38,5 Grad ist der Zutritt erlaubt, ansonsten ist der mühsam ergatterte Termin geplatzt.

Hier ist auch der Ort, wo Angehörige die Senioren den Mitarbeitern überlassen müssen. „Ich bin Ihr persönlicher Begleiter“, stellt sich statt dessen Björn Boysen vor und holt bereitwillig einen Rollstuhl, als ich erkläre, dass ich mit meinen 92 Jahren nicht mehr so fit auf den Beinen bin.

Noch ein Klebezettel mit einem Strichcode auf die Terminbestätigung und dann geht’s rein. Der Code wird an der Tür gescannt, „damit wir wissen, wie viele Leute im Gebäude sind“, so Boysen.

Die Begleiter bleiben während des gesamten Weges bei „ihrem“ Impfwilligen. Über den Check-In-Schalter 4, wo alle Papiere nochmals geprüft werden, steuert Björn Boysen zielstrebig eine Impfkabine an. Darin stehen ein Tisch mit aufgezogenen Spitzen, zwei Stühle und eine Liege.

Corona im Kreis Wesel: Der Impfstoff wird vor Ort vorbereitet

„Den Rollstuhl können wir rückwärts hereinfahren“, erklärt mein Begleiter. Er hilft bei Bedarf beim Ausziehen der Jacke und stellt sich dann dezent mit dem Rücken zur Impfkabine vor den halbgeschlossenen Vorhang. „Als Sichtschutz.“

Dr. Michael Weyer zeigt eine Spritze – im Probelauf noch ohne Impfstoff.
Dr. Michael Weyer zeigt eine Spritze – im Probelauf noch ohne Impfstoff. © FUNKE Foto Services | Markus Weissenfels

Herein kommt Dr. Michael Weyer, einer der ärztlichen Leiter des Impfzentrums. Er bespricht mit dem „Patienten“ den Anamnesebogen, fragt nach Vorerkrankungen, insbesondere nach Medikamenten zur Blutverdünnung. „Dann nehmen wir sehr dünne Nadeln.“

Nicht immer werden die über 80-Jährigen alleine in der Kabine sitzen. „Bei Menschen mit Demenz, die alleine Angst haben, darf ein Angehöriger dabei bleiben“, erklärt er. Der Impfstoff wird nach dem Auftauen in der Niederrheinhalle von Apothekern vorbereitet und ist maximal sechs Stunden haltbar.

Nach der Corona-Impfung in den Wartebereich

Nach der Impfung übernimmt wieder Björn Boysen. Rechts herum geht es in Richtung Nachsorgebereich, unterwegs erzählt er, dass er früher als Betriebssanitäter in einem großen Unternehmen gearbeitet hat und für die Arbeit im Impfzentrum noch eine Ersthelferausbildung absolviert hat. Am Eingang zum Ruheraum ist seine Mission beendet, der Strichcode wird erneut gescannt, die Impfung ist beendet.

Im Parkettsaal stehen Stühle und zwei Sessel bereit, hier sollten die frisch Geimpften rund 30 Minuten warten – falls eine Komplikation auftritt. In diesem Fall sind Sanitäter jederzeit rufbereit, erklärt Susanne Kasdorf, die hier für die Betreuung zuständig ist. Gezwungen wird jedoch niemand zu dieser Wartezeit.

Im Probelauf funktioniert das Impfzentrum also schon. Jetzt hoffen alle Beteiligten, dass die Impfstoffe wie zugesagt eintreffen, damit nach den ersten zwei Wochen die Betriebszeiten von sechs auf zwölf Stunden an fünf Tagen die Woche ausgeweitet werden können. Schon einmal musste der Start des Impfzentrums wegen des fehlenden Impfstoffes um eine Woche verschoben werden.

Landrat setzt sich weiter für zweites Impfzentrum im Kreis Wesel ein

In Volllast soll das Impfzentrum in einem späteren Schritt an sieben Tagen öffnen, dann können bis zu 1750 Personen am Tag geimpft werden. Wer die erste Dosis erhalten hat, für den gibt es garantiert auch eine zweite, versichert Dr. Lars Rentmeister, Leiter des Krisenstabes beim Kreis Wesel.

Und irgendwann, hofft , wird es vielleicht einen Impfstoff geben, den die Hausärzte in ihren Praxen einsetzen können. Dann würde der Weg zur Niederrheinhalle überflüssig – und auch das zweite Impfzentrum auf der linken Rheinseite, für das Brohl gemeinsam mit den Bürgermeistern im Kreis immer noch kämpft. Doch vorerst will er sich weiter dafür einsetzen, dass auch die linke Rheinseite einen Standort erhält.