Wesel. Während der Corona-Pandemie zieht es viele Menschen zum Spaziergang in die Wälder. Im Diersfordter Wald in Wesel ist an Wochenenden viel los.
Otto Pöll, Direktor des Regionalforstamtes Niederrhein in Wesel, freut sich, dass derzeit während der Corona-Krise so viele Menschen den Wald für sich entdecken. "Zu viele Menschen im Wald, das gibt es nicht. Schließlich ist es der einzige Bereich, wo man sich aufhalten kann, ohne eine Maske tragen zu müssen." Was zahlreiche Spaziergänger, sobald es das Wetter zulässt, ausgiebig genießen. Dem Forstdirektor fällt allerdings auf: "Wir treffen im Wald nicht nur auf diejenigen, die hier regelmäßig Waldläufe oder -spaziergänge machen, sondern auf Besucher, die sonst nie in den Wald gegangen sind und diesen für sich neu erforschen."
Neu gewonnene Wertschätzung des Waldes
Erforschen heißt damit auch, dass sie sich nicht nur auf den Wegen aufhalten, sondern gerne auch mal - wie Kinder - unbekannte Pfade einschlagen, wo sonst niemand entlangläuft. Otto Pöll freut sich über die neu gewonnene Wertschätzung des Waldes und hält sich mit Kritik über den Forscherdrang der neuen Waldbesucher zurück. „Nein, Schaden richten sie nicht an, aber es gibt einfach Dinge, die sie nicht wissen.“ Etwa wenn sie dort den Wald für sich entdecken, wo sie eigentlich nicht laufen sollten, nämlich dorthin, wo die Wildtiere leben.
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„Auch wenn man sie nicht sieht, sie sehen den Menschen“, erläutert der Fachmann. „Die Tiere haben sich damit arrangiert, dass die Menschen auf den Wegen spazieren gehen. Nicht aber, dass sie ihr ‚Wohnzimmer‘ betreten.“ Dann nämlich ergreifen sie die Flucht. So haben sich in der vergangenen Woche fünf Unfälle mit Schwarzwild zwischen Flüren und Bergerfurth ereignet, ein Wildschwein wurde überfahren, in einem Fall hat sich ein Fahrzeug beim Wildunfall sogar überschlagen.
Das Wild braucht im Winter seine Ruhe
Wer den Wald neu entdeckt, kann sich natürlich auch verlaufen. „Es kommt häufiger vor, dass ich auf Spaziergänger treffe, die froh sind, jemandem zu begegnen, weil sie den Weg nicht mehr zurück zu ihrem Fahrzeug finden“, hat Otto Pöll festgestellt. „Manche geraten im Diersfordter Wald auch ins Jagdgatter, stoßen dann auf ein verschlossenes Tor und sehen keinen anderen Ausweg, als darüber zu klettern. Dafür ist der Zaun natürlich nicht gedacht, so dass er beschädigt wird.“ Daher empfiehlt Otto Pöll, Wege zu wählen, auf denen man sich auskennt, und nicht querfeldein zu laufen. „Das Wild braucht jetzt im Winter seine Ruhe."
Knöllchen fürs Parken auf dem Waldweg
Überhaupt gibt es am Niederrhein wenig Wald, und den gilt es zu schützen. Dazu gehört auch, so Pöll, dass die Spaziergänger ihre Fahrzeuge nur auf den ausgewiesenen Parkplätzen abstellen. Etwa am Jäger hinter dem Hundesportplatz, wo der Parkplatz, mit öffentlichen Mittel gefördert, extra für diese Zwecke angelegt wurde. Wer von der L7 (ehemals B 8) von Wesel kommend rechts oder links in einen Waldweg abbiegt und dort seinen Wagen abstellt, was tagtäglich geschieht, macht oftmals große Augen, wenn er hier ein Knöllchen hinter dem Scheibenwischer entdeckt.
Noch sind die bekannten Spazierwege in den Wäldern rund um Wesel nicht überlaufen, so dass der Forstdirektor Besucherströme auf unbekanntere Strecken umleiten müsste. Die Spazierwege bieten ausreichend Platz, in weiten Abständen voneinander zu laufen, um die frische Waldluft zu genießen.
Der Diersfordter Wald
Bereits seit 1936 ist der 926 Hektar große Diersfordter Wald als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Das Gebiet wurde unter Schutz gestellt, um das Waldgebiet mit seinen charakteristischen Biotopstrukturen und Lebensgemeinschaften zu erhalten. Der Wald ist geprägt durch Eichen-, Rotbuchen- und Kiefernwälder, Seen, Heideweiher wie das Schwarze Wasser, Feucht- und trocken Heiden, Hochmoor und Binnendünen.
Im 350 Hektar großen Wildgatter leben Wildschwein, Rothirsch, Mufflon und Damhirsch. Hinter dem Hundeplatz an der Kreuzung Emmericher Straße (L 7)/Bislicher Wald ist ein Parkplatz, hier ist auch der Eingang ins Wildgatter.