Schermbeck. Die Stiftung will mit zertifizierter Biolandwirtschaft punkten. Hier leben Tiere, die vom Aussterben bedroht sind.

Die Stiftung Lühlerheim ist derzeit dabei, die Struktur um einen Archehof mit zertifizierter Biolandwirtschaft zu erweitern. Glückliche Hühner waren die ersten Tiere, die dort im frühen Herbst eingezogen sind. Ihre leckeren Eier, die im kleinen Verkaufsraum neben dem Café zum Verkauf angeboten werden, haben schon viele Fans gefunden. Mittlerweile haben auch Thüringer Waldziegen auf dem Hof Lühlerheide ihr Zuhause erobert.

Um den Aufbau des neuen Betriebszweiges kümmert sich der 25-jährige Diplom-Agrarbetriebswirt Maximilian Kolb, der für diese Aufgabe seinen Lebensmittelpunkt von Hessen in die Tiefen von Weselerwald verlegt hat. Erfahrungen hat er während seiner Ausbildung in der konventionellen Landwirtschaft und auf einem Demeterhof gesammelt. Wobei ihm letztere Philosophie mehr liegt und er sich freut, diese auf Lühlerheim verwirklichen zu können, erzählt er.

Bewohner können ihrem Tag Struktur geben

„Mit der Einrichtung des Archehofes ist auch eine Attraktivitätssteigerung des Geländes verbunden“, so Benedikt Schlamann, Verwaltungsleiter der evangelischen Stiftung Lühlerheim.

Mit dem Bereich der Landwirtschaft steht den 96 Bewohnern nun ein weiterer Bereich zur Verfügung, in dem und mit dem sie ihrem Tag Struktur geben können. Das Dorf Lühlerheim wächst.

Auf dem Hof leben in Zukunft Tiere, die vom Aussterben bedroht sind. Einrichtungsleiter Theo Lemken hatte vor zwei Jahren sein Herz für sie entdeckt und sich mit dem Gedanken auseinandergesetzt, berichtet Maximilian Kolb. Esel, Schweine und Kühe werden nach und nach ebenfalls dort einziehen. 344 Hennen und fünf Hähne gackern und scharren bereits fröhlich auf ihrer Wiese und legen Eier im mobilen Stall. Mit den mit Dinkelspelz eingestreuten Familiennestern wird der neue Hof dem artgerechten Verhalten der Hennen zum Eierlegen gerecht.

Ein neues Heim für Poitou-Esel

Esel sind ja bekanntlich etwas schwierig, berichtet der junge Landwirt. Deswegen haben er und Theo Lemken auch einen Eselführerschein gemacht. „Dieser vermittelt viel Wissenswertes für den richtigen Umgang mit dem Langohr, man muss es nur verstehen, dann klappt das auch“, berichtet Maximilian Kolb lachend. Ausgesucht haben sich die Herren einen Poitou-Esel. Dabei handelt es sich um eine gefährdete Großeselrasse, die nach dem Gebiet Poitou im Westen Frankreichs benannt ist.
Des Weiteren werden Schwäbisch Hällesche Landschweine auf Lühlerheim einziehen. Seit 1986 steht diese alte Nutztierrasse unter besonderem Schutz der Erzeugergemeinschaft und nur ausgewählte Betriebe dürfen das Schwäbisch-Hällische Landschwein züchten.

Schwierige Suche nach Thüringer Waldziegen

Mit den Glandrindern zieht eine traditionelle Rasse des Hausrinds ein, die vorwiegend in Rheinland-Pfalz beheimatet ist. Anfang der 1980er Jahre war es vor allem wegen der geänderten Anforderungen fast ausgestorben, heute gibt es wieder knapp 2000 Tiere. Hier ist eine Mutterkuhhaltung vorgesehen, das heißt, die Kuh produziert keine Milch für den allgemeinen Verbrauch.

Schwer hatte es Maximilian Kolb, wie er erzählt, Thüringer Waldziegen zu finden. Im Jahr 1993 wurde die Thüringer Waldziege auf die Rote Liste der gefährdeten Haustierrassen aufgenommen. Sowohl als Lieferantin für leckere Milch und Milchprodukte als auch in der Fleischnutzung und der Landschaftspflege findet die Thüringer Waldziege ihre Nutzung, und hübsch anzusehen ist sie auch noch. Gern hätte Kolb 20 Ziegen gekauft, aber er musste sich mit 14 zufrieden geben.
Mittlerweile legen die Hennen schon fleißig (Bio)Eier, zertifiziert sind sie noch nicht, aber „das wird zeitnah erfolgen“, so Benedikt Schlamann. Die Weide-Eier stehen im Verkaufsraum neben dem Café Lühlerheide bereit. Auch das Obst der Streuobstwiese - 134 junge Apfelbäume wurden im Dezember gepflanzt - wird dort verkauft.

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