Schermbeck. Die Grünen aus Schermbeck und aus dem Kreis besuchten das Lühlerheim. In dem künftigen Biolandhof haben bald Tiere ein Zuhause.

Noch herrscht hier die Ruhe vor dem Sturm im Hühnermobil. Erst heute dürfen die 350 Bewohner eine Kralle vor die andere setzen und ihre neue Umgebung erkunden. Und die befindet sich auf der großen Wiese im Eingangsbereich des Lühlerheims.

Die neuen Gäste sind die ersten tierischen Bewohner von vielen weiteren, die in der nächsten Zeit noch folgen sollen. Das Team um Leiter Theo Lemken will in den kommenden Jahren den Schritt in die Landwirtschaft gehen, zudem sollen in Form eines Archehofes Tiere angeschafft werden – den Hühnern folgen noch Ziegen, Rinder, Schweine und zwei Esel. Die Bewohner des Seniorenheims und der Wohnungslosenhilfe mit Notschlafstelle sollen dann auch die Möglichkeiten der tiergestützten Therapie nutzen.

Verkauf von Bioeiern

„Im Vordergrund steht aber das Ziel, ein reiner Biolandhof zu werden“, erklärte Theo Lemken gestern Nachmittag im Rahmen eines Besuchs der Grünen aus Schermbeck und dem Kreis.

Landratskandidatin Petra Schmidt-Niersmann, der Schermbecker Bürgermeisterkandidat Stefan Steinkühler, Kreistagsfraktionschef Hubert Kück, Ulrike Trick, Fraktionsvorsitzende der Schermbecker Grünen, und Ratsmitglied Manfred Schramm zeigten sich beeindruckt von der Entwicklung des Geländes der Evangelischen Stiftung.

Der Ausbau zum Biolandhof ist ein großes Ziel, das aber dank der Mittel aus der Leader-Region und der Aktion Mensch realisierbar ist. Wenn alles glatt läuft und die Hühner ihrer Arbeit nachkommen, sollen ab Oktober im eigenen Geschäft dann auch Bioeier vermarktet werden.

Neues Wohnhaus mit 35 Appartements

Daneben gibt es ein weiteres großes Projekt: In der kommenden Woche startet unweit des Cafes der Bau eines Wohnhauses mit 35 Ein-Raum-Appartements. Darin gibt es dann Etagen für Bewohner, die völlig selbstständig leben können, und auch eine für Bewohner, die noch betreut werden müssen – „eine neue Lebensqualität.“ Im gleichen Atemzug wird das alte Gebäude links im Eingangsbereich abgerissen, das merklich in die Jahre gekommen ist. Und noch im Oktober startet ein interner Pflegedienst mit eigenem Abrechnungssystem seine Arbeit.Hier gibt es mehr aus Wesel, Hamminkeln und Schermbeck

„Jeder, der Hilfe sucht, bekommt sie hier auch“, ist weiterhin das Motto von Theo Lemken und den rund 130 Mitarbeitern. 65 Bewohner zählt derzeit das Seniorenheim, in der Wohnungslosenhilfe gibt es 95 Bewohner. Schicksalsschläge können jedem im Leben passieren – weiß Theo Lemken. So reiche das Spektrum vom studierten, bestens ausgebildeten Bewohner in ehemals leitender Position bis hin zu dem, der noch nie eine Ausbildung genossen hatte – im Alter zwischen 20 und 60 Jahren.

Von Corona-Virus verschont geblieben

Seit einigen Jahren nimmt das Lühlerheim auch Frauen auf, plant künftig ein Projekt speziell für Frauen. Bislang aber leben hier an der Marienthaler Straße im Bereich der Wohnungslosenhilfe lediglich zwei Frauen. Im Seniorenheim ist der Anteil deutlich größer.

Glücklicherweise, so konnte Theo Lemken den Vertretern der Grünen berichten, sei die Einrichtung vom Corona-Virus verschont geblieben. „Wir sind bislang alle gesund, das ist jeden Tag ein kleines Wunder. Aber es gibt hier auch genügend Raum, genügend Platz.“ Zufrieden dürften auch die Mitarbeiter sein – denn aus eigenen Mitteln hat das Lühlerheim eine Pflegeprämie bezahlt. „Die geringe Wertschätzung ärgert mich sehr“, sagt Lemken, „von den Helden des Alltags ist nicht viel übrig geblieben.“

Anschluss an Glasfasenetz fehlt

Um das Anliegen, die Menschen auf dem Weg in die Selbstständigkeit zu begleiten, umzusetzen, sei zukünftig auch eine engere Vernetzung trägerübergreifend nötig. „Wohnungslosigkeit hat aber nicht die soziale Lobby wie Senioren oder Menschen mit Behinderungen“, glaubt Theo Lemken.

Die Grünen nahmen auch noch weitere Wünsche des Lühlerheim-Teams mit auf den Weg: Eine Anbindung an den ÖPNV, endlich ein Radweg an der Marienthaler Straße und vor allem ein Anschluss an das Glasfasernetz. Denn ohne W-Lan bleibt das Lühlerheim trotz der traumhaften Lage eine Insel der Glückseligen ohne direkten Draht in die weite Welt...