Wesel. Feiern gibt es nicht, die Gastronomie dicht. Kaum jemand ruft ein Taxi - es bleiben Krankenfahrten und Ideen, wie die Wagen rollen.

Wesel. „Immerhin, man hat uns nicht geschlossen“, sagt Taxiunternehmer Michael Dickmann. Aber in der Krise, die auch diese Branche hart trifft, sei man vergessen worden, Taxis seien halt immer da. Aktuell seien 90 Prozent weniger Fahrten zu verzeichnen als sonst um diese Zeit.

„Warum bezieht man uns nicht ein?“, fragt er. „Die Menschen hätten nicht um Masken vor den Apotheken Schlange stehen müssen. Für das Geld hätten wir das auch gemacht.“ Die Umsätze sind eingebrochen, doch das scheine die Politik nicht zu interessieren. Dabei könnten sich Taxis noch viel mehr einbringen.

Auf mehreren Füßen steht man sicherer

„Wer breit aufgestellt ist, kann überleben“, erläutert Dickmann die Lage der Branche. Er gehört mit 50 Festangestellten und 35 bis 40 Aushilfen zu den Großen. „Ich würde mir wünschen, dass wir Risikopatienten sicher zum Impfzentrum fahren könnten“, sagt Dickmann. „Dann müssten sie nicht im Bus eng beieinander stehen, sich quasi vor der Impfung anstecken.“

Die Kapazitäten seien da, die Logistik kein Problem. „Das Taxi ist ein sicheres Verkehrsmittel, bislang ist keiner unserer Fahrer erkrankt.“ Ideen hat der Delegierte des Kreises Wesel und Vorstandsmitglied in der Fahrervereinigung Personenverkehr Nordrhein etliche. „Wir wären froh, wenn die Politiker mal auf uns zu kämen“, die Unternehmen seien mit Herzblut bei der Sache.

Die Verantwortung, das Virus nicht weiter zu tragen

Mit neun Angestellten und vier Autos führt Gerrit Roenz das kleinste Weseler Taxiunternehmen. Er wünsche sich manchmal mehr Klarheit, beispielsweise zum Schutz vor Ansteckung im Taxi. „Das haben wir alles in Eigenregie gelöst“, erläutert der 34-Jährige.

Gäste sitzen hinten und, immerhin ist das vorgeschrieben, tragen Maske. Das tun bei Roenz auch die Taxifahrer. „Im Zweifelsfall sind sie Multiplikatoren“, gibt er zu bedenken. Zwischen Vorder- und Rückbank gibt es eine Plastiktrennung. „Man kann nicht einfach etwas festes in ein Taxi einbauen“, erläutert er. Das müsste erst genehmigt und abgenommen werden. So muss es die Behelfslösung tun, doch Abstand ist in einem Auto schwierig.

Desinfizieren und lüften, doch eine Unsicherheit bleibt

Fahrerin Astrid Borgmann macht sich ihre Gedanken zum Thema Ansteckung: Immerhin steigen immer wieder fremde Menschen zu ihr ins Auto. Nach jedem Fahrgast desinfiziert sie die Flächen und die Hände, nachdem sie Geld angenommen hat. „Wir lüften auch, das Fenster steht einen Spalt offen“, erklärt sie. Doch wenn sie jemanden zum Arzt fährt, ohne zu wissen woran er leidet, denkt die 62-Jährige schon darüber nach. „Ich habe ja die Verantwortung für meine Familie und für die anderen Fahrgäste.“

Fahrten zum Schnelltest übernimmt in der Regel Gerrit Roenz persönlich. „Ich bin der Jüngste“, begründet der 34-Jährige das, „meine Mitarbeiter gehören alle zur Risikogruppe“. Schon mehrfach hat er sich testen lassen, sicher ist sicher, und auch seine Fahrer können das jederzeit tun.

Einkaufen für die Kunden, Besorgungen erledigen

Wer eine Taxikonzession hat, muss präsent sein – rund um die Uhr, ob Leute einsteigen oder nicht. Im Lockdown wird nicht gefeiert, daher steigt eher selten mal jemand zufällig ein. Doch es gibt die Krankenfahrten, Menschen mit Behinderung werden zu ihren Arbeitsplätzen gebracht, da ist noch der Schülerspezialverkehr.

„Wir haben im ersten Lockdown für fünf Euro den Leuten ihre Rezepte gebracht“, sagt Roenz. „Damit wollten wir uns nützlich machen, aber natürlich auch neue Kunden werben.“ Wie auch Michael Dickmann berichtet er davon, davon, dass die Fahrer für Menschen einkaufen, die sich nicht aus dem Haus wagen, und andere Besorgungen erledigen. "Für Geld machen wir fast alles", sagt Roenz - es klingt nur halb nach einem Scherz, denn: „Wenn wir vom Bargeldgeschäft leben würden, wäre der Laden seit sechs Monaten zu.“

Zuversicht, die Krise heil zu überstehen

Existenzangst? „Im ersten Lockdown waren wir erschrocken. Jetzt haben wir das Vertrauen, dass wir das alles zusammen durchstehen“, sagt der Jungunternehmer, der die Firma von seinen Eltern übernommen hat. Die Fahrer mussten einige Stunden abgeben, der Unternehmer den Gürtel etwas enger schnallen.

Auch Michael Dickmann ist zuversichtlich: „Je breiter jemand aufgestellt ist, umso sicherer ist das Geschäft“, sagt er. Susanne Tekath, deren Unternehmen auch im Schulbusverkehr und in vielen anderen Bereichen tätig ist, ist zuversichtlich. „Wir sind ein Familienbetrieb, im kommenden Jahr 125 Jahre alt und gut aufgestellt“, sagt sie.

Alkohol verträgt sich nicht mit Abstand und Maskenpflicht

Normal gibt es keine Probleme mit den Fahrgästen, "meine sind alle nett", sagt Astrid Borgmann. Allerdings fährt sie die Tagschicht. "In der Nachtschicht haben einige meiner Fahrer den Spaß am Beruf fast verloren", erklärt Gerrit Roenz. "Je mehr jemand getrunken hat, umso weniger ist er bereit, eine Maske zu tragen."

So verbrächten die Fahrer halbe Schichten mit unsinnigen Diskussionen. "Die Politiker haben schon Recht: Abstandsregeln und Alkoholkonsum haben direkt etwas miteinander zu tun...."