Schermbeck/Hünxe. Vor allem die Schermbecker Grünen und das Gahlener Bürgerforum wollen sich nicht mit den Antworten über zahlreiche Versäumnisse zufrieden geben.
Ulrike Trick und Stefan Steinkühler sind dafür bekannt, kein Blatt vor den Mund zu nehmen. „Da ist kein Vertrauen mehr da: Wir werden permanent belogen“, echauffierte sich die Grünen-Ratsfrau in dieser Woche im Umwelt-, Planungs- und Mobilitäts-Ausschuss gegenüber Vertretern des Kreises Wesel, der Bezirksregierung und des Umweltministeriums.
In der fast dreistündigen emotionalen Diskussion kamen fast alle Themen rund um den Umweltskandal noch mal zur Sprache – auch welche, die teils schon Jahre zurückliegen.
Um die Wogen etwas zu glätten, verwies Ausschussvorsitzender Rainer Gardemann (CDU) mehrmals darauf, dass die heute verantwortlichen Personen damals noch nicht in den Positionen waren und nicht die damaligen Entscheidungen getroffen hätten, „als der ganze Blödsinn passiert ist“. Kreisverwaltungs-Vorstand Helmut Cichy müsse jetzt „das aushalten, was der Kreis versaubeutelt hat“.
Kritik an Kreis und Nottenkämper
CDU-Ratsherr Egon Stuhldreier blickte noch mal weit zurück und ließ ebenfalls kein gutes Haar an der Kreisverwaltung, die frühzeitigen Hinweisen auf Unregelmäßigkeiten nicht nachgegangen sei: „Der Kreis hat 20 Jahre geschlafen, er hat gar nichts gemacht“, so der Christdemokrat aus Gahlen.
Das Zusammenwirken des Kreises Wesel und der Hünxer Firma Nottenkämper bezeichnete Stefan Steinkühler als „sehr fragwürdig“ und ergänzte: „Unglaublich, was der Kreis alles an Stoffen, die da ankommen, in den letzten 20 Jahren der Firma Nottenkämper nachträglich genehmigt hat.“
Vorwurf: „Immer alles genehmigt“
Dann sprach der Ratsherr der Grünen Helmut Cichy auch direkt an: „Haben Sie irgendwann mal Nottenkämper etwas nicht genehmigt? Hinzu kommt, dass so viele Unterlagen fehlen.“
Konkret blickte Steinkühler 19 Jahre zurück: „Spätestens ab dem 2001er-Umweltskandal hatten Sie bei Nottenkämper die Daumenschrauben anziehen müssen!“
Klage wegen Stoffeinlagerungen
Zudem frage der Grüne nach einer gerichtlichen Auseinandersetzung zwischen dem Kreis und der Bezirksregierung bezüglich Einlagerungen bei Nottenkämper im Jahr 2005 oder 2006.
Matthias Börger, Leiter der Abfallwirtschaftsbehörte Bezirksregierung Düsseldorf, antwortete Stefan Steinkühler „Sie haben das genau richtig gesagt! Auslöser des Ganzen war: Wir hatten 1997 eine Entscheidung erstellt, die relativ strikt das Verfüllmaterial geregelt hat mit relativ wenigen Abfallarten, die man abladen dürfte.“
Dann sei die Zuständigkeit zum Kreis Wesel gewechselt. Dieser habe 1999 einen Bescheid erstellt, in dem der Abfallartenkatalog wesentlich erweitert wurde. „Damit konnten wir uns so nicht zufrieden geben. Wir haben damals den Kreis angewiesen, den Bescheid zu ändern. Die Abfallarten sind dann reduziert worden, aber gegen diesen Bescheid ist geklagt worden“, so Börger weiter . Das ganze habe lange gedauert – bis zur Urteilsverkündung 2006. In der Zwischenzeit seien allerdings weiter munter die (zumindest von der Bezirksregierung) unerwünschten (Gift-)Stoffe weiter abgeladen worden. „Ja, ich glaube, es ist weiter verfüllt worden“, bestätigte Börger.
Genau aus diesem Grund habe man sich dann entschieden, die Verfüllung von nun an wie eine Deponie zu behandeln.
Oberflächenabdichtung jetzt fertig
Eine Neuigkeit verkündete Helmut Cichy noch zu jüngeren Entwicklung am Mühlenberg: „Die Oberflächenabdichtung wurde in diesem Jahr fertiggestellt, die Nachweise dazu sind jetzt in der Erstellung.“