Kreis Wesel. Im Bundestagswahlkampf will der Weseler Rainer Keller im Wahlkreis Wesel I antreten. Der 54-Jährige hat Erfahrung in Pflege und Krisenmanagement
Mit Rainer Keller als Bundestagskandidat setzt die Kreis-Weseler SPD auf Stallgeruch: Der 54-Jährige ist das fünfte Kind einer Arbeiterfamilie, „ein klassischer sozialdemokratischer Haushalt“, wie er sagt, der Vater Kranführer und Gewerkschafter. Eigentlich sollte es beruflich in Richtung Sozialpädagogik gehen, doch „der Zivildienst beim ASB Essen hat mein ganzes Leben geprägt“, der Rettungsdienst hat es ihm angetan.
Viele kennen dieses Gesicht: Keller ist Vorsitzender des DRK Wesel, ist
Kreisbeauftragter für den Katastrophenschutz des DRK
im Kreis Wesel und gehört zum Krisenstab des Kreises. Letzteres will er aufgeben, weil die Aufgabe parteiliche Neutralität erfordere „und das nicht mehr zu vermitteln wäre“. 2015 hatte Keller maßgeblich die Konzepte für die Aufnahme Geflüchteter und ihre Betreuung entwickelt.
Jetzt Bundestagskandidat, einstimmig vom Kreisvorstand gewählt und fast einstimmig von der Findungskommission, fehlt noch die Delegiertenversammlung. Sein Motto: „Man muss sich engagieren, wenn man etwas verändern will.“ Verantwortung übernehmen. „Wir stehen vor enormen Herausforderungen und Aufgaben“, sagt Keller mit Blick auf die Pandemie und ihre Folgen. Die werden sozial, ökologisch und ökonomisch sein, sagt er, Konzepte müssen her.
Strukturelles Problem im Gesundheitsbereich beheben
Als Beispiel nennt er den Gesundheitsbereich, der schon vor Corona ein strukturelles Problem hatte. Das Virus habe das nur verstärkt. Keller, der selbst Notfallsanitäter und staatlich examinierter Krankenpfleger ist, hat in der Intensivpflege gearbeitet. Es reiche nicht aus, ausländische Pflegekräfte anzuwerben. Der Pflegeberuf müsse attraktiver werden.
„Wenn ich mit Pflegekräften spreche, sind sie frustriert über die vielen berufsfremden Aufgaben, die sie leisten müssen.“ Als Beispiel nennt er die Essensausgabe im Krankenhaus, ausländische Pflegekräfte – oft mit Studium – seien häufig irritiert, unter welchen Bedingungen die Fachkräfte hier arbeiten müssen. Pflegeassistenten nennt er als eine Idee, dass die Fachkräfte ihre Kompetenz auch zum Einsatz bringen können.
Klimaschutz mit sozialer Ausgewogenheit koppeln
Der Klimawandel ist ein weiteres Thema, dass den Weseler umtreibt. Über die Maßnahmen des Pariser Klimaschutzabkommens hinaus. Das werde ein mühsamer Weg sein, der nur gelingen könne, „wenn die soziale Ausgewogenheit dabei eine gewichtige Rolle spielt“. Das sei es, das die SPD bei diesem Thema von den anderen unterscheide.
Bildung ist ein weiteres Anliegen Rainer Kellers: „Der Bildungsaufstieg ist seit Jahren kaum noch möglich“, sagt er und meint, dass Kinder aus sozial schwachen Familien kaum noch die Chance haben, sich durch Bildung bessere Perspektiven zu erarbeiten.
Rainer Keller arbeitet heute, nach Stationen bei einem japanischen und bei amerikanischen medizintechnischen Unternehmen in Vertrieb und Marketing als Führungskraft für ein kleines deutsches Medizintechnikunternehmen. Er habe sich „ohne akademischen Abschluss in Führungspositionen hoch gearbeitet“ und nie vergessen, wo er herkomme. Keller lebt in der Weseler Innenstadt, will immer ansprechbar sein und sagt zum anstehenden Wahlkampf: „Ich freue mich wie Bolle.“ In allen Kommunen des Wahlbezirks wird er jetzt präsent sein. SPD-Kreistagschef René Schneider sagt über ihn: „Er ist einer, der sich in Krisenzeiten nicht wegduckt.“