Wesel. . Rainer Keller (DRK) berichtete bei der SPD Wesel vom Aufbau der Flüchtlingsheime und der Hilfe beim Hochwasser. Beides zusammen hätte nicht funktioniert.

Eines ist für Rainer Keller ganz klar: Wäre das Hochwasser der vergangenen Tage in Hamminkeln während des Aufbaus der Erst­aufnahmeinrichtungen für Flüchtlinge in Wesel eingetreten, „hätten wir mit runtergelassenen Hosen dagestanden.“ Der DRK-Bereitschaftsleiter des Kreisverbandes Niederrhein, der während der öffentlichen SPD-Fraktionssitzung über Soforteinsätze sowie Katastrophen- und Unglücksfälle berichtet, nimmt da kein Blatt vor den Mund. Schließlich waren die Hilfskräfte, die Ende Juli 2015 innerhalb von 36 Stunden die Landesnotunterkunft am Lippeglacis einrichten mussten, ohnehin „heillos überfordert“. Wäre dann noch die Issel derart über die Ufer getreten und hätten womöglich sogar Menschen evakuiert werden müssen - kaum auszudenken.

Feldbetten in Frankreich abgeholt

Am Ende standen im Juli und September vergangenen Jahres zwei logistische Meisterleistungen, an denen Rainer Keller maßgeblich beteiligt war - dank viel Elan und Engagement zahlreicher Freiwilliger von Feuerwehr und Bundeswehr, Technischem Hilfswerk, Malteser Hilfsdienst und anderen mehr. War es im ersten Fall eine Unterkunft für 130 Menschen, für die Aufbau, Verpflegung und Sanitätsdienst notwendig wurden, gab es an der Trappstraße mit 500 Menschen, die untergebracht werden sollten, noch eine Steigerung. Am Ende musste gar auf 700 Plätze aufgestockt, Personal und Leitung gestellt sowie die Verwaltung übernommen werden. Bei allem habe es ein Grundproblem gegeben, und das sei die Kommunikation gewesen, sagt Keller. Niemand habe gewusst, was gebraucht wird, wie registriert wird, wer kommt und in welchem Zustand die Menschen sind.

Viele der Flüchtlinge seien in Flip-Flops, Badehose und T-Shirt aus dem Bus gestiegen. Doch die Hilfsbereitschaft der Weseler war hier wie in vielen anderen Bereichen enorm. Schnell wurden Deutsch-, Bastel- und Malkurse organisiert, nachdem der logistische Teil abgeschlossen war. Um überhaupt Übernachtungsmöglichkeiten zu haben, haben die Weseler Helfer die nötige Anzahl an Feldbetten direkt bei der Fabrik in Frankreich abgeholt. Ohne das Netzwerk des DRK wäre das und vieles mehr gar nicht möglich gewesen. Denn die Einlagerung von Betten, Decken und anderem Material ist Anfang der 90er Jahre mit dem Ende des Kalten Kriegs aufgegeben worden.

Das Zusammenspiel hat geklappt

Die Hochwassereinsätze vom 1. bis 4. Juni summierten sich letztlich auf 668, angefangen bei der Sicherung der Umspannwerks Xanten über das Auspumpen von Wohnhäusern in Sonsbeck bis zur Deichsicherung an der Issel. Alles sei sehr gut gelaufen, es habe ein hervorragendes Zusammenspiel aller Hilfsorganisationen gegeben. Die in NRW gesetzten Standards hätten funktioniert, so Kellers Fazit, der am Ende hinzufügt: „Der Klimawandel betrifft nicht nur Afrika, weshalb die Leute von dort fliehen, er betrifft uns direkt vor Ort.“

SPD-Fraktionschef Ludger Hovest dankte allen Hilfskräften und überreichte Keller einen kleinen, bemalten DRK-Esel.

DRK sucht freiwillige mittleren Alters

Nachwuchs gibt es beim DRK. Davon konnte sich die SPD überzeugen. Bei ihrem Besuch war eine Kindergruppe an der Unterkunft aktiv. Was laut Rainer Keller aber fehlt, sind 25- bis 45-Jährige. Denn es werde immer schwieriger, dass Berufstätige bei Einsätzen am Tag freigestellt werden. Keller selbst hat mit seinem Arbeitgeber den Idealfall erwischt. Für die Arbeit im Rahmen der Flüchtlingshilfe war er fast ein halbes Jahr freigestellt. Kleine Betriebe könnten so etwas natürlich nicht leisten.