Wesel. Corona setzt Familien mit geringem Einkommen zu – Leidtragende sind häufig die Kinder. Deshalb startet auch 2020 die NRZ-Wunschbaumaktion
2020 ist vieles anders. Corona bestimmt das Leben – auch das der Kinder, besonders derer in sozial schwachen Familien. Seit Jahren beteiligen sich NRZ-Leser an der Wunschbaumaktion für bedürftige Mädchen und Jungen, wollen ein Zeichen gegen die Kinderarmut auch in Wesel setzen. Gerade im Pandemiejahr 2020 ist es nötig, dass es zu Weihnachten für diese Kleinen ein wenig Freude gibt. Deshalb steht das NRZ-Mobil am 25. November wie gewohnt von 10 bis 12 Uhr auf dem Wochenmarkt am Dom, die Fachfrauen von Caritas, Diakonie und Internationalem Bund haben in ihren Einrichtungen gezielt bedürftige Kinder ausgesucht.
Auch interessant
Sie durften ihre Wünsche auf eine unserer Aktionskarten schreiben. Am Markttag suchen sich die Spender eine Karte aus – mit Maske und Abstand – und kaufen „ihrem“ Kind das Geschenk. Sie bringen es entweder zum NRZ-Mobil zurück oder – und das ist in diesem Jahr anders – in die Brockenstube der Caritas an der Friedenstraße 2, hinter dem Bahnhof im ehemaligen Möbelhaus Ludigkeit. In der NRZ-Redaktion, jahrelanger Anlaufpunkt für die Schenkenden, ist es nicht möglich, den nötigen Abstand zu halten. Um die Kinder nicht zu enttäuschen, hat Caritasdirektor Michael van Meerbeck diese Möglichkeit angeboten.
Kinder tragen Kaffeefilter als Maske – der Mund-Nasen-Schutz ist zu teuer
Corona macht Klassenunterschiede noch deutlicher sichtbar als ohnehin schon – das beginnt auf dem Schulhof. „Die wohlhabenden tragen pinkfarbene Masken mit der Eisprinzessin in der Schule“, sagt Ute Kraft von der Caritas, Leiterin der Villa Confetti, „oder Dinos“. Neulich kam eine Familie in die Brockenstube, „die Kinder hatten Kaffeefilter als Maske“, berichtet Benedikt van Meerbeck, Fachbereichsleiter Sozialkaufhäuser bei der Caritas.
Kreativ, aber „stellen Sie sich vor, wie die anderen Kinder darauf reagieren...“ Armut grenzt aus. Bei der Lunchaktion der Caritas – Bedürftige können sich eine Tagesration haltbarer Lebensmittel abholen – sind deshalb auch Einweg-Masken in der Tüte. Aktuell gehen die Erzieherinnen der Villa Confetti noch mehr mit den Kindern ins Freie als ohnehin schon. „Sie brauchen gefütterte Regenstiefel, aber einige kommen noch mit Sommerschuhen oder gar Crocs“, erzählt Ute Kraft. Sie appelliert an Eltern, Schuhe zu spenden, wenn der Nachwuchs herausgewachsen ist.
Die Brockenstube ist Anlaufstelle für Menschen, die wenig Geld haben. Hier gibt es gespendete Möbel, Kleidung, Schuhe Spielsachen, Geschirr und anderes. „Eine Frau ist mit ihrem Kind vor ihrem prügelnden Mann geflohen, als der bei der Arbeit war“, nennt Ute Kraft ein Beispiel.
Viel kann man in einer solchen Situation nicht einpacken. Das Kind war in der Kita sicher, in der Brockenstube konnte sich die Frau mit dem Nötigsten eindecken. Es ist ein guter Ort, um die Wunschbaum-Geschenke zu sammeln, damit auch Kinder, deren Familien nicht viel Geld haben, Weihnachten ein Geschenk auspacken dürfen. Etwas für sie allein, das nicht gebraucht ist. Für viele ist das eine ungewohnte Erfahrung.
Die Caritas-Brockenstube , Friedenstraße 2, öffnet montags bis donnerstags von 9 bis 17 Uhr und am Freitag von 8 bis 13 Uhr. Sie nimmt die Geschenke an und hat auch die Wunschkarten, die auf dem Wochenmarkt keine Abnehmer gefunden haben.
Die Geschenke sollten unverpackt gebracht werden, Geschenkpapier ist willkommen.
Der Weihnachtswunschbaum ist eine Gemeinschaftsinitiative von NRZ, Caritas, Diakonie, Internationalem Bund und der Stadt Wesel unter der Schirmherrschaft von Bürgermeisterin Ulrike Westkamp.