Wesel. Kinderarmut gehört zum Alltag, auch in Wesel. Geschenkpaten erfüllten 200 Wünsche kleiner Weseler bei der NRZ Wunschbaumaktion.

Heiligabend ist für kleine Weseler der große Tag – unsere Wunschbaumkinder machen da keine Ausnahme, fiebern der Bescherung entgegen. Die Eltern haben die gespendeten Geschenke mit nach Hause genommen und werden sie unter den Weihnachtsbaum legen.

200 Kinder haben Grund sich zu freuen, weil viele Menschen Herz gezeigt haben. Leute wie Klaudia Karamarinov und ihr Partner Michael Mülder: Beide haben am gleichen Tag Geburtstag. Als sie jetzt 52 und er 58 wurde, wünschten sie sich Geld für bedürftige Kinder – zwölf Geschenke der Wunschbaumaktion erwarben sie dafür.

Kreative Geschenkpaten finden das Gesuchte

„Es ist ein gutes Gefühl, die Gäste mussten sich nicht den Kopf zerbrechen und uns geht es gut“, sagt Karamarinov. Die Kinder liegen ihr am Herzen. So wie vielen anderen, die teils gehörige Kreativität entwickelten, um das Gewünschte zu besorgen. Im vergangenen Jahr haben mit Francke und Intertoys zwei Spielzeugfachgeschäfte dicht gemacht, das wurde spürbar. Die Kinder aber sollten nicht darunter leiden.

http://funke-cms.abendblatt.de:8080/webservice/thumbnail/article/227765787Wie wird ein Kind eigentlich zum Wunschbaumkind? In den Einrichtungen von Caritas, Diakonie und Internationalem Bund gibt es viele Mädchen und Jungen, deren Familien nicht auf Rosen gebettet sind.

Wie wird ein Kind zum Wunschbaumkind?

Nicht jedes bedürftige Kind in der Stadt können wir mit unserer Aktion erreichen: 200 Wunschbaumkarten sind schaffbar, mehr nicht – obwohl der Bedarf so sehr viel größer ist. Die Aktiven in den Verbänden und bei der NRZ organisieren die Aktion ‘nebenher’ in der ohnehin turbulenten Weihnachtszeit.

Es sind die Fachfrauen in den Einrichtungen, die ihre Kinder und Familien kennen und die sie aussuchen. Ein Indiz für ihre Bedürftigkeit ist, dass sie Mittel aus dem Bildungs- und Teilhabegesetz in der Mittagsbetreuung beziehen, erläutert Ute Kraft (Caritas).

Kinder kommen ohne Stifte und Hefte in den Ganztag

„Einige Kinder haben dann keine Stifte, oder es fehlt sonst Material im Offenen Ganztag“ – ein Anhaltspunkt dafür, dass es zuhause an vielem fehlt. Alina Quadstege vom Internationalen Bund schaut außerdem, wenn sich Kinder aus benachteiligten Familien Mühe geben und etwas schaffen.

„Manche sind in der ersten Klasse sehr schüchtern, aber sie strengen sich an.“ Das belohnt sie, die Kinder können an der Wunschbaumaktion teilnehmen. Als Belohnung fällt es den Eltern häufig deutlich leichter, diese Hilfe anzunehmen.

Armut erzeugt Scham – Dumpinglöhne erzeugen Armut

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Doch es gibt auch Eltern, die Hilfe ablehnen. „Weihnachten, das schaffen wir allein“, sagen sie dann. Und: „Geben Sie es Kindern, denen es noch schlechter geht.“ Katja Brunßen von der Diakonie kennt diese Situationen. Um viele Familien zu erreichen, wechseln die Kinder, die mitmachen, mitunter von Jahr zu Jahr. Das akzeptieren die Familien, so die Erfahrung der Frauen.

Armut und Scham gehen häufig miteinander einher. Man möchte nicht bedürftig sein, die eigenen Kinder sollen nicht arm sein. Nicht mithalten zu können wird als Makel empfunden. Dabei sind es mehr und mehr Menschen, die sich abstrampeln, arbeiten und dennoch auf keinen grünen Zweig kommen. Dumpinglöhne erzeugen Armut.

So funktioniert die Wunschbaumaktion

Die Wunschbaumaktion ist Teamwork. NRZ, Stadt Wesel, Caritas, Internationaler Bund und Diakonie suchen Paten für Kinderwünsche.

Anders als bei vielen Aktionen fließt kein Geld. Die Erzieherinnen suchen besonders bedürftige Kinder in den Einrichtungen aus und schreiben ihre Wünsche auf.

Menschen, die helfen wollen – viele vertraute Gesichter sind darunter – holen sich die Wunschzettel am NRZ-Mobil oder in der Redaktion und kaufen selbst das Geschenk ein. Sie bringen es und es geht über die Einrichtungen in die Familien.