Wesel. Die Coronakrise macht es dem stationären Handel schwerer. Dennoch gibt es aber schon bald auch eine Neueröffnung an der Korbmacherstraße.

Auf der Korbmacherstraße stehen einige Veränderungen an. Stefan Hetkamp und Jörg Schulz haben vieles gemeinsam: Die beiden Geschäftsleute konnten kürzlich ihren 60. Geburtstag feiern und haben sich bereits vor längerer Zeit entscheiden, danach beruflich kürzer zu treten (wir berichteten). Sie wollen ihre Selbstständigkeit aufgeben – jetzt wird es konkret: Beide schließen ihre Geschäfte am 28. November, beide mit etwas Wehmut, aber zugleich auch Vorfreude. Und beide wissen nicht, wie es nach ihrem Auszug in den Geschäftsräumen weitergeht. Eine Nachfolgelösung gibt es dagegen auf der Korbmacherstraße 5, wo Marion Day ihr Bekleidungsgeschäft schließt.

„Erst Donnerstag hat ein potenzieller Nachfolger abgesagt“, berichtet Zweirad-Händler Hetkamp etwas enttäuscht: „Im kommenden Jahr hätte das Fahrradgeschäft 150-jähriges Jubiläum feiern können, jetzt sieht es so aus, als ginge hier eine Ära zu Ende.“

Erhöhte Nachfrage nach Fahrrädern durch Corona

Er bestätigt, dass die Radfahr-Branche boomt, der Laden gut gelaufen sei – und durch Corona sogar noch einen zusätzlichen Schub erlebt habe. „Ich habe jetzt nur noch zwei Fahrräder, bald ist alles leer“, so Stefan Hetkamp.

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Jörg Schulz führt nebenan den Modeladen „Scalinas Men Fashion“. Auch bei ihm läuft der Räumungsverkauf, dann folgt sein „geplanter Ausstieg“. Der Inhaber merkt, dass viele seiner langjährigen Kunden in diesen Tagen noch einmal ganz bewusst ins Geschäft kommen: „Sie merken ja auch: Das ist etwas Endgültiges, danach gibt es nichts mehr. Das lassen sich viele nicht entgehen.“

Ausstieg aus dem Geschäft zur rechten Zeit

Normalerweise herrsche beim Räumungsverkauf ein großer Andrang im Laden. „Das geht jetzt wegen Corona natürlich nicht – wir dürfen nur drei oder vier Leute gleichzeitig ins Geschäft lassen. Doch auch das klappt wirklich gut“, berichtet er. Mit Blick auf seine sich leerenden Regale kommt bei Jörg Schulz einerseits Wehmut auf – andererseits weiß er: „Der Ausstieg kam für mich genau zur rechten Zeit. Für den stationären Handel war es zuletzt ohnehin schon schwer – und durch Corona wird es für viele noch viel komplizierter.“

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Auf der anderen Straßenseite schließt auch Marion Day ihr Damenmoden-Geschäft „My Day dress“ zum 13. November, obwohl es erst im Frühjahr eröffnet worden ist – leider zu einem ungünstigen Zeitpunkt.

Viele Kunden sind nicht mehr gekommen

„Ich habe viele Kunden aus einem Umkreis von 100 Kilometern, die sind nicht mehr gekommen“, berichtet Marion Day mit Blick auf die Corona-Lage. Das Geschäft an der Korbmacherstraße war eigentlich als Standort für ihre Textilien gedacht, während der Erststandort in der Apollo-Passage den Schwerpunkt für Accessoires bilden sollte.

Nun will sich Marion Day künftig wieder auf den Laden in der Apollopassage konzentrieren. Dort wurde durch eine Umgestaltung mehr Platz geschaffen, so dass die Kunden mit Abstand einkaufen können. An der Korbmacherstraße, stellt Marion Day fest, ist es schwieriger, die Aufmerksamkeit der Kunden zu erregen, die zumeist auf die Einkaufsstraße konzentriert sind.

Für das Ladenlokal nur wenige Schritte vom Kaufhof entfernt, gibt es jedoch schon eine Nachfolgerin: Diana Simmes, die in Hamminkeln an der Ringenberger Straße seit acht Jahren das Kinder- und Damenmodengeschäft Paparazzi führt, wird sich hier ansiedeln.

Mehr lokale Kunden kaufen ein

Ab der kommenden Woche wird umgebaut, spätestens am 1. Dezember wird das neue Geschäft öffnen, erklärt sie auf Nachfrage. Von Corona lässt sie sich nicht abschrecken. Simmes, die auch als zweites beruflichen Standbein einen Modevertrieb führt, stellt fest, dass Kunden in der Krise verstärkt lokal einkaufen. Schon länger war sie auf der Suche nach einem weiteren Standort. Nun hat sie sich spontan entschlossen, ihre Mode für Kinder von sechs bis 16 Jahren und für Damen, die eine bezahlbare, holländisch orientierte Kollektion schätzen, in Wesel anzubieten.

Rückläufige Nachfrage

Wann Christiane Laader, die Inhaberin von „Hautnah“, dem Fachgeschäft für Dessous, Wäsche und Bademoden, zum letzten Mal ihre Ladentür öffnet, weiß sie noch nicht genau. „Ende des Jahres ist aber auf jeden Fall Schluss“, sagt die 53-Jährige, die danach „erstmal durchschnaufen“ wird. Wie es in ihren Geschäftsräumen an der Korbmacherstraße 1 weitergeht, wisse sie nicht, ergänzt Laader. Es sei für sie aber die richtige Entscheidung jetzt aufzuhören. „Für die Geschäfte vor Ort wird es ja immer schwieriger, nicht nur hier auf der Korbmacherstraße, auch in der Fußgängerzone, wo ja nun sogar Bonita und Esprit aufgeben.“

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Viele Stammkunden seien „schon sehr traurig“, dass es den Laden nicht mehr geben wird. Zuletzt sei aber bei Bademode die Nachfrage spürbar rückläufig gewesen. „Wegen Corona fährt ja kaum noch einer in Urlaub. Wer braucht dann schon noch neue Bademode?“

Weitere Neuansiedlung am Großen Markt

Für einige der leerstehenden oder leer werdenden Lokale gibt es Interessenten, teilt der städtische Wirtschaftsförderer Wendelin Knuf mit. Und mit Royal Donuts an der Brückstraße 23 und RegalLokal an der Lomberstraße 3 sind zuletzt schon zwei neue Anbieter hinzugekommen. Unter dem Namen „Cookie Monster“ werde sich in Kürze ein weiteres Geschäft auf dem Großen Markt ansiedeln. Weitere werden möglicherweise demnächst folgen.