Schermbeck. Die Sozialdemokraten sprechen der Vorsitzenden Petra Felisiak einstimmig das Vertrauen aus und arbeiten selbstkritisch die herbe Wahlschlappe auf

Mit reichlich Galgenhumor versuchte ein Gast, der der SPD wohlgesonnen ist, die Schermbecker Genossen aufzumuntern: „Das Gute an der aktuellen Situation ist, dass es schlimmer nicht mehr kommen kann.“

Ein anderer, Manfred Knappernatus, 76-jähriger Sozialdemokrat mit Leib und Seele, ergänzte während der Jahreshauptversammlung den Tränen nah: „Es ist zum Heulen!“

Vertrauensfrage gestellt

Beide diskutierten leidenschaftlich mit dem Vorstand der Schermbecker SPD über den „desaströsen Ausgang der Kommunalwahl“, wie es die Vorsitzende Petra Felisiak selbst formuliert hatte. Felisiak hatte für die Wahlschlappe, bei der die Schermbecker SPD erstmals unter 10 Prozent gerutscht war, die Verantwortung übernommen und ihren Rücktritt angeboten. „Damit habe ich quasi die Vertrauensfrage gestellt“, erklärte die Chefin.

Bleibt Vorsitzende der SPD Schermbeck: Petra Felisiak
Bleibt Vorsitzende der SPD Schermbeck: Petra Felisiak © NRZ | Johannes Kruck

Doch sie machte auch klar, dass Weglaufen nicht ihre Art sei und stellte sich zur Wiederwahl. Diese war dann reine Formsache: Felisiak wurde ebenso einstimmig gewählt, wie ihr Stellvertreter Dieter Michallek, Kassierer Florian Schanz, Schriftführerin Ursula Lüttge und Beisitzer Roland Scheidemantel. Kassenprüfer sind Ferdi Bach und Jörg Pachura.

Heftige Kritik an „Überläufern“

Außer diesen Gewählten gab es gerade mal zwei SPD-Mitglieder, die zur Versammlung gekommen waren: Einer davon war Manfred Knappernatus. Der Senior ließ vor allem kein gutes Haar an ehemaligen SPD-Mitgliedern, die zu anderen Parteien gewechselt sind.

Themen Wolf und Ölpellets vernachlässigt

Der 76-jährige sagte: „Wir haben neben unseren zwei Sozialdemokraten, die jetzt in den Rat wieder einziehen, noch fünf weitere Sozialdemokraten im Rat sitzen, die uns feige davongelaufen sind, weil sie die grüne Farbe schöner finden als rote.“

Auch andere Vorstandsmitglieder bedauerten ausdrücklich „vier schmerzhafte Abgänge“: Stefan Steinkühler und Lucas Vohr sind jetzt bei den Grünen, Katrin und Manuel Schmidt unterstützen „Die Partei“.

Kontrovers und heiß diskutierte die SPD, ob es klug war, ohne Bürgermeisterkandidaten in den Wahlkampf zu gehen. Viel zu zurückhaltend sei die SPD zudem bei mehreren Themen gewesen - unter anderem beim Umweltskandal im Mühlenberg und bei der Diskussion um den Wolf.

Mehr Feuer und Flamme für die Aufgabe

Auch die Vorsitzende selber sieht sich im Nachhinein zu passiv. Für solch eine Aufgabe müsse man Feuer und Flamme sein, erklärte Petra Felisiak: „Offensichtlich habe ich in der Vergangenheit aber nicht genug gebrannt – ich gelobe Besserung. Ich möchte, dass die SPD wieder Fuß fasst, wieder ein Gesicht in Schermbeck bekommt.“

Der Anfang ist mit dem jetzt neugewählten Vorstand jedenfalls gemacht. Es kann eigentlich nur noch aufwärts gehen...