Schermbeck. Die Sozialdemokraten verlieren vier ihrer sechs Ratssitze, kommen nur noch auf 9,22 Prozent und werden von Grünen und „Die Partei“ überholt.

Die Vorzeichen waren natürlich alles anderes als rosig für die SPD, doch dass der Absturz der Schermbecker Sozialdemokraten so drastisch sein würde, hatte auch Dieter Michallek nicht erwartet. „Mit fehlen die Worte, das ist natürlich total enttäuschend“, resümierte der SPD-Fraktionsvorsitzende am Wahlabend.

Nach und nach trudelten die meist einstelligen Ergebnisse seiner Partei ein, die immerhin bei der vorangegangenen Kommunalwahl im Jahr 2014 noch 22,05 Prozent der Stimmen erreicht hatte. Nun kamen die Sozialdemokraten gerade einmal auf 9,22 Prozent – lediglich 704 der 11.894 Wahlberechtigten der Gemeinde Schermbeck machten ihr Kreuz bei der SPD.

Was waren die Gründe? Michallek stellt sich auch in der Niederlage dieser Analyse. „Es war schon vor der Wahl klar, dass wir einen schweren Stand haben würden – die Bundes- und Landespolitik hat mit Sicherheit mit in die Ergebnisse hineingespielt“, so Michallek.

„Ölpellets-Skandal schadet der SPD“

Doch der Fraktionschef sieht auch Gründe im Ortsverband: „Das soll keine Entschuldigung sein. Die zurückliegenden Monate sind für uns einfach schlecht gelaufen.“ In diesem Zusammenhang spricht Dieter Michallek unter anderem den Ölpellet-Skandal im Gahlener Mühlenberg an, „in dem eventuell ja jemand von uns involviert ist.“

Und auch „einige Umstellungen“ hätten den Sozialdemokraten sicherlich Stimmen gekostet. Ohne ihn zu erwähnen, hatte Michallek sicherlich dabei auch Stefan Steinkühler im Hinterkopf, der bis vor einem Jahr noch der SPD die Treue hielt, dann aber zu den Grünen wechselte und gleich als deren Bürgermeisterkandidat ein achtbares Ergebnis einfuhr.

Stefan Steinkühler wechselte von der SPD zu den Grünen.
Stefan Steinkühler wechselte von der SPD zu den Grünen. © NRZ | Johannes Kruck

Diesmal stelle die Schermbecker SPD noch nicht einmal einen eigenen Bürgermeisterkandidaten auf – dadurch gab es für die einst stolze Partei in den zurückliegenden Wochen logischerweise auch deutlich weniger Aufmerksamkeit, als für die Parteien und Wählergemeinschaften der vier Kandidaten für den Chefposten im Rathaus.

Konstruktive Mitarbeit

Ans Aufgeben denkt der Sozialdemokrat jedoch nicht: „Wir werden genauso wie bisher konstruktiv im Rat und in den Ausschüssen mitarbeiten“, versichert Michallek. Und er blickt bereits auf die nächste Kommunalwahl voraus: „Wir versuchen es in fünf Jahren besser zu machen.“

Der Fraktionsvorsitzende trat selber im Wahlbezirk Altschermbeck-Dorf an, holte auch mit 10,17 Prozent minimal mehr Stimmen als der SPD-Durchschnitt in Schermbeck – doch sein CDU-Konkurrent Hubert Große-Ruiken kam fast auf das Fünffache der Stimmen.

Steinkühler gewinnt viele Stimmen

Auch die SPD-Vorsitzende Petra Felisiak konnte in ihrem Wahlkreis Gahlen-Heisterkamp nur 9,3 Prozent ergattern – hier erreichte der Ex-Genosse und heutige Grüne Stefan Steinkühler sogar über 30 Prozent der Stimmen. Ein sehr schwerer Stand für die SPD!

>>> DER ZWEITE VERLIERER DER KOMMUNALWAHL IST „BÜRGER FÜR BÜRGER“:

Neben der SPD ist die Wählervereinigung „Bürger für Bürger“ ein Verlierer der Schermbecker Kommunalwahl – und dies gleich doppelt: Die BfB halbierte quasi ihren Stimmenanteil von 12,49 Prozent im Jahr 2014 auf jetzt 6,52 Prozent. Und auch deren Bürgermeisterkandidat Klaus Roth landete nur auf dem letzten Platz der vier Kandidaten.

„Wir haben klar verloren, da gibt es nichts zu verschönern. Aber davon geht die Welt nicht unter“, lautet das Fazit von Klaus Roth, der sich offenbar ohnehin keine echten Chancen auf einen Sieg ausgerechnet hatte: „Ich war eigentlich davon ausgegangen, dass es eine Stichwahl zwischen Mike Rexforth und Stefan Steinkühler geben würde.“

An der Seite seiner Frau Ann-Christin verfolgte der alte und neue Schermbecker Bürgermeister Mike Rexforth die Präsentation der Wahlergebnisse im Rathaus. Es war eigentlich ein rundum gelungener Abend für den Amtsinhaber und seine CDU.

Sieger unter sich: Bürgermeister Mike Rexforth (links) seine Frau Ann-Christin und Die-Partei-Vorsitzender Marc Overkäming stoßen auf gute Ergebnisse an.
Sieger unter sich: Bürgermeister Mike Rexforth (links) seine Frau Ann-Christin und Die-Partei-Vorsitzender Marc Overkäming stoßen auf gute Ergebnisse an. © NRZ | Johannes Kruck

Die Christdemokraten triumphierten in Schermbeck. Nur in einer Situation ärgerte sich der Wahlsieger: Als die Ergebnisse der Kreistagswahl angezeigt wurden und für die AfD 338 Stimmen aus Schermbeck feststanden. „Das sind noch 338 Stimmen zu viel“, erklärte Rexforth unmissverständlich.

Stephan Leifeld holt elf Stimmen

Im Schermbecker Wahlbezirk 8 trat mit Stephan Leifeld auch ein Einzelbewerber an, doch mit elf Stimmen schaffte es der Vorsitzende der Partei „Vorwärts. Linke Alternative“ nicht annähernd, die deutliche CDU-Mehrheit zu gefährden.

Wie berichtet, kündigte Leifeld an, in Kürze die bundesweite die Partei „Gesellschaftlicher Aufbruch“ zu gründen.

Zu deren Zielen zählen: „Wir wollen bei der nächsten Kanzlerwahl ernsthaft ein Wörtchen mitreden, Rot-Rot-Grün wird es nicht geben. Rot-Schwarz hatten wir viel zu lange. Schwarz-Grün ist keine ernsthafte Option. Blau ist anscheinend braun.“ Daher müsse eine neue Alternative her, so Leifeld.