Wesel. Der Tiefkühllogistiker Nordfrost vergrößert seine Fläche im Hafen und baut ein neues Terminal. Das ist erst der Anfang für einen weiteren Ausbau.

Noch liegt das Firmengelände fast etwas versteckt im Dreieck zwischen Rhein, Rhein-Lippe-Hafen und Wesel-Datteln-Kanal. Doch das wird sich bald ändern, wenn Deutschlands führender Tiefkühllogistiker „Nordfrost“ sein Hafengrundstück im DeltaPort Wesel nahezu verdoppelt – auf dann neun Hektar. Das Unternehmen aus Schortens bei Wilhelmshaven, das rund 3000 Mitarbeiter in 40 Tiefkühllagern beschäftigt, will dann später noch einmal auf insgesamt rund 16 Hektar expandieren.

Die gute Nachricht: In Wesel entstehen in der ersten Phase zusätzliche 60 Arbeitsplätze. „Wir sind fest davon überzeugt, dass die Bedeutung des Hafenplatzes Wesel in den kommenden Jahren noch enorm steigen wird“, glaubt Nordfrost-Geschäftsführerin Britta Bartels. „Durch die Etablierung unseres eigenen Angebotes werden wir dazu beitragen. Wir können von Wesel aus auf kurzen Wegen und zeitoptimiert im- und exportierte Waren verschiedener Branchen anliefern und abholen.“ Direkt am Wasser investiert das Unternehmen insgesamt 46 Millionen Euro.

Der Logistiker wird zudem wichtiger Bestandteil des so genannten „Cool Corridor“, einer Logistik-Initiative des Hafen Rotterdam und DeltaPort mit dem Ziel, Kühlgut-Seehafenverkehre vom und zum Hinterland verstärkt auf das Binnenschiff zu verlagern.

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Dies führt zu einer Entlastung des Straßenverkehrs und verringert die Treibhausemissionen. Auswertungen belegen, dass der Transport von Kühlwaren in Richtung Rotterdam in den vergangen Jahren enorm zugenommen hat. „Die Kombination von Hafenumschlag und Tiefkühllogistik ist ein Alleinstellungsmerkmal“, sagt Britta Bartels. „Neben unserem Seehafen-Terminal in Wilhelmshaven ist Wesel unser zweiter Standort, der Kühllogistik direkt ins Hafengeschehen integriert.“

Erste Baumaßnahmen laufen

Ergänzt wird die Initiative des „Kühlen Korridors“ durch die Idee des EcoPorts 813. Hier geht es darum, die bestehende Abwärmeenergie eines benachbarten Industrieunternehmens im Hafen Emmelsum umzuwandeln und für die Anlieger zu nutzen. Mehr als 27.000 Tonnen CO2 pro Jahr lassen sich damit insgesamt einsparen. Hier gibt es mehr aus Wesel, Hamminkeln und Schermbeck

Erste Baumaßnahmen zur Ertüchtigung der Kaianlage mit der Verlegung einer Kranbahn für den Betrieb einer Containerbrücke laufen bereits. Darüber hinaus werden am neuen Terminal ein Tiefkühlhaus, Lager für Waren im plusgradigen Temperaturbereich und für General Cargo sowie Verladungshallen entstehen. Mit dem Container-Schiffsumschlag und dem Betrieb eines Full-Service-Container-Depots startet der Logistiker im Frühjahr 2021.

Die Inbetriebnahme des Logistikcenters ist dann für Anfang 2023 vorgesehen. „Wir freuen uns, dass Nordfrost mit uns den nächsten Schritt hin zu einem modernen, interkontinentalen In- und Exportgeschäft gemacht hat“, sagt Andreas Stolte, Geschäftsführer von DeltaPort.

Nordfrost hat die Option auf weitere Flächen

Das Unternehmen aus Norddeutschland hat zudem die Option, weitere 7,2 Hektar Fläche zu erhalten. „Unser Ziel in Wesel ist es, neben der Kühllogistik auch die Logistik für alle Güter anzubieten und diesen Hafenstandort gleichzeitig als weitere Lebensmitteldrehscheibe aufzubauen“, erklärt Geschäftsführer Dr. Falk Bartels. Das künftige Hafen-Terminal in Wesel profitiert dabei von der Anbindung an die ARA-Häfen – Antwerpen, Rotterdam und Amsterdam.

Bislang ist es noch so, dass temperaturgeführte Container, die per Schiff in Rotterdam anlanden, von niederländischen Kühlzentren aus per Lkw an den Zielort gebracht werden. Das soll der „Cool Corridor“ ändern. „Unser Ziel ist es, diese übliche Lieferkette unter ökologischen Gesichtspunkten zu optimieren und den Warenfluss unter Nachhaltigkeitsaspekten umzugestalten“, erklärt Stolte.

Das Transportmittel der Zukunft?

So könnte das Schiff speziell am Niederrhein zum Transportmittel der Zukunft werden. „Aus unserer Sicht gibt es nicht das alleinige Transportmittel“, sagt Britta Bartels. „Aber das Binnenschiff kann große Mengen schnell und umweltverträglich transportieren.“ Hier existiere noch ein größeres Potenzial, insbesondere wenn es sich um das Thema der Kühllogistik drehe. „Durch die Realisierung von zahlreichen elektronischen Anschlüssen für die Kühlcontainer direkt auf der Pieranlage, sogenannte Plug-Stationen, werden wir diesen Trend fördern.“