Kreis Wesel. Im Kreis Wesel gehen Ingo Brohl (CDU) und Peter Paic (SPD) in die Verlängerung: Im Kreistag wurde die CDU stärkste Fraktion.

Ingo Brohl (CDU) hatte gestern die Nase vorn beim Rennen um den Chefsessel im Kreishaus, beinahe von Anfang der Auszählung an. Doch auch SPD-Konkurrent Peter Paic hielt wacker mit: Unter dem Strich kommt es zwischen dem Moerser Christdemokrat und dem Marienthaler SPD-Mann zur Stichwahl.

Ingo Brohl geht positiv in die Stichwahl, sagte er, sieht den Trend auf seiner Seite. „Ich gehe davon aus, dass wir unser Bündnis im Kreistag fortführen werden“, kündigte Brohl mit Blick auf die erstarkten Grünen an. „Die Arbeit war sehr fortschrittlich, das Bündnis wird sich festigen.“ In der vergangenen Legislaturperiode hatten CDU, Grüne und FDP/FWG das so genannte Jamaica-Bündnis geschlossen.

Paic will in den kommenden zwei Wochen aufholen

Peter Paic zeigte sich zufrieden mit dem Ergebnis – er ist in der Stichwahl.
Peter Paic zeigte sich zufrieden mit dem Ergebnis – er ist in der Stichwahl. © FFS | Gerd Hermann

Sozialdemokrat Peter Paic zeigte sich entspannt: „Ich bin froh über unser gutes Ergebnis, wir haben mehr als 30 Prozent erreicht.“ Und mit Blick auf den Vorsprung von Ingo Brohl: „Ich bin zuversichtlich, dass wir das noch drehen können.“ Zwei weitere Wochen Wahlkampf warten nun auf SPD und CDU. So sah das auch SPD-Fraktionschef im Kreistag Gerd Drüten, „wir werden alle Reserven mobilisieren“ – darin stand ihm der Kollege von der CDU, Frank Berger, in nichts nach.

Grüne Kandidatin ist stolz auf das Ergebnis

Die Grüne Kandidatin Petra Schmidt-Niersmann ist hingegen aus dem Rennen, war dennoch zufrieden. „Es war ein begeisternder Wahlkampf, wir haben viele Bürger mit einbezogen“, sagte die Dinslakenerin. „Auch wenn ich nicht in die Stichwahl gekommen bin, können wir sehr stolz sein, wir werden unsere gute Politik weiter fortsetzen und deutlich machen, was wir wollen.“ Anders als CDU und SPD, die leichte Einbußen hinnehmen mussten, zählten die Grünen, wie überall in NRW, zu den Gewinnern des Abends.

Timo Schmitz ist für die Liberalen angetreten und hatte sich vor der Auszählung zuversichtlich gezeigt, mindestens Landesdurchschnitt zu erreichen, „wir haben einen guten Wahlkampf gemacht“. Am Ende beurteilt er das Ergebnis als solide. „Ich liege vor dem Kandidaten der Linken“, sagt er zufrieden. Und schiebt nach: „Es ist schade, dass der AfD-Kandidat mehr Stimmen bekommen hat.“

CDU zieht im Kreistag an der SPD vorbei und ist stärkste Kraft

Bei der Kreistagswahl lieferten sich CDU und SPD lange Zeit ein Kopf-an-Kopf-Rennen, beide um die 30 Prozent - fast schien es, als bliebe alles beim Alten, im aktuellen Kreistag sind die beiden Fraktionen noch gleich stark. Um 19.55 Uhr dann begann sich der Wind zu drehen, die CDU zog langsam aber stetig an der SPD vorbei, wenn auch nur um ein paar Prozentpunkte. Das Gesamtergebnis stand erst um 0.21 Uhr fest: CDU 32,8 Prozent, die SPD 29,67 und die Grünen standen bei stolzen 18,98 Prozent der Stimmen. Frohe Gesichter also bei den Grünen. Mit 5,6 Prozent lag die AfD vor FDP (5,49) und Linken (4,13).

Auch die AfD gehörte zu den Gewinnern des Abends, wenn auch nicht so sehr, wie in den vergangenen Jahren häufiger mal vollmundig angekündigt. Ihr Kandidat Renatus Rieger lag von Anfang an um die sechs Prozent und damit vor den Kandidaten von FDP und der Linken.

Es war ein sonderbarer Wahlabend im Kreishaus: Statt der üblichen diskutierenden Grüppchen herrschte weitestgehend Stille im Saal, das Gesumme der vergangenen Wahlen fehlte.