Wesel. Wie kann auch in Zukunft der Bedarf an mietpreisgebundenem Wohnraum in Wesel gesichert werden? Die SPD diskutierte mit Fachpublikum.

Wohnen ist ein großes Thema – nicht nur in den Großstädten. Die SPD hat jetzt Architekten und Investoren ins Restaurant Art eingeladen, um über Perspektiven zu sprechen. Alexander Rychter, Vorstand und Verbandsdirektor vom Verband der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft Rheinland Westfalen, analysierte als Referent die Branche.

Mehr Baugebiete vom RVR gewünscht

Gern sähe die SPD es, wenn das Baugebiet Am Schwan sich bis zum Molkereiweg ausdehnen könnte, so SPD-Chef Ludger Hovest, allerdings weist der RVR Baugebiete sehr sparsam aus. Mit ihm liege man stets im Clinch. In Wesel, so Bürgermeisterin Ulrike Westkamp, fehlen kleine Wohnungen, der Demografie geschuldet, aber auch große bezahlbare, denn es gibt wieder mehr Kinder in der Stadt. Bauverein und Wohnungsbaugenossenschaft engagieren sich für bezahlbaren Wohnraum.

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Rund 500 Baugenehmigungen gibt es pro Jahr in Wesel, so die Bürgermeisterin – es könnten mehr sein, wenn es mehr Möglichkeiten gäbe. Eine Chance zu bauen sieht sie in der Verdichtung, sie nannte die Häuser auf dem Gelände des ehemaligen Kreiswehrersatzamtes. Wohnungen mit Mietpreisbindung sichern bezahlbares Wohnen. Aktuell gibt es 2481 davon in der Stadt, die Miete liegt bei 5,80 Euro pro Quadratmeter.

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Alexander Rychter analysierte die Lage aus Sicht der Wohnungsunternehmen und Genossenschaften. „Es wurde über viele Jahre einfach zu wenig gebaut, es hieß Deutschland ist gebaut“, sagt er. Aktuell wird gebaut, aber meist hochwertig, die Menschen investieren in Sachwerte. Der bezahlbare Wohnraum kommt dabei zu kurz, so seien 2019 in NRW 6000 mietpreisgebundene Wohnungen gebaut worden, 2020 kommen nochmal so viele – 19.000 aber fallen aus der Bindung.

CO2 wird ein großes Thema für die Wohnungsunternehmen

Eine Aufgabe auch für die Weseler Bauvereine sei der Klimaschutzplan 2030. „Wir werden bis 2050 CO2-neutral sein, wie erreichen wir das?“ so Rychter. Die Frage, wie hoch der CO2-Preis ist, werde die Miete beeinflussen, folglich müsse man CO2 reduzieren, um Wohnen bezahlbar zu halten. Dämmung allein sei ein Irrweg.

Alexander Rychter, Vorstand und Verbandsdirektor vom Verband der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft Rheinland Westfalen, Mitte, Ludger Hovest, Vorsitzender der SPD Wesel und Bürgermeisterin Ulrike Westkamp diskutierten über die Zukunft des Wohnens.
Alexander Rychter, Vorstand und Verbandsdirektor vom Verband der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft Rheinland Westfalen, Mitte, Ludger Hovest, Vorsitzender der SPD Wesel und Bürgermeisterin Ulrike Westkamp diskutierten über die Zukunft des Wohnens. © FUNKE Foto Services | Markus Joosten

Ein Ansatz wäre der Mieterstrom: Die Vermieter würden den durch ihre Blockheizkraftwerk entstehenden Strom an die Mieter verkaufen. Das ist bis heute nicht erlaubt. Dächer und Fassaden begrünen, Gärten biodiverser gestalten an Stelle des Rasen- und Hecke-Schemas.

Beim Thema Mobilität sollten Politiker eng mit den Wohnungsunternehmen kooperieren, empfahl Rychter, denn: „Jeder Weg fängt an der Haustür an.“ Bei der anschließenden Diskussion kritisierte Architekt und Bauträger Armin Stockhausen, der selbst öffentlich geförderte Wohnungen baut, die langen Bewilligungszeiten: Bei der Hausbank dauert die Finanzierung zwei Wochen, beim Land Monate. Zudem, so Norbert Haeser, Vorstand des Bauvereins, sei in Niedrigzinszeiten die NRW-Bank kaum günstiger als andere Banken. Er regte an, die Verwaltungskosten zu senken.