Hamminkeln. Im Hamminkelner Ortsteil Wertherbruch sollte ein Nahwärmeprojekt entstehen. Doch nun sind die Kosten explodiert. Stadt will weiter prüfen.

Wenn am Mittwoch um 17 Uhr der Bauausschuss öffentlich im Rathaus tagt, geht es auch um die Nahwärmeversorgung in Wertherbruch. Hier sollte eigentlich ein ökologisch anspruchsvolles Projekt mit einer Holzpelletanlage verwirklicht werden. Doch irgendwie ist der Wurm drin.

Der Stadtteil Wertherbruch ist nicht an das Gasnetz angeschlossen. Die meisten der dortigen privaten und öffentlichen Gebäude werden mit Öl beheizt. Aufgrund des niedrigen Wirkungsgrades ist der Betrieb einer Ölheizung sehr energieintensiv, zudem verursacht ein Ölkessel hohe Emissionen an Treibhausgasen und Luftschadstoffen. Mit einem Nahwärmenetz auf Basis von erneuerbaren Energien ließe sich dort ein besonders hoher Prozentsatz an Treibhausgasen einsparen.

Infoveranstaltung der USD in Wertherbruch

Die Wählergemeinschaft USD veranstaltet am Mittwoch ab 18 Uhr eine Informationsveranstaltung zum Thema Nahwärme in Wertherbruch. Coronabedingt findet das Treffen vor der Bürgerhalle Wertherbruch statt. Das USD-Mitglied Oliver Duhr will den Wertherbruchern Alternativen zu ihren Ölheizungen aufzeigen. Außerdem, so der Vorsitzende Dieter Stiller, wolle die USD bei den Treffen einschätzen, wie viele Menschen im Dorf sich für alternative Heizenergien interessieren.

Der ursprüngliche Plan aus 2015, bereits im ersten Schritt die mögliche Anbindung von Bürgerhalle, Grundschule und Turnhalle sowie des Gebäudes der Feuerwehr und des geplanten Baugebiets Siemensweide vorzubereiten und einzuplanen, war an der Suche nach einem wirtschaftlichen und konsensfähigen Standort gescheitert. Also entschied der Rat im Oktober 2019, nur noch die städtischen Liegenschaften mit einer kleineren Holzpelletanlage mit Wärme zu versorgen. Doch auch hier gibt es Probleme. Denn die Stadt hat die Anlage ausgeschrieben und eine böse Überraschung erlebt.

Die Rechnung geht nicht auf

Die ursprüngliche Rechnung geht nicht auf. In der damaligen Wirtschaftlichkeitsvorbetrachtung wurden die Kosten des Nahwärmenetzes denen des Öl-Brennwertkessels gegenübergestellt. Bei der Kostenanalyse des Nahwärmenetzes ergaben sich Investitionskosten in Höhe von 644.138 Euro inklusive Tiefbau- und Planungskosten. Daraufhin wurden im Haushalt 2020 645.000 Euro eingestellt. Außerdem rechnete die Stadt mit Einnahmen aus Fördermitteln in Höhe von 200.000 Euro.

Doch dann kam die lange Standortsuche und als „Sahnetüpfelchen“ noch Corona oben drauf, die die Planungen erheblich verzögerten. Deshalb entschied sich die Stadt in Anbetracht der steigenden Kosten noch einmal neu rechnen zu lassen. Nach dieser aktuellen Kostenschätzung von Mitte August durch das beratende Ingenieurbüro muss von einer Kostensteigerung von etwa 20 Prozent ausgegangen werden. Die Anlage würde jetzt 818.000 Euro kosten.

Amortisierung nach 17 Jahren

Vor dem Hintergrund dieser Kostensteigerung stellt sich nun auch wieder die Wirtschaftlichkeitsfrage gegenüber der Installation konventioneller Heiztechnik. Drei Ölheizungen würden 381.500 Euro kosten. Trotz der Förderung von 200.000 Euro für die Holzpelletanlage wären die Ölheizungen 236.000 Euro günstiger. Auch die Amortisationszeit der klimafreundlichen Variante steigt nun von 6,4 Jahren auf etwa 17 Jahre.

Doch die Verwaltung will sich in puncto Erneuerbare Energie in Wertherbruch noch nicht geschlagen geben. Angesichts der klimaschädliche Produktion von 71 Tonnen CO2 pro Jahr bei den Ölheizungen bittet die Verwaltung nun die Kommunalpolitik, ihren Plan abzusegnen, weitere Varianten aus regenerativen Energien zu untersuchen. Beispiele hierfür können die Wärmepumpentechnik als auch die Nutzung von Biogas aus lokaler Produktion sein.