Wesel. Sebastian Hense (42), stellvertretender Schulleiter und CDU-Stadtverbandsvorsitzender, möchte am 13. September zum Bürgermeister gewählt werden.

Wenn CDU-Bürgermeisterkandidat Sebastian Hense mit seiner Frau in die Stadt geht, dann spazieren sie immer auch auf den Großen Markt und einmal um den Willibrordi-Dom herum.

Dabei verbindet die beiden mit diesem Platz etwas ganz Besonderes. Am 2. Juli 2011 gaben sie sich in der Kirche das Ja-Wort. Zudem sind hier zweimal im Jahr Schulgottesdienste, an denen der stellvertretende Schulleiter am Andreas-Vesalius-Gymnasium teilnimmt.

Geschichte trifft auf Gegenwart

Der 42-Jährige findet den Platz aber auch deshalb gut, weil an dieser Stelle Geschichte auf neue Entwicklungen in der Stadt trifft. Hense zeigt Richtung Fußgängerzone, wo es noch einiges zu tun gebe. Außerdem müssten Großer Markt und Kornmarkt weiter belebt werden.

Die coronabedingte Vergrößerung der Außengastronomieflächen hält Hense für eine gute Idee, auch Konzerte, wie einst mit Brings und Guildo Horn, seien eine gute Sache. Die Weseler Wanderbühne, die bald in den Ortsteilen unterwegs ist, könnte auch hier Station machen.

Großer Zapfenstreich auf dem Großen Markt

Hense, der seit 2006 der CDU angehört, freut sich über das Extrablatt am Rande des Platzes und die private Fachhochschule FOM. Und wenn – wie sonst immer – hier der Große Zapfenstreich bei den Bürgerschützen stattfindet, dann gibt es schon mal kurz den einen oder anderen Kribbelmoment, verbunden mit ein bisschen Gänsehaut.

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Am 13. September kann unter anderem über den Posten des Bürgermeisters abgestimmt werden.
Von Petra Herzog, Johannes Kruck, Svenja Aufderheide und Peter Neier

Mit Blick auf die Kommunalwahl stellten wir Sebastian Hense acht Fragen.

Warum glauben Sie, dass Sie der Richtige für das Amt des Bürgermeisters sind?

Ich mag Wesel und vor allem die Menschen in unserer Stadt. Dafür setzte ich mich gerne ein. Ich bin davon überzeugt, dass Wesel nach 16 Jahren nun einen Wechsel mit einer echten Perspektive braucht. Dafür stehe ich! Ich werde einen neuen Stil im Rathaus etablieren. Ich stehe für einen Mentalitätswechsel weg vom Problemfinder hin zum Problemlöser und werde mit vollem Einsatz für unsere Stadt arbeiten. Ich möchte Wesel für die Zukunft in vielen Bereichen besser aufstellen. Dabei liegen mir zum Beispiel unsere Vereine, das Ehrenamt, die Bildungspolitik und die Wirtschaftsförderung besonders am Herzen. Wir können die Zukunft Wesels nur im echten Dialog und gemeinsam mit allen Beteiligten positiv gestalten. Dabei müssen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Rathaus mehr eingebunden werden und das Rathaus als Dienstleister für die Bürgerinnen und Bürger verstanden werden. So verstehe ich das Amt des Bürgermeisters.

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Welches Thema würden Sie als Erstes angehen, wenn Sie Bürgermeister werden?

Viele Themen müssen sehr schnell angegangen werden. Wir werden uns weiterhin mit den Folgen der Corona-Pandemie auseinandersetzen müssen und sehen, wie wir vor Ort die Unternehmen, die Vereine und die vielen ehrenamtlich Tätigen besonders in diesen Zeiten besser unterstützen können. Die begonnenen Investitionen in unsere Schulen müssen konsequent fortgeführt und die Digitalisierung ernst genommen werden. Wir dürfen eine gute Lösung für die Niederrheinhalle nicht weiter auf die lange Bank schieben, wir müssen den Bau des Kombibades voranbringen, die neue Feuerwache endlich bauen und die Verbesserung des ÖPNV nicht nur ankündigen, sondern schnellstmöglich anpacken.

Wenn die Südumgehung 2025 fertig ist, wird es in der Stadt weniger Verkehr geben. Eine Entlastung der B8 sowie der Schermbecker Landstraße ist aber nicht zu erwarten. Was ist zu tun?

Es ist gut, dass die Südumgehung nun Form annimmt. Viele Weselerinnen und Weseler haben lange darauf gewartet. Gleichzeitig müssen wir aber auch darauf achten, dass die Situation für die Anwohner an der neuen Strecke so gut wie möglich ist. Der zusätzliche Autobahnanschluss der A3 muss in Abstimmung mit Hamminkeln schnellstmöglich gebaut werden und zur Entlastung der Straßen muss der Ausbau früherer bzw. neuer Schienenverbindungen umgesetzt werden. Insgesamt brauchen wir eine intakte und auf einander abgestimmte Infrastruktur. Dazu möchten wir den Weseler Bahnhof wieder zu einem echten Knotenpunkt ausbauen. Eine Herausforderung, der ich mich gerne stelle, sind gute Angebote für moderne und klimafreundliche Mobilität.

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Die Weseler Schulen sind gut aufgestellt, heißt es immer wieder. Oder gibt es doch das eine oder andere Manko? Und kann sich eine Stadt wie Wesel das fast 100 Millionen Euro umfassende Sanierungspaket überhaupt leisten?

Im Vergleich zu anderen Kommunen sind unsere Schulen schon jetzt ordentlich aufgestellt. Aber hier ist trotzdem noch viel Luft nach oben. Besonders mit Blick auf die weitere Digitalisierung muss noch viel geschehen. Zentral ist hier die Anbindung an schnelles Internet und die Möglichkeit, dieses in jedem Raum jeder Schule zu nutzen. Auch die energetischen Sanierungen müssen weiter vorangetrieben werden und Anpassungen für differenzierten Unterricht sind nötig. Dabei müssen wir immer alle Schulen in Wesel in den Blick nehmen. Diese Investition müssen wir uns leisten können. Es reicht nicht aus, immer zu sagen, dass uns Bildung wichtig ist. Wir müssen auch in diesem Sinne handeln. Gerade hier können wir die Zukunft Wesels gestalten. Als neuer Bürgermeister kann ich meine beruflichen Erfahrungen hier besonders gut einbringen und die Investitionen noch sinnvoller gestalten.

Rund um die Aue gibt es viele Möglichkeiten der stillen Erholung. Müsste Wesel noch andere Angebote für Bürger und Gäste schaffen? Und wenn ja, welche?

Der Bereich rund um die Aue muss weiter entwickelt werden. Hier soll auch zukünftig eine naturnahe Erholung für alle Weselerinnen und Weseler möglich sein. Wir können aber auch diesen Bereich für sanften Tourismus viel besser nutzen. Ein wichtiger Schritt ist der Bau des neuen Minigolfplatzes am Auesee. Unsere Wassersportvereine sollen sich ebenso wie Besucher unserer Stadt dort wohlfühlen. Eine gemütliche Gastronomie sollte ebenso vorhanden sein. Wir müssen aber auch den Rhein noch viele stärker in diese Gedanken einbinden. Hier lassen wir aus meiner Sicht viele gute Möglichkeiten noch völlig ungenutzt. Zum Beispiel sollten wir die Rheinpromenade deutlich attraktiver gestalten. Der Biergarten und der Bau des neuen Komibades sind auch hier erste Schritte in die richtige Richtung. Gute Vorschläge von Bürgern zur Landschaftsgestaltung und zu attraktiven Beleuchtungen gibt es schon seit langem. Auch eine Sitztreppe, von der CDU erstmalig schon vor sechs Jahren vorgeschlagen, ist eine zeitgemäße Ergänzung, die insbesondere auch junge Menschen ansprechen wird.

Der Handel im Internet macht den Geschäftsleuten immer mehr zu schaffen. Was ist dringend nötig, damit die Innenstadt nicht verödet? Und was passiert, wenn der Kaufhof – zum Beispiel wegen hoher Mietforderungen – doch noch die Hansestadt verlässt?

Wir müssen als Stadt viel mehr Energie in die Attraktivität der Innenstadt investieren. Wir müssen unsere Einzelhändler bei ihrem Online-Auftritt unterstützen und gemeinsam Synergien erzeugen. Gemeinsam ist man besonders an dieser Stelle viel stärker. Den Ansatz der Werbegemeinschaft, das Gutscheinsystem auch online voranzutreiben, unterstütze ich ausdrücklich. Für die direkten Auswirkungen der Corona-Krise haben wir ein zeitlich befristetes Gutscheinsystem angestoßen, das akut helfen soll. Die bessere Durchmischung und Vielfalt des Angebotes in der Innenstadt muss stärker in den Blick genommen werden. Wir müssen dafür sorgen, dass sich auch wieder neue Geschäfte in den Leerständen ansiedeln wollen. Wir werden eine Entwicklungsgesellschaft gründen, die sich auch um wichtige Immobilien in unserer Stadt kümmern kann.

Es gibt immer mehr Singlehaushalte und ältere Menschen – ist Wesel hier gut aufgestellt? Reichen die Angebote in der Kreisstadt für eine immer älter werdende Gesellschaft aus? Was muss unbedingt getan werden?

Wir brauchen in Wesel dringend mehr Wohnraum. Wir brauchen mehr Wohnraum für ältere Menschen und junge Familien. Wir brauchen aber auch eine gute Mischung aus gefördertem und freiem Wohnungsbau und sollten uns nicht nur auf einen Bereich konzentrieren. Städte unserer Größenordnung müssen sich für die Zukunft im gesamten Wohnungsbereich gut aufstellen. Wichtig ist, dass jede Bürgerin und jeder Bürger solange sie oder er möchte, zu Hause leben kann. Das muss in jedem Ortsteil möglich sein und wir werden uns dafür stark machen.

Schließt die Schule, stirbt das Dorf, heißt es. Was ist nötig, um das Leben in Wesels Dörfern besonders für junge Familien attraktiv zu machen?

Wir können sehr stolz auf unsere Dörfer sein. Dort ist man für einander da und hilft sich gegenseitig. Wir brauchen in den Dörfern Einkaufsmöglichkeiten, Ärzte und Apotheken, Kinderbetreuung und Schulen. Junge Familien brauchen Flächen zur Bebauung und eine gute Anbindung durch den ÖPNV. Die Anbindung unserer Dörfer ist eine zentrale Frage für die nächsten Jahre. Wir müssen dafür sorgen, dass das schnelle Internet in jedem Haus ankommt. Die unterschiedlichsten Initiativen, die in unseren Dörfern aktiv sind, müssen von der Verwaltung und von der Politik stärker unterstützt werden. Dazu möchte ich einen regelmäßigen Austausch auf den Weg bringen. Dort sind die Menschen engagiert, die besser wissen, was fehlt und wo sich etwas tun muss. Gerade hier ist das Zuhören ganz wichtig.