Wesel. Die Straßen am Rathaus sind die Jahre gekommen. Und die Kanäle auch. Bis 2024 soll sich eine Menge verändern. Auch eine Kiss & Ride-Zone kommt.
In den letzten Jahren hat sich in der Innenstadt einiges getan. Die Fußgängerzone wurde rundum erneuert, Wohnviertel erhielten ein neues Gesicht und Straßen wurden modernisiert. Zurzeit ist die Neustraße dran, 2021 und 2022 folgen weitere - diesmal im Rathausviertel.
Das Förderprogramm Stadtumbau West macht es möglich. Kürzlich ist der Bescheid über 575.000 Euro im Rathaus eingetroffen, die für den Ausbau der Bierbrauer-, Kettler-, Schmidt- und Torfstraße sowie Flesgentor und Ritterstraße vorgesehen sind. Bürgermeisterin Ulrike Westkamp und Michael Blaess, Teamleiter Verkehrsplanung und Straßenbau, stellten jetzt das Gesamtpaket vor.
Nach dem Krieg wiederhergestellt
Im Frühjahr 2021 sind zunächst die Bierbrauer- und Kettlerstraße dran. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden beide wiederhergestellt, genauso wie die Schmidt- und Torfstraße, die 2022 saniert sein sollen. Entsprechend ist die Bausubstanz.
Statt der Teerdecke wird es hier künftig graues Pflaster geben, wobei ein Seitenbereich mit grau-anthrazitfarbigem Riemchenpflaster vorgesehen ist. Alle Straßen erhalten eine 30 Zentimeter breite Rinne zur Entwässerung. Und sie sollen grüner werden. „Das sieht jetzt sehr leblos aus“, findet auch Michael Blaess. Baumbeete und einzelne Bäume werden das ändern. Die vorhandene Straßenbeleuchtung wird außerdem erweitert und auf LED-Technik umgestellt.
Kanäle und Hausanschlüsse
Und auch im Untergrund tut sich was. In der Bierbrauerstraße, in der es momentan keine Kanalisation gibt, ist ein Mischwasserkanal geplant, in der Kettlerstraße ist eine Erneuerung des Schmutz- und Regenwasserkanals genauso vorgesehen wie der Austausch der Hausanschlüsse samt Schächten. In der Schmidtstraße entstand der Kanal in den Jahren 1913 bis 1949, wobei das Schmutzwasser seit 2016 durch neue Rohre abfließt. Hier muss aber ein Regenwasserkanal aus Kunststoff her. Auch sind neue Hausanschlüsse und Schächte fällig.
In der Torfstraße rechnen die Planer mit Überresten des Augustinerkonvents mit der Augustinerkirche aus dem 14. Jahrhundert. Deshalb werden die Erdarbeiten von Archäologen begleitet, heißt es.
Kiss & Ride-Zone
Etwas anders gestaltet werden die Ritterstraße und Teile des Flesgentors, nämlich mit roten Pflastersteinen. Damit soll auf die hier existierende Fahrradstraße aufmerksam gemacht werden. Diese Maßnahme ist für die Jahre 2022 bis 2024 geplant. Danach gibt es vielleicht etwas mehr Ordnung beim Bringen und Abholen der Schüler am Andreas-Vesalius-Gymnasium. Denn in Absprache mit der Schule wird in Höhe der Zufahrt zum Bühnenhaus eine so genannten Kiss & Ride-Zone eingerichtet. Zwei, drei Autos werden hier Platz haben, wobei sie wirklich nur zum kurzen Stopp vorfahren dürfen. Im Schuljahr 2018/2019 kamen von den 870 Schülern im Durchschnitt 600 zu Fuß oder mit dem Fahrrad zum Unterricht. Durch die Wiedereinführung des Abiturs nach neun Jahren werde sich diese Zahl ab dem Schuljahr 2027/2028 aber voraussichtlich um zehn bis 15 Prozent erhöhen.
Auch am östlichen Ende des Flesgentors könnten historische Funde die Arbeiten behindern. Man rechnet mit Gegenständen rund ums Flesgentor aus dem 15. Jahrhundert. Und in der Ritterstraße könnten Überreste des ebenfalls aus dem 15. Jahrhundert stammenden Fraterhauses St. Martini schlummern.
Im Untergrund liegen sowohl in der Ritterstraße als auch am Flesgentor mit die ältesten Kanäle, nämlich von 1913. Bis 1952 wurde an der Kanalisation gearbeitet. Nun gibt es erhebliche Schäden wie Risse, Scherben und Korrosion.
Die Stadt wird einen Antrag zum neuen Förderprogramm des Landes Nordrhein-Westfalen zur Finanzierung der Straßenausbaubeiträge stellen. Das habe angekündigt, die Anliegerbeiträge zur Hälfte zu übernehmen.
Zahlen und Fakten
Die Arbeiten im Rathausviertel sind die letzten, die aus dem Förderprogramm Stadtumbau West im Bereich Wesel Innenstadt mitfinanziert werden. Insgesamt wurden 10,5 Millionen Euro an Fördermitteln bewilligt. Davon sind 9,1 Millionen Euro bereits abgerufen, so dass bis 2024 noch 1,4 Millionen Euro drin sind.
Noch in diesem Jahr erfolgen die Ausschreibungen für die Bierbrauer-, Kettler-, Schmidt- und Torfstraße.