Hamminkeln. Das Kollektiv „RaumZeitPiraten“ stellt seine künstlerischen Dorfbilder in der ehemaligen Hamminkelner Wäscherei an der Diersfordter Straße vor.

Ein Raum, sieben Klang-Installationen, Filmsequenzen an den Wänden: Es ist ein ungewöhnliches Projekt, das die Drei der Künstlergruppe „RaumZeitPiraten“ bis Sonntag im Rahmen ihres Künstler-Stipendiats auf die Beine gestellt haben. Der Wuppertaler Tobias Daemgen, der Düsseldorfer Moritz Ellerich und der Mülheimer Jan Ehlen agieren als Künstlerkollektiv „RaumZeitPiraten.“

Eine Herausforderung wie diese war aber auch für das Trio ungewöhnlich. Sie bewarben sich für das zweimonatige Künstler-Stipendiat auf Schloss Ringenberg und widmeten sich dem Thema „Keep your distance - come closer“. Ihre Fragestellung: „Gibt es Möglichkeiten, über digitale Medien und Formate eine Nähe herzustellen, das aber auf den Raum Hamminkeln bezogen?“

Als Stadtmenschen ab auf die Dörfer

Die Stadt mit ihren sieben Ortschaften stellte für sie eine Besonderheit dar. Das habe sie als Stadtmenschen bei ihren Tages-Radtouren „erst fasziniert und dann auch ein bisschen überfordert“, gesteht Tobias Daemgen (40). Schließlich kamen sie auf die Idee , „eine Installation zu machen stellvertretend für jeden einzelnen Ortsteil“, sagt Ellerich. Jede Skulptur ist mit einem Radio bestückt, die Klangcollagen wiedergeben „mit Sachen, die wir selber gesammelt haben und Dingen, die uns tatsächlich von den Hamminkelnern zugesendet wurden“. Dabei sind Musikbeispiele des Posaunenchors Hamminkeln oder vom Männergesangverein „Bleib treu“.

Auch Geräusche sind zu hören. In dem gut dreißig Quadratmeter großen Raum verdichte man das Ganze nochmal, „indem wir wirklich alle Stadtteile mit deren eigenen Klangkulissen nochmal einspielen, die sich vermengen wie bei einer Jazz-Improvisation – quasi audio-visuelles Musizieren.“ Dazu kommen Interviews und Videoprojektoren zeigen Aufnahmen, „die wir bekommen oder gesammelt haben über Facebook und Internet aus Hamminkeln. Die werden dann auch zusammen collagiert.“

Menschen waren „total hilfsbereit“

Die Bilder zeigen unter anderem einen fahrenden Trecker, die Autobahn, die Landwirtschaft, Pflanzen, Architekturobjekte, Stadt, Kirche oder eben auch mal ein Gildezeichen aus Mehrhoog .

Der Anspruch, über die digitalen Medien auch die Bevölkerung zu aktivieren, sei ein neuer Zugang für das Kollektiv gewesen, sagt Daemgen. Bislang habe man sich bei der Gestaltung solcher Collagen eher auf das eigene Sammeln gestützt. „Hier war der Anteil der sozialen Interaktion höher.“ Die Menschen, die auf sie reagierten, seien „total hilfsbereit gewesen“, sagt Ellerich.

„Erst mal ins Reden kommen“

Der 37-jährige räumt aber ein, dass es schwierig war, „mit so einem Vorhaben so einfach per Mail ins Wohnzimmer zu platzen.“ Bei den Interviews musste man „erstmal ins Reden kommen“, um das Eis zu brechen. Daemgen erinnert sich an einen Facebook-Kommentar. „Ich habe keine Ahnung von Kunst, aber werden dafür öffentliche Gelder ausgegeben?“ Kultur habe auch die Funktion, Menschen zusammenbringen, finden die Künstler.