Wesel. Fast 470 Quadratmeter Fläche beackert Karin Wiedenhöft in der Anlage „Am Tannenhäuschen“ seit 56 Jahren. Die Freude daran hat sie nie verloren.

Ihr grünes Paradies ist genau 468 Quadratmeter groß, und das schon seit 56 Jahren. Es war 1964, als Karin Wiedenhöft zusammen mit ihrem Mann Stefan die Parzelle im Kleingartenverein „Am Tannenhäuschen“ pachtete.

Sie gehörten mit zu den ersten, die hier gruben und pflanzten und es sich schön machten. „Damals war rundherum nur Acker“, erinnert sich die Feldmarkerin, nun führt schon seit Jahrzehnten die Bocholter Straße unmittelbar an dem Gelände vorbei.

Aus Südafrika an den Niederrhein

Es war für das Ehepaar ein Eintauchen in eine andere Welt. Denn die beiden kamen zusammen mit ihrer Tochter direkt aus Vanderbijlpark bei Johannesburg in Südafrika nach Wesel. Stefan Wiedenhöft hatte hier bei Siemens eine Arbeit und damit verbunden auch eine Wohnung gefunden, wo Karin Wiedenhöft, die ursprünglich aus Mülheim stammt, auch heute noch lebt. Es gibt kaum einen Tag, an dem sie nicht mit dem Fahrrad in die Kleingartenanlage fährt, um ihren Garten zu pflegen und zu ernten.

Es ist eine Arbeit, die ihr viel Freude bereitet. Das wird im Gespräch immer wieder deutlich. Sie versorgt sich selbst mit Obst und Gemüse, direkt frisch aus dem Garten oder aus der Tiefkühltruhe, wo die Lebensmittel so lange lagern, bis sie im Topf landen.

Die Saison beginnt mit grünem Spargel, dann folgen Salat und Kohlrabi, später Zucchini, Gurken und Tomaten. Auch die ersten Kartoffeln sind schon da. „Und die schmecken...“, schwärmt die 80-Jährige, der man ihr Alter kaum glauben mag. „Deshalb verstehe ich nicht, wenn manche Leute nichts anbauen wollen“. Schließlich komme hier keine Chemie auf die Pflanzen, noch nicht mal Blaukorn. So könne man viel gesünder leben.

Es gibt kaum etwas, was es nicht gibt in Karin Wiedenhöfts Garten. Wirsing, Rotkohl, Weißkohl, Blumenkohl, Sellerie, Kürbis, Bohnen, Erdbeeren, Himbeeren, Johannisbeeren, Äpfel und Pflaumen. Für die nötige Würze stehen Petersilie, Rosmarin, Schnittlauch, Bohnenkraut und Co. parat. Und fürs Auge gibt es jede Menge bunter Blumen.

Bei jedem Wetter da

Dass das eine Frau alleine bewältigt, ist fast nicht zu glauben. „Ich bin bei jedem Wetter da“, sagt die Kleingärtnerin. „Es macht mir nichts, wenn ich mal einen Schauer abkrieg’.“

Ja, ihren Garten, den sie genieße sie richtig. Dass die graue Liege unter dem Forsythien-Bäumchen mit der Blumenampel eher selten Kontakt mit ihr hat, versteht sich bei dem Arbeitspensum von selbst. „Höchstens mal eine halbe Stunde nach der Arbeit“, sagt sie auf die Frage, wann sie denn hier mal zur Ruhe kommt.

Viele feste Termine

Denn es gibt noch viele andere feste Termine: Mittwochs geht’s mit Freundin Karin immer auf Radtour in die Umgebung, sonntags wird im Garten Karten gespielt und gegrillt, und auch Turnen ist regelmäßig angesagt, was die Gelenkigkeit der Weselerin erklärt.

Zurzeit hat Karin Wiedenhöft als zweite Vorsitzende auch noch kommissarisch den Vorsitz beim Kleingartenverein, was sich am Samstag wohl ändert, hofft sie. Dann tritt Terry Albrecht wieder zur Wahl an, um die Aufgaben zu übernehmen, die auch Karins verstorbener Ehemann Stefan lange Jahre erledigte.