Kreis Wesel/Kamp-Lintfort. Künftig will der Kreis Wesel ein neues Kompostwerk zusammen mit dem Kreis Viersen betreiben en – das würde zusätzlich noch Gas liefern.
Auch das ist der Asdonkshof: Ein unermüdlicher Produzent von Kompost. Hier, im Biokompostwerk, ist der einzige Ort auf der Anlage, an dem es wirklich intensiv riecht – holzig, erdig, nicht unangenehm.
Bis zu 55.000 Tonnen Bioabfall und Grünschnitt werden jährlich im Asdonkshof angeliefert. Das ist mehr als die aktuelle Anlage verarbeiten kann, erläutert Helmut Czichy, im Vorstand der Kreisverwaltung für das Abfallthema zuständig. Deshalb plant der Kreis Wesel zusammen mit dem Kreis Viersen, am Standort Asdonkshof ein neues Kompostwerk zu bauen. Und anders als das aktuelle Kompostwerk wird es eine
Vorstufe der Vergärung geben: Hier entsteht Gas, das im Blockheizkraftwerk verwertet werden soll, somit Strom und Wärme produziert. Es könnte aber auch ins Gasnetz eingespeist – oder direkt für den Antrieb von Fahrzeugen genutzt werden, Müllfahrzeugen beispielsweise. Die könnten bei Anlieferung tanken.
Rund 33 Millionen Euro wird die neue Anlage kosten, vermutlich eher mehr, denn: „Diese Berechnung stammt aus dem Jahr 2018“, erläutert Czichy. „Für den Kreis Wesel allein wäre eine solche Anlage nicht wirtschaftlich zu betreiben, zusammen mit dem Kreis Viersen aber haben beide Seiten Vorteile.“
In Umschlagstationen sollen Grünschnitt und Bioabfall von kleinen Müllautos auf große Lkw verladen werden – das soll die Transporte reduzieren, die über die A3 laufen, was die Städte schont.
„Kompost düngt, verbessert die Bodenstruktur und spart Wasser“, zählt Mike Egelhof, Leiter der Biokompostanlage, die Vorzüge auf. Das Material wird an die Landwirtschaft vermarktet, die Qualität regelmäßig extern getestet.
Grünabfuhr wird von außen an das Kompostwerk geliefert, der Inhalt der Biotonnen in der Halle abgekippt. Das soll mögliche Geruchsbelästigungen verhindern, allerdings riecht es hier lediglich nach Kompost und Vögel haben es sich in der Halle heimisch gemacht.
„Was angeliefert wird, schwankt je nach Jahreszeit: Im Sommer mehr Gras und Gartenabfälle, im Herbst viel Laub“, erklärt Egelhof, der spürbar für seine Arbeit brennt. Das angelieferte Material wird auf Störstoffe überprüft – und hier ist Egelhof bei seinem Thema. Plastik. „Das gehört nicht in die Biotonne, selbst wenn es angeblich kompostierbar ist.“
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Denn der Kompostierprozess am Asdonkshof ist schneller als die Zeit, die kompostierbares Plastik zum Abbau baut. „Am Ende kann niemand unterscheiden, um welche Sorte Plastik es sich handelt. Wir nicht, und der Bauer auch nicht.“ Auch Kaffeepads haben nichts in der Biotonne zu suchen. Plastik muss komplett aussortiert werden, „das ist Gift für das Verfahren. Es gefährdet die Qualität des Komposts, erhöht den Aufwand und belastet somit die Abfallgebühren.“
Bakterien, Mikroorganismen und Pilze bei der Arbeit
Ist das Material aus Biotonne und Grünschnitt von Plastik befreit, wandert es in eine so genannte Homogenisierungstrommel. Das Material wird durchmischt, Grünschnitt sorgt dafür, dass der Abfall aus der Biotonne luftig wird. Im Anschluss wird geschreddert, gesiebt – weiter geht’s auf einem Förderband zur großen Komposthalle.
Wichtigster „Mitarbeiter“ hier ist die Dynacomp-Anlage: Sie schichtet das Material akribisch und exakt zu 16 trapezförmigen Mieten auf, 2,70 Meter hoch. 400 Tonnen frisches Material werden zu einer Miete verarbeitet, die Saugbelüftung im Spaltboden sorgt für eine stetige Durchlüftung.
Nach 40 bis 70 Tagen ist der Kompost fertig
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Nachts bohrt die Anlage die Mieten an, verbessert die Durchlüftung somit weiter. 40 bis 70 Tage lang erledigen jetzt Bakterien, Pilze und Mikroorganismen ihre Arbeit. Dann räumt die Dynacomp die nunmehr halb so hohe Miete wieder ab, der Kompost ist fertig und er ist RAL-zertifiziert. Kunden können ihn gratis eimerweise beim Wertstoffhof am Asdonkshof abholen, wer mehr benötigt kann vorfahren. Kostenlos ist der Kompost deshalb, weil seine Produktion bereits über die Müllgebühren bezahlt ist.