Hamminkeln. Landwirte hatten Unterstützung bei der Aussaat von Blühwiesen angeboten, aber es kam keine Reaktion. Bürgermeister bedauert das Missverständnis.

Den Hamminkelner blüht was. An vielen Stellen im Ort. Biene, Hummeln, Schmetterlinge und andere Fluginsekten laben sich an reich gedeckten Tischen, die auch noch sehr vielfältig bestückt sind. Eigentlich ein Grund zur Freude, doch in Dingden in den letzten Tagen auch ein Grund zum Ärgern. Für die Landwirte.

Keine Antwort auf das Angebot der Dingdener Landwirte

Aber was ist passiert? Landwirt Rüdiger Neuenhoff erklärt es. Gemeinsam mit der Stadt Hamminkeln und der Bäckerei Bors entstand im Frühjahr 2020 auf der circa 2.500 m² großen Fläche im Bereich der Bäckerei Bors ebenfalls eine Wildblumenwiese. Die Blühwiese wurde über die Spendenplattform betterplace.org und durch eine große Spende Bastian Bors finanziert. „In den Kosten von knapp 3.000 Euro ist die Aussaat und die dreijährige Pflege der Blühwiese enthalten,“ hieß es. Das bringt die Bauern in Hamminkeln auf die Palme.

„Die brüsten sich mit dieser Fläche von 2.500 qm, für das Geld hätten wir die zehnfache Menge an Fläche entsprechend bearbeiten können“, zeigen sich Neuenhoff sowie seine Kolleginnen und Kollegen spürbar erbost. „Wir haben dem Bürgermeister angeboten, die Fläche bei Bors kostenlos anzulegen“, berichten die Landwirte. „Außerdem haben wir signalisiert, weitere Flächen zur Verfügung stellen zu wollen sowie das Saatgut dafür zu spenden und auch noch den Acker entsprechend zu bearbeiten.“

Bauern: Wir sind nicht alleine für Insektensterben verantwortlich

Rüdiger Neuenhoff berichtet, dass die Mails, die er dementsprechend ins Rathaus schickte, vom Bürgermeister und auch von der Klimaschutzmanagerin Mandy Panoscha erst gar nicht beantwortet wurden. Auf Nachfrage bestätigte Bürgermeister Bernd Romanski am Freitagmittag den Eingang der Mail. Aber: „ Da ich die Angelegenheit intern mit der Bitte um entsprechende Bearbeitung weitergeleitet hatte, war ich davon ausgegangen, dass der Vorgang bearbeitet wird. Dies ist offenkundig nicht geschehen,“ bedauert er. Romanski betonte auch, dass er sehr wohl an einer Zusammenarbeit mit den Landwirten interessiert sei.

In Hamminkeln sind seit dem Jahr 2014 auf rund 130.000 Quadratmeter Fläche Blühwiesen und Blühstreifen angelegt worden. „Das sind Flächen, die aus unserer Produktion raus sind und uns Zeit und Geld kosten“, erklärt Landwirt Jens Buchmann. Die Bauern betonten, dass sie nicht verstehen, dass den Landwirten pauschal das Insektensterben zu Last gelegt wird. „Wir sind nur für 33 Prozent verantwortlich und reagieren darauf, doch was ist mit den anderen 66 Prozent, davon redet niemand“, so Neuenhoff. Die Zerstörung von Lebensraum geschehe beispielsweise auch durch Baumaßnahmen in den Städten oder nächtliche Lichtquellen. „Man zeigt immer mit den Fingern auf uns, aber wir machen wenigstens was“, sagt Neuenhoff.