Wesel. Andreas Möllenbeck möchte, dass die Raupennester beseitigt werden. Doch bei der Suche nach Hilfe wurde er immer weiter verwiesen.

Wer einmal mit dem Eichenprozessionsspinner nähere Bekanntschaft gemacht hat, juckt sich schon beim Anblick befallener Bäume. Und von denen gibt es momentan reichlich - zum Beispiel auch an der Brüner Landstraße.

Dort sind Tag für Tag viele Menschen unterwegs. Schulkinder mit dem Fahrrad, Ausflügler und auch Andreas Möllenbeck mit Athena. Morgens und mittags geht es mit der griechischen Mischlingshündin hier zum Gassigang.

Im April/Mai gespritzt

Als Andreas Möllenbeck die Prozession der behaarten Raupen auf zwei Bäumen zwischen der Straße am Schwan und dem Molkereiweg entdeckte, dazu noch ein heruntergefallenes Nest auf dem Geh- und Radweg, wurde er sofort aktiv. Doch um Unterstützung bei der Beseitigung zu bitten, war gar nicht so einfach. Der Kreis Wesel verwies an die Stadt Wesel, die wiederum an den Kreis, bis er schließlich den Landschaftsverband als Ansprechpartner genannt bekam.

Andreas Möllenbeck mit Hündin Athena vor den Eichen an der Brüner Landstraße.
Andreas Möllenbeck mit Hündin Athena vor den Eichen an der Brüner Landstraße. © FUNKE Foto Services | Erwin Pottgiesser

Am Ende landete der Obrighovener bei der Straßenmeisterei Voerde, die zum Landesbetrieb Straßen NRW gehört. Das, was Möllenbeck da zu hören bekam, war für ihn alles andere als einsichtig. Man habe im April/Mai einmal dort gespritzt, das müsse reichen.

Viel benutzter Geh- und Radweg

Keine Frage, nicht überall können die Raupen des Nachtfalters beseitigt werden, aber an einem viel benutzten Geh- und Radweg? Zumal die Brennhaare, die problemlos weite Strecken in der Luft zurücklegen einen höllischen Juckreiz auslösen, die so genannte Raupendermatitis. Das Gefährliche ist das Nesselgift Thaumetopoein, das die Raupe vor Feinden schützt, die sie sonst fressen würden.

Straßenmeisterei Voerde

Gregor Hürter, Sprecher beim Landesbetrieb Straßen NRW, sieht die Gefahr so nicht: „So lange man nicht am Baum rüttelt“. Er will nun aber doch dafür sorgen, dass sich die Straßenmeisterei der Sache nochmal annimmt und rausfährt.

Denn nicht nur für Menschen stellen die Raupenhaare, die milliardenfach unterwegs sind, eine Gefahr dar. Auch Tiere können gefährlich erkranken, wenn sie zum Beispiel mit der Zunge daran lecken. Verätzungen, Schwellungen und schlimme Entzündungen sind die Folge. Deshalb sollten Eichen zurzeit gemieden werden, egal ob im Wald, im Park oder an Straßen, wo Eichen das Spalier bilden. Dabei lässt sich der Befall der Bäume nicht unbedingt immer auf den ersten Blick erkennen, vor allem wenn sie groß sind. Dort, wo bereits Schilder vor dem Eichenprozessionsspinner warnen, ist aber auf jeden Fall besondere Vorsicht geboten.

Und was kann man tun, wenn die feinen Gifthärchen sich schon breit gemacht haben? Da hilft nur, die komplette Kleidung zu waschen und zu duschen. Erst dann kann man ziemlich sicher sein, dass die Übeltäter weggespült sind.

Schutzgemeinschaft rät zur Meldung

Übrigens: Die Brennhaare bilden sich etwa ab Mitte Mai, Ende Juni hat jede Raupe dann rund 500.000 davon, allesamt mit Widerhaken. Sie bleiben an der Bekleidung, den Schuhen und an Haaren haften und lösen so den extremen Juckreiz aus, der bis zu 14 Tage anhalten kann.

Die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald rät dazu, Nester des Eichenprozessionsspinners umgehend dem zuständigen Gesundheitsamt oder im Wald den Forstämtern melden. Der Eichenprozessionsspinner ist in den letzten Jahren verstärkt auf dem Vormarsch. Denn er bevorzugt warm-trockenes Klima und breitet sich nun immer stärker in Deutschland aus.