Hamminkeln. In Hamminkeln werden jetzt alte Getreidesorten angebaut, die später in regionalen Produkten verarbeitet werden. Die EU fördert das Projekt.

Mahndorfer Hanna, Black Pearl und Alpine Pfauengerste. Noch nie gehört? Könnte aber bald in Ihrem Brot oder auch Bier stecken. Denn dabei handelt es sich um uralte Getreidesorten, denen im Rahmen des EU-Förderprojektes „Regionales Back- und Braugetreide“ zu neuer Blüte verholfen werden soll.

Und da Hamminkeln bei der Landwirtschaft im Kreis schon immer eine gute Adresse war, hatte sich die Stadt als Antragsteller zusammen mit dem Kreis Wesel und weiterer Partner wie der Landwirtschaftskammer zu einer Kooperationsgemeinschaft zusammengefunden, um die Fördermittel zu beantragen. Aus Brüssel gab es jetzt grünes Licht – und Bürgermeister Bernd Romanski konnte somit erfreut den Start der Kampagne auf dem Hof von Christian Dorsemagen einläuten. Er ist einer von drei Landwirten am Niederrhein – neben Walter Buchmann aus Wesel und Andreas Mesch vom Gutsbetrieb Kalbeck in Weeze – die sich an dem Projekt zur nachhaltigen Fruchtfolgerweiterung durch Sommergetreide in wassersensiblen Gebieten beteiligen.

Alle warten auf die „Mahndorfer Hanna“

Auf etwa drei seiner 250 Hektar großen Flächen am Weißenstein unweit der B 473 baut Dorsemagen nun die „Mahndorfer Hanna“ an. „Sommergetreide ist schon ein Risikoanbau. Die Erträge sind geringer, es ist wegen der Trockenheit oft keine gute Ernte.“ Doch das fast schon in Vergessenheit geratene Urgetreide– das Saatgut dafür hat Dorsemagen im Münsterland „zusammengekratzt“ – eröffnet nun neue Chancen, neue Perspektiven. Weil es längere Trockenperioden besser verkraften kann, den Stickstoff besser speichert, positive Einflüsse auf den Nitratgehalt hat und krankheitsresistenter ist. Ganz nebenbei eignet es sich gut zum Backen und Brauen. „Hier gehört das Programm hin“, findet Landwirt Dorsemagen. „Und es tut auch noch etwas für den Umweltschutz.“

Auch für Bürgermeister Romanski war es ein großer Tag. „Wir sind stolz, dass wir das Gutachtergremium der Europäischen Innovationspartnerschaft von unserem Projekt überzeugen konnten. Denn es berücksichtigt die komplette Wertschöpfungskette – von der Erzeugung, über die Weiterverarbeitung bis hin zum fertigen Produkt.“ Die lokale Vermarktung mache hierbei „den Charme aus“. Zudem leiste man einen Beitrag zum aktiven Gewässerschutz.

Hochschule begleitet das Projekt wissenschaftlich

Wissenschaftlich begleitet wird das Projekt von der Hochschule Geisenheim, die als eine der wenigen Hochschulen in Deutschland die technischen Möglichkeiten hat, das Getreide auf seine Back- und Braueigenschaften hin zu untersuchen. So können die Landwirte während des Anbaus begleitet werden. Dann entscheidet sich, ob das gewonnene Mehl und Malz am Ende auch geeignet ist für neue Spezialitäten vom Niederrhein.

„Ich bin auf den Geschmack schon ganz gespannt“, sagte Braumeister Walters Hüsges von Walter-Bräu als einer der regionalen Projektpartner. Dazu gehört auch Bäcker Matthias Winkelmann vom Cafe Winkelmann. „Die Leute wünschen sich mehr regionale Produkte.“ Dritter hiesiger Projektpartner ist Wilhelm Kloppert von der Niederrhein-Westfälischen Braumanufaktur in Hamminkeln. „Wir haben hier wenig regionales Getreide, bekommen seit Jahren vieles zugeliefert“, sagt Projektleiter Thomas Michaelis von der Stadt Hamminkeln. „Wir müssen ausprobieren und gucken, wie sich das Getreide entwickelt.“ Doch langfristig solle das Projekt auch nach der Förderung betriebswirtschaftlich Sinn machen. „Es ist ein Meilenstein, aber mit offenem Ergebnis.“