Hamminkeln. Umweltschutz, wirtschaftliche Nischen für Bauern und Rohstoff für Brauer wie Bäcker: Hamminkeln macht bei einem EU-Projekt zum Sommergetreide mit

Alte Getreidesorten für das Brau- und Backhandwerk, angebaut in Wasserschutzgebieten, könnten die Fruchtfolge in der Landwirtschaft erweitern – die EU hat einen Fördertopf dafür eingerichtet. Aus dem will Hamminkeln für die kommenden drei Jahre eine halbe Stelle für die Projektkoordination komplett finanzieren lassen. Dafür hat sich gestern einstimmig – bei Enthaltung der FDP – der Haupt- und Finanzausschuss ausgesprochen.

Weniger Nitrat im Grundwasser

Es ist ein Projekt, das sowohl der Umwelt, als auch den Landwirten und den Erzeugern spezieller Produkte zu Gute kommen soll – Bierbrauern beispielsweise. Der Umweltaspekt: Weniger Nitrat soll in das Grundwasser gelangen. Am Niederrhein wird überwiegend Silomais und Futtergetreide angebaut, Braugerste und alte Getreidesorten spielen kaum eine Rolle, so die Verwaltung: Es lohnt sich mangels Nachfrage kaum.

Auf der anderen Seite sind in den vergangen Jahren zahlreiche kleinere Brauereien auf den Markt gekommen, während gleichzeitig die Handwerksbäckereien von den Discountern und den Industriebäckereien in die Knie gezwungen worden sind. Laut Verwaltung suchen beide Branchen nach Alleinstellungsmerkmalen und finden sie auch: in regionalen Spezialitäten. „Leider kann für Bäcker und Brauer die Nachfrage nach Rohstoffen aus der Region derzeit kaum befriedigt werden“, heißt es in der Vorlage für den Haupt- und Finanzausschuss.

Erfahrungen sammeln

Das EU-Projekt mit dem sperrigen Namen „Nachhaltige Fruchtfolgeerweiterung durch Sommergetreide in wassersensiblen Gebieten am Beispiel alter Getreidesorten für das Back- und Brauhandwerk“ soll helfen, Erfahrungen zu sammeln. Welche Sorte rechnet sich im Anbau? Das Projekt untersucht die Sorten auf ihre Tauglichkeit für verschiedene Produkte und auf ihre Vermarktungschancen. Zudem sollen „effektive Anbausysteme zur Vermeidung der Nitratauswaschung“ gefunden werden, der Schlüssel liegt hier in der Fruchtfolge. Sommergetreide eigne sich hervorragend, „um die Ziele des Wasserschutzes umzusetzen“. Hamminkelner Unternehmen aus Landwirtschaft und weiterverabeitenden Betrieben sollen Kooperationspartner sein.

Johannes Flaswinkel (Grüne) warb für das Projekt: Es kostet Hamminkeln nichts und könnte „eventuelle wirtschaftliche Nischen“ erschließen. Zwar habe die USD Zweifel, erläuterte Helmut Wisniewski, aber man müsse alles im Leben mal versuchen, nach drei Jahren sehe man, was dabei herausgekommen ist. Bürgermeister Bernd Romanski sieht eine „hohe Relevanz beim Thema Nitrat“, es sei eine gute Idee, um ökologisch gegen zu steuern. Johannes Bauhaus (CDU) setzt auf den Geschäftssinn der Bauern, „wenn es sich lohnt, werden sie aufspringen“ – und somit dem Projekt zum Erfolg verhelfen.

Projekt ist auf drei Jahre befristet

Auch die SPD ist dafür, Jörg Adams verwies aber darauf, dass nach drei Jahren Schluss ist, „dann müssen die Landwirte selbst weitermachen“. Die halbe Stelle solle nicht von der Stadt weiterfinanziert werden. Genau das befürdhtet die FDP und enthielt sich deshalb. Fazit: Falls die Stimmung bis zur Ratssitzung nicht kippt, steigt Hamminkeln in das Projekt ein.